Ja, is denn heut scho Weihnachten?

Es tut mir zwar leid zugeben zu müssen, dass es dieser selten dämliche Werbespruch aus dem Munde der damals schon leicht senilen Lichtgestalt für irgendeinen Mobilfunker soweit in den Alltagssprachgebrauch gebracht hat, dass mir diese Worte instinktiv durch den Kopf schossen, aber als ich vorhin mitbekam, dass dtp und Radon Labs heute eine Demo zum Drakensang-Prequel „Am Fluss der Zeit“ releast haben, da dachte ich doch glatt: „Ja, is denn heut scho Weihnachten?“

Offizieller Releasetermin ist der 19. Februar 2010. Noch etwa zwei Monate bis zu diesem Datum. Normalerweise erscheinen Demos zeitgleich mit dem Spiel oder erst ein paar Tage oder Wochen später. Dass man die Demo zu AFdZ aber schon so früh unter die Meute wirft, lässt zwei mögliche Schlüsse zu.

Entweder, man ist bei dtp und Radon Labs so derart überzeugt von der aktuellen Qualität des Spieles, bzw. schon soweit vorangeschritten in der Produktion, dass man keine Angst davor hat, die Fans und potentielle Interessenten mit einem Bug-Fest allererster Güte abzuschrecken. Oder jemand beim Publisher hat Bockmist gebaut und ich habe vorhin ein Bugfest allererster Güte heruntergeladen, weil man bei dtp dachte, irgendeine Pre-Alpha für die Presse sei schon die fertige Demo.

Die Spannung steigt. Ich starte die Demo …

Nach einer Weile beende ich die Demo. Aber auch nur, um kurz meine Eindrücke festzuhalten. Muss gleich wieder zurück … Joermunrek Wutboldson wartet nicht gerne.

Wie schon bei Drakensang, so erstaunt auch bei AFdZ die saubere Releasequalität des Spiels. Das wirkt alles rund und sauber und poliert, aus einem Guß, wie ein fertiges Produkt.

Optisch gibt es, wie schon beim Vorgänger, nichts zu meckern. Es gibt ein wenig mehr Effekte, um zB. in Zwischensequenzen dramaturgische Schwerpunkte zu setzen und die Wälder, Städte, Figuren und Ruinen sind alle noch einen Tick hübscher geworden. Die Demo flutscht bei max. Details in hohen Auflösungen nur so dahin. Zwar gibt es aus naheliegenden Gründen in der Demo nur die Lowres-Texturen, doch nimmt man Drakensang mit dem Texture-Addon als Maßstab, wird das fertige Spiel noch ein Stück besser aussehen, ohne jedoch meine Hardware übermäßig ausser Atem zu bringen.

Quark, Tomaten auf den Augen! Die Demo enthält latürnich auch Highres-Texturen und flutscht trotzdem flüssigst über den Monitor 😛

Großes Lob gilt dem Handling, der Interface-Gestaltung und vor allem der Kameraführung. Einer der Hauptkritikpunkte an Drakensang war die schwammige und zähe Kamera, die erst durch mehrmaliges Patchen einigermaßen genieß- und nutzbar war. Jetzt jedoch muss zumindest für meinen Geschmack nichts nachjustiert werden. Passt.

Inventory-Handling und Charakter-Verwaltung entsprechen in etwa dem letzten Drakensang-Patch, kommen aber noch eine Spur sauberer und einfacher daher. Nix zu meckern.

Bezüglich des Gameplays scheint sich nicht viel geändert zu haben. Ich finde mich sofort zurecht und tigere in die nächste Burgruine, wo ich nebem dem ersten Questgegenstand auch gleich einige unvorsichtige Fledermäuse in der gewohnten Echtzeit-AberJederzeitPausierbar-Manier erledige. Inwiefern vor allem die Kämpfe einen Tick gehaltvoller, bzw. komplexer geraten sind, wie seitens Radon Labs versprochen, lässt sich jetzt noch nicht sagen. Für die Fledermäuse reicht simples Click&Win.

Sehr schön und erheblich zur Immersion tragen die nun vollständig vertonten Dialoge bei. Die Dialogqualität ist zudem erheblich besser als noch im Vorgänger, wo man sehr oft Harrison Fords Stimme im Kopf hörte, als dieser George Lucas sagte, dass man solche Dialoge zwar schreiben, aber deswegen nicht automatisch sprechen kann. Vom ersten Moment erlebt man die NPCs nicht als vom Leveldesigner wahllos platzierte Questlieferanten, sondern als eigenständige Charaktere.

