Beim Befüllen der externen Platte mit fertigkonfigurierten alten DOS-Spielen bin ich auf einen Titel gestoßen, den ich aus gutem Grund ganz vergessen und verdrängt hatte.
1994 bestand meine Spielewelt in erster Linie aus Doom, Doom-Engine-Spielen, Duke Nukem 3D, anderen Build-Engine-Spielen und allem, was sonst irgendwie nach 3D aussah und bei Drei nicht auf den Bäumen war. So fiel mir dann notgedrungen “The Hidden Below” in die Hände. Sogar ein deutscher Shooter. Hurraaaa! Stillgestanden!
Ganz objektiv und nüchtern betrachtet, könnte man THB als eine Art technisch weiterentwickeltes Doom bezeichnen. Es gab schräge Flächen, es gab Monitore, an denen man über Kameras andere Abschnitte des Levels betrachten konnte und es gab so etwas wie dynamische Lichtquellen, zB. bei der Explosion der unvermeidbaren explosionsgefährlichen Fässer, die damals in jedem Shooter vorkommen mussten. Das ist dann aber auch schon das einzig Positive, das ich über dieses Spiel sagen kann.
Ja, die obigen Screenshots sind nicht nachbearbeitet. Das Spiel sah tatsächlich so häßlich aus. Gräßliche, häßliche Texturen aus der Feder eines Farb-Autisten mit dem Geschmackssinn eines Autounfalles mit Todesfolge. Die Gegner … öhm, ja es gab Gegner. Krude Pixelhaufen, die versehentlich in einen 256Colour-Farbeimer gefallen waren und kurzerhand ins Spiel verfrachtet wurden. Doch damit nicht genug. Denn was wäre ein Shooter ohne krachige Soundeffekte abfeuernder Waffen und dahinröchelnder Gegner? Eben, und darum kann THB auch mit Soundeffekten aufwarten. Soundeffekte, die so schrecklich sind, dass ich sie lieber nicht in die Öffentlichkeit bringen will, da ich nicht möchte, dass Kate Bushs Visionen nicht plötzlich Wirklichkeit werden.
Man starrt auf den Bildschirm, man starrt auf die Boxen und bevor man plötzlich nicht mehr starren kann, weil man sich in schierer Verzweiflung und Panik die Augen ausgekratzt hat, beendet man diese Katastrophe.
Damals, da war ich noch etwas robuster und habe das Teil tatsächlich etwa drei, vier Level lang gespielt. Nicht aus Vergnügen, sondern mit der Faszination, mit der man als junger Mensch vielleicht ein überfahrenes Kaninchen am Strassenrand betrachtet. Nein, es wurde nicht besser, es blieb gleich schlimm. Da war es auch nicht weiter tragisch, dass sich das Spiel auf Grund eines Bugs beim Laden eines Levels gerne selbst aus dem RAM entfernte. So gerne, dass ich weiter als diese paar Anfangslevel nie gekommen bin, weil danach einfach kein Weiterkommen war, das Spiel ständig crashte.
Technisch ein wenig besser (aber nicht viel) war dann übrigens “Skout”. Zwar nicht ganz so häßlich wie das Erstlingswerk, so war Skout, wie sein Vorgänger, das Spieleäquivalent zu vollkommen unbegabten, talentlosen armen Schweinen, die sich unfreiwillig bei Casting-Shows zum Affen machen lassen, weil ihre Selbstreflektionsfähigkeit umgekehrt proportional zu ihrem jeweiligen eingebildeten Talent entwickelt ist.
Aber “The Hidden Below” ist nicht unnütz. Niemand ist unnütz. Man kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen!
the great age of crappy Doom Engine shooters!
http://3dsl.game-host.org/3DSL/news.htm
Ich fürchte, so ginge es mir heute mit (dem damals genialen, bahnbrechenden und von mir wegen einer ()/§( Tür nie durchgespielten) System Shock.
