Geschmäcker sind verschieden.
Eine simple Wahrheit, die immer dann gerne vergessen und verdrängt wird, wenn es darum geht den Gegenüber von der Richtigkeit des eigenen Geschmackes zu überzeugen, so als ob Geschmack ein logisch nachvollziehbares, objektiv messbares „Ding“ sei, dessen Eigenschaften jeder erkennen kann, der nur gewillt ist die Augen aufzumachen.
Von daher will ich gar nicht erst in den üblichen Rant über den seit einigen Jahren andauernden Trend „Sandbox-Gameplay“ ausbrechen. Wobei, vorausgesetzt ein „Dragon Age: Origins“ wird mit seiner recht deutlichen Linearität und striktem Story-Verlauf ein immenser finanzieller Erfolg, sich der Trend auch ruckzuck umkehren kann und dann diejenigen in weinerliches Geheule ausbrechen, die in Oblivion oder GTA die Erfüllung ihrer feuchten Spielerträume sehen.
Heute aber will ich einige Zeilen über das einzige „Sandbox-Gameplay“ verlieren, welches in meinen schwachen, maßlos subjektiven Augenlicht bestehen kann.
Wie jeder anständige Junge, oder jedes anständige Mädchen, welches sich schon früh einen feuchten Kehrricht um traditionelle Rollenverteilung geschert hat, so habe auch ich einen nicht unerheblichen Teil meiner Kindheit im Sandkasten verbracht. Ich habe, ja, auch mit Förmchen Sandkuchen gebacken. Der leider nie so gut geschmeckt hat wie der mütterliche Sonntagskuchen, aber dennoch … ich schweife ab. Deswegen habe ich noch viel öfters mit greuslichem Militärspielzeug zugebracht, welches man äusserst effektvoll in den perfidesten Hügel- und Grabenkrieg schicken konnte, den jene württembergische Kleinstadt jemals auf ihren Kinderspielplätzen erlebt hatte. Hach, grandiose Offensiven. Heldenhafte Kommandoeinsätze. Gnadenloseste Massenangriffe und verzweifelte Verteidiger, die für den Schutz der Heiligen Glasmurmelsammlung ihr letztes Plastikhemd hingaben. Das war so faszinierend, dass ich in blanker Unkenntnis und Ignoranz des historischen Ereignisses gelangweilt abwinkte, als mich mein Vater vom Spielplatz heimholen wollte, damit ich diese tolle neue Fernseh-Serie „Raumschiff Enterprise“ anschaue, die damals zum ersten Mal im westdeutschen Drei-Sender-TV (ARD, ZDF, regionales Drittes) lief.
Einige wenige Jahre später, meinen Irrtum bez. Star Trek längst eingesehen habend, war der Sandkasten immer noch ein bevorzugtes Spielgebiet. Förmchen waren nun endgültig und definitiv „out“. Aber ganz heftig „in“ waren pyrotechnische Effekte, die in Form von China-Krachern und kleinen Judenfürzen (was man als Kind damals so einfach sagte, ohne sich auch nur den HAUCH eines Gedankens zu machen) Leben in die Bude brachten. Denn vorbei waren die Zeiten der klassischen Feldzüge. Urban Warfare hielt Einzug im Sandkasten. Längst kämpften nicht mehr gute Helden gegen böse Wichter, sondern verwahrloste Terrorzellen brachten wahllos Choas und Vernichtung über den versammelten Fuhr- und Figurenpark. Verranzte Revell- und Airfix-Bausätze erlebten einen letzten finalen und bomb-astischen Auftritt. Alte Matchbox-Autos wurden bis zur Dachkante mit Sprengstoff gefüllt und nach langen Kriegsjahren eh schon verkrüppelte Polyuretan-GIs wurden, eng bepackt mit kleinen Cracker-Girlanden, auf den Weg ins Paradies geschickt. Und das Jahrzehnte, bevor in Fetzen gerissene Marktstände und in Schutt und Asche gelegte Gebäude, inklusive all der nur mühsam kaschierten Blutmeere am Boden, alltägliches Bild in den Nachrichten wurden, weil eine Handvoll Arschkrampen der Meinung sind, diese Dinge aus dem zivilisierten und gesitteten Rahmen eines Kinderspielplatzes zu zerren und „Ernst“ zu machen.
Doch bevor ich nutzloserweise den Moralischen bekomme, will ich auf ein Spiel hinweisen, welches für mich sehr gut diese Faszination wiedererwecken kann, ohne dass ich mich der Gefahr aussetzen muss, als alter Sack von politisch korrekt denkenden Soccer-Moms wegen Kindesmißbrauch durch die Strassen gehetzt zu werden, nur weil ich dem Sohnemann gezeigt habe, wie er China-Kracher so in sein Spielzeug-Auto packt, dass der Sprengstoff IM Wageninneren explodiert und nicht, weil zu lose verstaut, unnütz herausgeschleudert wird, bevor er sein Dasein aushaucht.