Auch die Sprachqualität selbst ist nicht zu verachten. Da wird (für deutsche Produktionsverhältnisse) geschauspielert und nicht einfach mehr oder weniger begeistert vom Blatt abgelesen. An Negativ-Punkten fällt mir nur am Rande auf, dass die Dialoge nicht so ganz zu den Lippenbewegungen passen. Fällt aber nicht sonderlich auf, kann man wieder leicht ignorieren, nachdem man es festgestellt hat.

Ich habe die Demo jetzt nur einige Minuten lang angekratzt, aber kann jetzt schon eines sagen …

Über die Weihnachtsfeiertage und den Jahreswechsel sitzt zumindest bei Radon Labs wohl niemand mehr am Arbeitsplatz. Das Spiel wirkt zumindest auf den ersten Blick schon so fertig und ausgereift, dass jetzt nur noch der Publisher dtp und das Presswerk gefragt sind, um das Spiel in zwei Monaten pünktlich ins Regal zustellen, bzw. das Marketing hochzufahren.

Es war eine kluge Entscheidung, „Am Fluss der Zeit“ nur in Details zu verändern und zu verbessern, den Spielern „nur“ eine neue Story und neue Inhalte zu bieten, anstatt ums Verrecken neue Features aus dem Boden zu stampfen, die a) niemand von den Drakensang-Käufern eigentlich will und die b) vielleicht erst nach zwei, drei Patches so funktionieren, wie sich das der Entwickler eigentlich gedacht hat.

Mir fällt ein Stein vom Herzen. Die 90 Ocken für die personalisierte Collectors Edition scheinen NICHT zum Fenster rausgeworfen zu sein. Ich freue mich auf Ende Februar und frage mich, warum ich denn eigentlich bis Ende Februar warten muss. Das Spiel ist doch fertig! 🙂

Weiterspielen? Oder knapp zwei Monate warten, um die Vorfreude weiter hochzuhalten? Hmmm …

14 Kommentare zu „Ja, is denn heut scho Weihnachten?


  1. Zwar gibt es aus naheliegenden Gründen in der Demo nur die Lowres-Texturen,

    hmm, also ich hab hier die hd texturen. ansonsten ist die demo schon vom umfang *gigantisch*. schlägt das neue COD um stunden ;o).

  2. spars dir auf 😉
    ne demo eines rollenspiels ist zum anschauen gut genug, aber wenn du weißt, dass die szene später noch einmal gespielt werden muss.. neee, da nimmste dir nachher vielleicht ein wenig spannung aus dem hauptspiel!
    Ich wünscht, ich hätte die zeit, die demo anzuspielen… aber ich habe in den letzten wochen exzessiv bei den ganzen steam/gog aktionen zugeschlagen, ich habe ungespielte spiele bis zum abwinken vor mir aufgetürmt (virtueller weise..)

  3. hmm, also ich hab hier die hd texturen

    Oops, da habe ich Unfug erzählt. Habe vor dem Demostart zuerst ins Programmverzeichnis geschaut und dachte, dass wegen „lowtextures.npk“ eben nur die Lowres-Texturen vorliegen.

  4. Ich habe mich spontan dazu entschieden, bis Ende Februar nochmal Drakensang zu zocken. Diesmal vielleicht als eine der etwas ausgefalleneren Magie-Klassen …

  5. Da scheint jemanden ein Stein vom Herzen geplumst zu sein – gut zu hören das sie nichts verhunzt und statt dessen in Detailfragen verbessert haben.

    Ich hoffe man kann seinem Zwerg diesmal einen herrlich buschig, vollen, roten Bart angedeihen lassen, vielleicht mit ein paar gepflochtenen Zöpfen, ohh ja und oben rum Glatze, mit Plautze und Knubbelnase – das wäre toll.

    P.S. Man merkt doch nicht zu sehr, das ich gerne Zwerge spiele oder?

  6. Vielleicht hat Radon Labs es mal geschafft, eine brauchbare Story einzubauen – beim Grafikblender Drakensang bin ich eingeschlafen vor Langeweile.

  7. Zugegeben, der Spieleinstieg ist bei Drakensang etwas zäh geraten. Ich habe mich nach ca. 2 h Spielzeit auch ein wenig überwinden müssen, aus einem gefühlten Storyloch wieder rauszuklettern, aber dann nimmt das ganze sehr gut Fahrt auf.

