Laut Wikipedia ist “Zersiedelung”: Entweder die Errichtung von Gebäuden außerhalb von im Zusammenhang bebauten Ortsteilen, oder das ungeregelte und unstrukturierte Wachstum von Ortschaften in unbebauten Raum hinein. Zersiedelung ist ein Teilaspekt der Suburbanisierung. Meist wird der Begriff verwendet, um negative Auswirkungen dieses Prozesses zu beschreiben.
Laut meiner Wenigkeit ist "Die Siedler" das geilste, absolut und unerreicht geilste Spiel, welches jemals aus dem Hirn eines deutschen Entwicklers entsprungen ist. Dem Herrn Wertich könnte ich dafür heute noch Denkmäler errichten. Ok, im Geiste zumindest. Stunden um Stunden habe ich seinerzeit mit dem ersten und zweiten Teil der Serie verbracht. Mich an diesem unverwechselbaren, indirekten Gameplay erfreut, dass so gar nicht nach trockener Wirtschaftssimulation aussah, wo militärische Auseinandersetzungen zwar Teil des Spieles, aber nur untergeordnetes Beiwerk waren.
Herrlich, einfach nur herrlich. Das Wegesystem; die umfangreichen, aber doch schnell zu verstehenden Warenabhängigkeiten; das dynamische Wachsen und Schrumpfen des eigenen Reiches; das stete Umbauen und Optimieren von Wegenetz und Warenfluß. Geil, so geil!
Teil Drei wartete dann passend auch mit drei Schocks auf Klein-Harzzach. Zum einen hatte man das Wegesystem ersatzlos gestrichen und zum anderen nahm das Gameplay erste Züge eines typischen RTS an, was an sich prinzipiell nichts schlechtes ist, mir als Siedler-Fanatiker aber in einem Siedler-Spiel etwas befremdlich erschien. Siedler 3 fühlte und spielte sich nicht "richtig" an. Der Reiz, der Charme war weg. Passend zu diesen beiden Dingen spuckten meine Schmieden dann auch Schweine aus, weil der vollkommen verbuggte Kapierschutz, den Bluebyte in der branchenüblichen Panik kurz vor dem Goldmaster-Termin gecodet hatte, nicht mit meinem Motherboard zurecht kam und der Meinung war, ich würde eine ganz arg schröckliche Raubmordkinderficker-Kopie spielen. Teil Drei gehörte mit zu den ersten großen Enttäuschungen meines Zocker-Daseins. "Durchgespielt" habe ich Teil Drei bis heute nicht. Warum auch?
Teil 4 folgte dem eingeschlagenen Weg immerhin konsequent weiter, schliesslich kauft der Deutsche in seiner Nibelungentreue auch den letzten Kack, wenn nur ein bekannter Name auf der Packung steht 🙂 und fügte sich in erster Linie wegen derben Bugs in der Benutzung von Schiffen in meine Sammlung zwar gekaufter, aber nur kurz angespielter Titel ein.
Auf den fünften Teil setzte ich gewisse Hoffnungen, da die zu Grunde liegende Technik in Form der bewährten Renderware-Engine zumindest für ein gewisses Maß an Stabilität und Reife sorgen würde.
"Siedler 5 – Erbe eines Königreiches" war zwar kein schlechtes Spiel, für sich selbst genommen sogar recht unterhaltsam, doch ein Siedler-Spiel? Nä … also wirklich, alles was recht ist. Kommerziell dennoch erfolgreich, gab es dafür sogar zwei Addons. Deutsche, Treue, Nibelungen und so.
Dennoch schob man bei Ubisoft wenig später ein Remake des zweiten Teils nach, der unter Fans auch heute noch zu Recht als der beste Teil der Serie betrachtet wird, um all die Leute an der Kasse abzuholen, die für nur einen durchschnittlichen RTS-Klon den Geldbeutel steckenließen.
"Die nächste Generation" erfüllte denn auch alle Hoffnungen. Bei Ubisoft war man zufrieden mit den Umsätzen dieses Experiments, so sehr zufrieden, dass es mittlerweile zusätzlich ein DNG-Addon und ein DNG-Standalone-Spiel gibt. Die Fans waren zufrieden, weil die DNG-Spiele genau das boten, was man als Fan so mochte. Ja, ich mochte das auch. Sehr sogar …
Im Zuge dieses Klassik-Revivals arbeitete man zudem an einem Ableger für den Nintendo DS, der eine Art direkter Port von Siedler 2 sein sollte. Siedler 2 für Unterwegs? Hrhrhr, haben will! Gut, ich wollte dann zum Glück doch nicht zu sehr und hatte damals mangels Demo/R4-Chip erste Reviews abgewartet. Siedler DS möchte ich hier auch nur der Vollständigkeit aufführen. Diesen unfertigen, qualitativ minderwertigen Müll sollte sich niemand antun. Jede Minute damit verbracht, ist vertane Zeit, die man nie mehr wieder zurück erlangen kann. Ganz zu schweigen von den kostbaren Euros … nein, nicht meine. Mein Nibelungen-Gen schwieg hier.
Weil Ubisoft mit Siedler 5 ordentlich Kohle gemacht hatte, brachte man vor zwei Jahren Siedler 6, "Aufstieg eines Königreiches" auf den Markt.
Schon bei der Demo hatte ich mich gefragt, wer denn zur Hölle als typischer Siedler-Spieler zu Hause einen Rechner stehen hat, der diese Ruckelorgie flüssig darstellen kann. Mittlerweile weiß ich, dass es nicht an meiner damaligen, gar nicht so unüblen Hardware lag. Siedler 6 ruckelt beim Scrollen auf mittlerweile drei unterschiedlichen System-Konfigurationen, Graphikkarten zweier Hersteller und drei verschiedenen Windows-OS mit jeweils einem halben Dutzend verschiedener Treiberversionen. Siedler 6 ruckelte selbstverständlich auch auf meinem neuen Rechner. Ich kann es so ganz immer noch nicht fassen. Ob Siedler 6 als Spiel etwas taugt, kann ich daher nicht sagen. Ich muss meine Zeit nicht mit sowas verbringen.