„Blitzkrieg“ mit all seinen Addons, Missionpacks und Fortsetzungen und deren Addons und Missionpacks. Kleine, fein nachgebaute Modellpanzer rumpeln durch eine putzige Spielzeuglandschaft. China-Kracher-Artillerie zerpflügt jeden Quadratmeter potentielles Feindgebiet. Plastiksoldaten werfen sich mutig ins Gefecht und robben Stück für Stück dem verschanzten und eingebunkerten Feind näher. Und wenn die Mission gewonnen ist, schweift meine Auge befriedigt über den mit Kratern, Gebäuderesten und Panzerwracks (kleiner Ini-Trick lässt sie nicht ruckzuck verschwinden) übersähten Sandkasten, während ich meine wetvollen Kerntruppen sorgsam wieder im RAM verstaue, damit sie in der nächsten Mission wieder glänzen und den Nachbarsjungen neidisch machen können.
„Sudden Strike“, obwohl mit der Auslöser für diese vermaledeite WK2-Massenschwemme der letzten Jahre, obwohl Grundvorraussetzung für die Existenz von „Blitzkrieg“, ist nur langweilig. Rahmen ziehen und irgendwie kleine, graue, gesichtslose Einheiten nach vorne schicken. Bäh.
„Blitzkrieg“ schafft es dagegen, genau diese mir so vertrauten und geschätzten Größenverhältnisse hinzubekommen. Und dafür zu sorgen, dass man seine Lieblingseinheiten vor allzu grober Behandlung schützt, während man alte, kaputte Dutzendware ohne zu zögern und rein zur Befriedigung voyeristischer Triebe in den Untergang jagt.
Das einzige „Sandbox-Gameplay“, welches ich mir gefallen lasse!
Harzach schrieb:"Von daher will ich gar nicht erst in den üblichen Rant über den seit einigen Jahren andauernden Trend "Sandbox-Gameplay" ausbrechen. Wobei […] sich der Trend auch ruckzuck umkehren kann und dann diejenigen in weinerliches Geheule ausbrechen, die in Oblivion oder GTA die Erfüllung ihrer feuchten Spielerträume sehen."Ich finde, man sollte sich eine gewisse Flexibilität als Spieler erhalten und sich nicht zu sehr spezialisieren. Das soll nicht heißen, dass man als Action-Fan jetzt plötzlich Rundenstrategie zwangskonsumieren soll, aber nur Sandbox oder nur lineares Gameplay ist doch irgendwann ermüdend und man verdirbt sich sein Hobby durch Übersättigung. Die Spiele würden dann irgendwann alle gleich aussehen (was sie jetzt ja wegen der Grafik bald so schon tun ;-)…Wobei: Die hochgelobte Nichtlinearität von Sandbox-Spielen ist oft ja eigentlich auch recht eingeschränkt:Letztlich muss man irgendwelche Checkpunkte abklappern, damit man weiterkommt und die Story ist auch hier in engen Bahnen festgelegt.Nur der Weg zwischen diesen Punkten wird einem oft freigestellt, manchmal geht es so weit, dass fast die gesamt Spielwelt von Anfang an offen steht – aber manchmal ist man in bestimmte Bereich eingeengt.AC2 ist ein gutes Beispiel für "verlogene" Nichtlinearität: Man kann diverse kleine Mini-Spiele durchführen oder Schätze suchen, aber soweit ich bis jetzt sehen konnte läuft der ganze Plot streng linear ab, der Charakter des Hauptdarstellers läuft wie auf Schienen und sogar Super Mario 64 ist weniger linear: Dort kann man sich die Levels aussuchen, die man spielen will.
Ich kann mit Sandbox Games auch nichts anfangen, das einzige Open-World Spiel was mir wirklich gefiel (dafür extrem) war Freelancer. Aber sonst gilt für mich: Linearität+geniale Story und Atmosphäre sind besser als eine offene Welt die mich angähnt. Deswegen zocke ich auch lieber Spiele wie Final Fantasy (ok bis einschließlich 10, der Rest ist auch Mist :P) als The Elder Scrolls, Gothic, Risen usw.
@Anonym: Full Ack.Ist ja nicht so, als haette ich es mit den Sandkaesten nicht probiert… habe auch einige dieser Exemplare hier rumliegen [ich gebe ja zu, es reizt mich durchaus doppelt, wenn Spiele auf dem Index stehen oder beschlagnahmt wurden], aber richtig interessiert haben die mich dann letztendlich doch nie.