    Wie gesagt, zumindest nachdem, was ich von der Demo bislang gesehen habe, scheint man bei Radon Labs konsequent alle Fehlerchen und Detailmängel Drakensangs ausgebessert zu haben, ohne den großartigen DSA-Atmosphärebonus verloren zu haben. Im Gegenteil, es wirkt alles noch einen Tick lebendiger, was (ich wiederhole) meiner Meinung nach an den Dialogen liegt, die nicht mehr ganz so steif und gewollt daherkommen, sondern ganz natürlich und DSA-real wirken.

  8. Verdammt, und ich bekomme nun doch Mount & Blade zu Weihnachten anstatt Drakensang. Aber fürn 10er sollte ich mir Teil 1 wohl in jedem Fall nochmal im neuen Jahr genehmigen.
    Hätten mich nur die Unkenrufe damals nicht so verunsichert. Z.B. die Rattenmutter soll ja ein ganz unfairer Brocken gewesen sein sein.

    Egal, sobald Mount & Blade abgehakt wurde gibts die Goldversion von Drakensang und dann kann Teil 2 kommen 😀

  9. Die Rattenmutter war nur deswegen für viele so ein harter Brocken, wenn man strikt linear der Quest folgte. Ich bin übrigens auch schnurstracks den Keller runtergelatscht, weil ich dachte „Bähh, Rattenplage, typische Noob-Quest. Dann mal schnell abhaken.“. Als dann aber Forgrimm meinte, man solle doch vielleicht später … pahh, sind doch nur Ratten!

    Nunja, Spielstand neuladen, andere Quests erledigen, aufleveln, bessere Ausrüstung und dann aber so richtig Saures geben …

    SO und nicht anders stelle ich mir das Balancing in einem Rollenspiel vor. Man hat ein konkretes Ziel vor Augen und arbeitet darauf hin, wird stärker und besser, bis der einstige Angstgegner wimmernd im Staub liegt. Und nicht dieses besch… Dynamic Leveling, wo es letztendlich scheissegal ist, wo ich wie gegen wen antrete, ob ich nun mit Lv. 20 in den nächstbesten Keller gehe und dort der Mother of all Küchenschaben begegne oder mit Lv. 2 in die ewig weitentfernte Drachenhöhle queste, dort aber nur Miniatur-Pokemons mit dem Loot eines ausgemergelten Bettlers antreffe.

  10. Hmmmmnjoaaaa Drakensang war nett, aber es ist halt mal wieder „nur“ ein Rollenspiel. Ein typisches Rollenspiel, aber ein ziemlich gutes – da hab ich keine Zweifel dran. Jedoch ist das für mich zu langweilig. Mittlerweile kann ich nichts mehr sehen was Äxte und Schwerter hat, geht mir alles aufn Sack. Und ausserdem ist mir das alles viel zu langsam, da lange ich lieber zu Schnetzelrpgs, anstatt zu sowas :D.

  11. Na das relativiert die Sache natürlich wieder. Ich denke dann kann ich bedenkenlos zugreifen und mich über ein gutes RPG freuen.
    Ein bisschen gefordert werden möchte ich ja schon und schließlich bin ich ja auch kein totales Greenhorn mehr.

    Was ich auch immer wieder gehört habe, ist, daß Drakensang zu langweilig und langatmig sei.
    Aber ich vermute mal, daß dies hauptsächlich von den Rushern kommt mit den nervös zuckendem Shooterzeigefinger. In den heutigen Fastfood-Gameszeiten ist ein etwas gemütlicherer Ablauf natürlich schon herausstechend.
    Oder zieht sich der Spielablauf, also die Handlung, die Laufwege, die Kämpfe etc. wirklich wie zäher Käse dahin?

  12. Wie schon weiter oben gesagt, die Story entwickelt sich in den ersten Stunden ein wenig zäh, nimmt nur langsam Fahrt auf. Wenn man in dem Moment den Kopf eigentlich woanders hat und von einem Spiel nur leichte, schnelle Feierabendunterhaltung haben möchte, kann es leicht passieren, dass man plötzlich den Faden verliert und die Eintragungen im Questlog nur uninteressantes Gebrutzel darstellen.

    Sprich, wenn man Drakensang Freude haben möchte, muss man schon ein wenig Muße mitbringen.

  13. »Zugegeben, der Spieleinstieg ist bei Drakensang etwas zäh geraten.«

    Nachdem ich mich bei Amazon davon überzeugt habe, daß es danach genauso grindig und unbalanced weitergeht, habe ich es gelassen.

    »großartigen DSA-Atmosphärebonus«

    Damit kann ich überhaupt nichts anfangen. Das ist wohl der einzige Grund, warum sich Leute dieses Machwerk überhaupt antun. 😉

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