Und jetzt … jetzt hat man für Teil 7 sogar Genreveteran und Urgestein Bruce Shelley verpflichtet. Ja, DER Bruce Shelley. Er soll den spielerischen Reiz der Klassiker in zeitgemäßere Formen bringen, ohne selbigen Reiz dabei zu verlieren. Ob’s was hilft, wird sich zeigen. Hübsch sieht es aus, aber "Ui, hübsch!" und "Awwww, Schau mal! Wie niedlich!" war noch nie ein Problem der letzten Vertreter der Siedler-Serie. Die Ursachen für zumindest meine Unzufriedenheit lagen eher im konzeptionellen und technischen Bereich. Ach ja, und man verspricht das Spiel so zu optimieren, dass auch Besitzer vergleichsweise schwacher Hardware sich keinen neuen Rechner ins Haus stellen müssen. Hehres Ziel und schon prinzipiell nur zu begrüßen. Ob man diese Versprechungen “Besserer, tollerer und viel siedlerer!” einhalten kann? Ab nächste Woche werde ich Gelegenheit haben, dies im Rahmen des Beta-Tests selbst zu sehen.
Und je nachdem wie rigide man es bei Ubisoft mit den NDAs hält, bzw. wie ich mit meinem küchenjuristischen Fachwissen den NDA interpretiere, wird es an dieser Stelle den einen oder anderen launigen Kommentar zu geben.
Ich bleibe gespannt …
Du sollst deine Götter auf ewig ehren, tzzz, Kritik zu üben, unwürdiger Sterblicher, ein Geschenk aus Gottes Hand und Du wagst es deine Stimme zu erheben?
Egal, ich konnte zum Glück bisher mit so was noch nie viel anfangen insofern blieb mir die Erfahrung erspart auf diesem heiligen Boden enttäuscht zu werden – gab genug andere Enttäuschungen, da kann ich ganz froh sein dieser entgangen zu sein.
Trotzdem viel Glück, vielleicht passt es ja perfekt und der kleine Harzer wird für Wochen nicht mehr zu sehen sein (was wir nicht hoffen).
Mit den Göttern halte ich es auf klingonische Art: Sollte ich merken, dass ihre Anbetung mehr Mühe macht als es Nutzen bringt, bringe ich sie kurzerhand um! 🙂
Sie sollten unbedingt den Schweinchen-Kapierschutz wieder einbauen, der war lustig. 🙂
Hey schöner Bericht über eine meiner Lieblingsspieleserien. Ich interessiere mich sehr für Strategiespiele die andere Wege gehen oder gegangen sind als die typischen 0815 Echtzeitstrategiespiele nicht das ich die nicht auch mögen würde :).
Mir ging es genauso wie dir bei Siedler auch der erste Schock bei Siedler III usw.!
Bei Siedler 7 haben sie Bruce Shelly ja scheinbar erst geholt als SpielDesign mäßig schon alles geklärt gewesen ist. Das Spiel scheint ja schon fast fertig zu sein und sie haben ihn nur für den letzen Schliff geholt, grundlegende Entscheidungen im Spieldesign kann man ihm also nicht in die Schuhe schieben ;)!
GamersGlobal Bruce Shelly Interview in einer Kneipe: http://www.youtube.com/watch?v=1AipQWuemSY
Bei Siedler 7 haben sie Bruce Shelly ja scheinbar erst geholt als SpielDesign mäßig schon alles geklärt gewesen ist.
Aso, der übliche Celebrity-Einsatz für den Verpackungstext. Nunja, wir werden sehen …
Harzzach, ich denke, Siedler7 hat sich für dich erledigt:
http://www.4players.de/4players.php/spielinfonews/Allgemein/421/1997813/Ubisoft.html
Unf für mich auch…
Nun, dann eben nicht. „Nein“ zu sagen fällt von mal zu mal leichter 🙂
Ich lese: 2-fach Siedler 3 Schock! Dabei ist gerade Siedler 3 eines der Strategie- und Wirtschaftsspiele mit einem sehr komplexen Wirtschaftskreislauf, der bei jeder Spielwiederholung eine gänzlich neue Spielsituation erzeugt und daher sehr abwechslungsreich ist. Wird heute noch mit neuen Maps versorgt und es gibt eine Mapbase mit einer aktiven Nutzergemeinde: http://www.siedler-maps.de/news.php
Mein Tip: Einfach mal installieren, ausprobieren (nicht gleich aufgeben) und riesen Spass haben. Läuft übrigens auch unter Windows 7+8.
Dieses interessante Blog zu finden, dauerte Jahre!
Grundsätzlich sage ich ja nicht, dass Siedler 3 ein schlechtes Spiel ist. Die Änderungen gefielen mir aber nicht, weil durch den Wegfall des Wegesystems ein essentieller Teil des Gameplays (kluger Strassenbau und ständige Optimierung des Wegenetzes bei Verlagerung von Produktionsschwerpunkten oder Abholzen „störender“ Wälder) ersatzlos weggefallen ist.
Immerhin habe ich vorletztes (?) Jahr ein wenig Spaß mit der Kampagne von Siedler 4 gehabt. Das war so übel nicht. Mein Favorit bleibt weiterhin das originale DOS-Siedler 2.
Ansonsten Frau Merkel, bitte zurück an die Arbeit. Es gibt genug zu tun in diesem unseren Land 🙂