Ich finde, man sollte sich eine gewisse Flexibilität als Spieler erhalten und sich nicht zu sehr spezialisieren.Gar keine Frage. Ist ja nicht so, dass mir ein GTA3 zumindest eine Weile keinen Spass gemacht hat. Dennoch ist mir eine deutlich "kleinere", handgefertigte Welt sehr viel lieber. Vor allem bei RPG-ähnlichen Spielen komme ich mir verloren und verlassen vor, wenn der Entwickler zu sehr auf "Sandbox" setzt. Zu wenig roter Handlungsfaden, viel zu viel belanglose Beliebigkeit. Keine Handlungsfreiheit, wie sie so oft beschworen wird, sondern einfach nur Folgenlosigkeit des Handelns, weil es im Grunde scheissegal ist, wie ich mich in diesem Spiel verhalte. Und wenn ich dank dynamischem Mitleveln gar nicht mehr das mysteriöse Drachental am Ende der Welt aufsuchen muss, sondern für Gold und Items (salopp ausgedrückt) einfach in den nächsten Keller steige, the Mother of all Rats meuchle oder mich auf die Strasse stelle und warte, bis der Zufallsgenerator einen HighLevel-Strauchdieb mit Tonnen voller Gold und wertvollem Loot spawnt … meinem Verständnis von Spielspass entspricht das nicht so sehr 🙂
oh ja, Geschmäcker sind verschieden – aber wie ! 🙂 Während ich BEIDE von dir angesprochenen Spiele im Einzelspielermodus einfach nur arm finde, entfaltet SS / SS2 im Mehrspielermodus (evtl mit Mods) seine ganze Klasse. Es ist fummelig, es ist abundzu nur frustrierend, aber es ist auch unglaublich befriedigend, wenn man nach minutenlangem Gefriemel den Gegner in 1000 Stücke zerballert. Dagegen ist "BlitzKrieg" richtig anspruchslos und langweilig.Wie "anonym" allerdings darauf kommt, Gothic mit TES(grade Oblivion) in einem Atemzug zu nennen, ist mir schleierhaft. Vollkommen unterschiedliche Herangehensweise; Gothic (1+2, zu 3 kann ich nichts sagen, habs nicht lang genug gespielt) IST linear, jedenfalls sofern man auf "schwer" spielt und nicht cheatet. Wie sonst will man den Ork als lvl 2 Bubi verhauen, der einem den Weg in die Bergregion verstellt? Lieber noch weiter im Tal bleiben, Aufgaben lösen und stärker werden.. DANN Orkwächter verhauen 😉
Ähnliche Erfahrungen haben mir SS-Veteranen auch schon bestätigt. Da ich aber Blitzkrieg nur als Ersatz für "Spielzeugpanzer im Sandkasten" benutze und ich fast alles auf der Map in Schutt und Asche legen kann, während ich meine Kernarmee hochpäppele … sind mir die taktischen Mängel des Spieles (alles funktioniert nach Muster "Aufklären, 3-4 Minuten Ari-Beschuss, dann mit Panzern und/oder Infanterie aufräumen) recht egal.Ich will hingegen nur mit Matchbox-formatigen Einheiten durch die Landschaft rumpeln, dabei gerne ein wenig überlegen, bevor man eine Aktion startet, und mich dann daran zu ergötzen, wie meine Truppen Gegner wie Landschaft zu Streichholz verarbeiten.
Im Allgemeinen wandle ich auch lieber auf den linearen Pfaden, vorausgesetzt man setzt diese gut in Szene.Ich bleibe aber auch gerne flexibel und fühle mich in jedem Genre mehr oder weniger zu Hause.Aber es geht mir in Spielen wie Oblivion oder GTA wie Vielen anderen auch: Nach einiger Zeit habe ich mich satt gesehen, die frei begehbare Welt wird langweilig und die Luft aus der Sandbox ist raus.
Hm, da muss ich doch gleich ne endlosrunde Homeworld 1 im Skirmish Modus zocken
Ob Sandbox gut ist oder nicht, hängt alleine davon ab, ob es gut umgesetzt wurde.Ich persönlich liebe Sandbox, wenn ich aber auch jederzeit wieder am Hauptstrang weitermachen kann…Oder sowas wie GTA 2 damals, das war eine Menge Spass, komplett ohne Missionen zu machen.Sandbox Games haben Ihre Daseinsberechtigung, ob man es mag, liegt bei einem selber.
Was ganz unqualifiziertes, mit dem erhobenen Zeigefinger wippend und natürlich politisch korrekt, wie immer:Ich finde den Namen "Blitzkrieg" doof!!11!1Das hat eigentlich nur etwas damit zu tun, das er für mich einfach nur billig klingt (im Sinne von bombastisch anbiedernd).
Das hat eigentlich nur etwas damit zu tun, das er für mich einfach nur billig klingt (im Sinne von bombastisch anbiedernd).Wenn Du die Person kennen würdest, die seinerzeit das letzte Wort bei der Namenswahl hatte, würdest Du Dich jetzt nicht wundern … :)Übrigens die gleiche Person, die auch für so Knaller wie "Divine Divinity" verantwortlich war.