Nostalgie ist eine feine Sache, aber leider sind meine optischen Ansprüche gewachsen. Unter DooM geht nicht mehr viel.
Wobei man das nicht pauschalisieren darf. DooM als solches sieht um LÄNGEN besser aus als die 3D Anfänge. Die Bitmaps der Gegner schlagen im Bereich Details sogar 3D Spiele von vor ca. fünf Jahren.
Ich habe bei Quake 1 inzwischen genau so viele Probleme, mir da eine „Person“ bei den Models vorzustellen, wie ich mit Beginn von *gasp* 256 Farben (auf dem PC, Konsolen waren da schon weiter) Probleme hatte, mir unter einem Atari $Zahl Spiel was vorzustellen.
Hey, System Shock ist selbst in der typischen VGA-Auflösung von 320×200 um LICHTJAHRE hübscher als dieser Pixeldreck hier. Und klingt auch besser 🙂
Aber hierzu ein kleiner Hinweis: Die CD-Version von SS1 kann man sogar hochoffiziell auf 640×480 aufblasen, was damals kein einziger Rechner schaffte und daher wurde eine Spielbarkeit mit dieser Irrsinsauflösung ins Reich der Legenden verwiesen. Heute schafft das mein Rechner sogar unter DOSBox-Emulation mit einem Drittels Kern von insgesamt vieren …
Aber hier geht es um Ästhetik und nicht um simple Technik.
the golden age of doom engine shooters!
Damals kam ja echt wöchentlich irgend n crappy shooter raus… (Blake Stone)
Hier nochmal n Link, die eigentliche Seite gibts schon fast 10 Jahre:
http://welcome.to/3d-shooter-legends
Interessanterweise werde ich von einigen Spielen reisekrank:
Wolfenstein 3D
Descent
AvP (Bei zu langer Spielzeit)
Bei der Grütze da oben muss ich tatsächlich nur die Screenshots sehen und da dreht sich mir schon alles…
Ja, mann muss es tatsächlich in Bewegung sehen, um es zu glauben. So statisch sieht das gar nicht mal so schlecht aus 🙂
Oh ja, an Hidden Below erinnere ich mich noch ganz genau. Ich habe in der PC Player fasziniert die Preview gelesen. Schrägen und unzählige Waffen, boah, besser als in Doom – DAS muss ja ein geiles Game sein! Leider war es eine der größten Enttäuschungen meines Lebens!!!
Schon das erste Level war derart schlecht und verwirrend, dass man selbst damals schon in Tränen ausgebrochen ist. Ein Game, das die Welt niemals gebraucht hat!!!
Für mich als Spielemasochist klingt das endlich mal wieder nach einem echten Leckerbissen.
Ich finde es ohnehin schade, daß so wenig über die richtig üblen Genrevertreter berichtet wird, schliesslich gibt es bei anderen masochistischen Themengebieten auch mehr als genug Seiten, die Befriedigung verschaffen 😀
Vuk, besorg Dir Emulatoren der beiden wichtigen 16 Bit Konsolen und für jede das „komplette“ Rom Paket. Du wirst genug für Deine Gelüste finden.
Da sind dann auch Egoshooter bei…
Tausend Dank für den Kate Bush-Link!!! DAS ist old-school… wenn ich an The Kick inside oder The Dreaming denke…träum! Ich habe mir gar nicht bewusst gemacht, was für Perlen YouTube manchmal vor uns Säue wirft!
Interessanterweise kann ich Deine Leidenschaft zur Selbstqual nachvollziehen, allerdings nur bei Filmen, bei Spielen nicht…. Absolut schlechte Filme, damit meine ich nicht mal unbedingt B-Filme an sich sondern wirklich wirklich schlechte Filme, gucke ich mir ganz gerne zur Unterhaltung an (siehe bspw. videoraiders.net). Aber bei Spielen bringen mich Ungereimtheiten und Fehler wirklich zur Weißglut. Keine Ahnung warum ich da so einen Unterschied mache…
Gruß
Frank