Bestimmt einer von CDV – sags halt, mobygames listet 18 Leute auf, die bei DD, als auch bei Blitzkrieg in den Credits stehen.Los jetzt, ich muss meiner Voodoopuppe einen Namen geben, um diesen Namensmeuchler fuuuuuuuuuuuuurchtbare Schmerzen zu senden, jaha, ich bin gemein, ich werde die Puppe 24/7 lang GZSZ schauen lassen, muahaha, böse, ich bin sooo böse.
Ich sehe das wie Atreyu. Alles hängt von der Umsetzung ab. Es gibt meiner Ansicht nach aber durchaus die Tendenz, dass Entwickler mit offenen Welten nicht gut umgehen können und dann Quantität und nicht Qualität produzieren, was meiner Ansicht nach (einer der) Gründe ist, warum GTA: SA und andere Titel bei etwas anspruchsvolleren Gamern oft nicht beliebt sind. Imo ist das bedauernswert, den gerade in Rollenspielen begrüße ich offene Spielwelten sehr. Da hat man was zu Erkunden und solange es abseits der Hauptwege auch gute Quests, knackige Gegner und idyllische Landschaften gibt, sehe ich da wirklich kein Problem.
Bestimmt einer von CDV – sags halt, mobygames listet 18 Leute auf, die bei DD, als auch bei Blitzkrieg in den Credits stehen.Sry, aber den Namen findest Du nicht in den Mobygames-Credits. Wenn Du Dir aber vorstellen kannst, wer letztendlich bestimmen kann, welchen Namen ein Spiel trägt, hast Du ihn 🙂
Negativbeispiel war für mich zum Beispiel Dungeon Siege 2. Man sollte wirklich niemals einen Levelschlauch in einem RPG haben. Ein Grund mehr, Sacred 1+2 zu lieben, selten gibts es solch offene Welten wie in diesen Games. Gut sind natürlich auch viele Sidequests, ebenfalls ein Punkt für Sacred 2.Sowas ist für mich gelungenes OpenWorld. Auch von Oblivion war ich eher positiv überrascht, obwohl mir die Hardcore-RPGs fast schon zu anspruchsvoll sind.
Zum Thema Sandbox möchte ich auch nochmals die Sprache auf "Love" bringen. War hier vor einiger Zeit schonmal die Rede von. Hat die Alpha mal jemand ausprobiert? Harzach, wie wäre es mit einem kleinen Review demnächst?
Das mit Oblivion nimmst du zurück! Ansonsten mach ich hier einen auf "Hottentotten Tarzan" und nerv dich bis du alt und grau bist ;)Denn ich habe fast 2 Jahre gebraucht um durch das Hauptspiel und die Erweiterung "Shivering Isles" zu kommen. 100 Stunden gern "verschwendete" Zeit. Und so ein grandioses (mit allen Patches) Spiel machst du schlecht? Schäm dich!GTA San Andreas hab ich auch schon seit Jahren auf der Festplatte. Es macht einfach einen Heidenspaß alle paar Wochen GTA zu starten und dann einfach wie ein Irrer durch die Gegend zu heizen, rumzuballern, Helikopter & Flugzeuge zu fliegen usw. Das kann ich mir in der Realität nicht erlauben. GTA ist die kurze Flucht vor der StvO 😉
Was soll ich zurücknehmen? Dass mir das Gameplay-Design von Bethesda schon seit den Tagen von Arena nicht so sonderlich zusagt? :)Bethesda-Spiele und ich werden wohl nie großartig Freunde werden können. Dafür bin ich zu sehr RPG-Tradionalist, möchte in solchen Spielen einfach einen fetten, roten Hauptquest-Faden und einen GRUND haben, warum ich in diese Welt eintauchen soll. Deswegen war ich letztes Jahr auch so hin und weg von Drakensang.
Wer zur Hölle hat Oblivion schlecht gemacht? Ich sicher nicht, ich mag es ja, auch wenn es schon fast zu wenig Actionorientiert ist.
Letztendlich ist es wirklich eine Frage des Geschmacks. Persönlich finde ich "Fallout 3" besser als "Drakensang" (wobei Drakensang immer noch OK ist). Gerade mit dem durchstreifen des Ödlandes habe ich viel Zeit verbracht (ca 100h). Bei "Drakensang" fühlte ich mich immer ein bißchen durch den "Bereich geschoben".
Bei dem einen kann man sich schnell zu sehr bemuttert und an der Hand genommen fühlen, beim anderen kommt man sich u.U. allein gelassen und ziellos vor.Deswegen gefallen mir Spiele die von beidem etwas bieten am besten, z.B. BG2.