Brüllendes Kreischen in den Ohren. Schallwellen, die durch den ganzen Körper jagen, wenn Kopfhöhrer das Schlimmste von den Nervenzellen abhalten. Gummigeruch in der Nase. Ersetzt durch heisses Motoröl. Ersetzt durch ein Stechen in der Nase, ausgelöst durch giftige Benzindämpfe. Beton, in der Sommerhitze backend, durch einen kurzen Schauer abgekühlt und seinen eigenen, charakteristischen Geruch zu dieser sensorischen Kakophonie beitragend. Und noch mehr Motorenlärm, bis der Körper ein einziger vibrierender Klangkörper ist, der im Takt der vorbeirasenden Schemen mitfiebert, mitfährt und nur mühsam an Ort und Stelle gehalten werden kann, weil jedes einzelne Atom von einer fiebrigen Energie erfüllt ist. Tunnelblick. Ziel. Beute. Jagen. Uralte Instinkte, uralte Reflexe.
Samstagnachmittag vor etwa 40 Jahren. Klein-Harzzach sitzt in seinem Zimmer und spielt unbeschwert vor sich hin. Wahrscheinlich mit Bauklötzen. Und Autos. Wahrscheinlich beides zusammen. Der Bruder stürmt ins Zimmer und wirkt etwas aufgelöst. Irgendetwas ist passiert. Er erzählt, dass Jochen Rindt während des Trainings zum Großen Preis von Monza tödlich verunglückt ist. Der Name sagte mir nicht viel. Aber das mit den Autos, die alle ganz schnell fahren, das hat Klein-Harzzach schon kapiert. Blut geleckt. Angefixt. Unfälle? Gehört dazu. Tödliche Unfälle? Gehört dazu. Ist halt so. Man kennt’s ja nicht anders.
Später sind noch mehr Rennfahrer eines nicht natürlichen Todes gestorben. Später habe ich auch erfahren, wieviele Rennfahrer in den Jahren und Jahrzehnten davor während eines Rennens oder Trainings gestorben sind. Dass immer wieder Zuschauer dabei ums Leben kamen, getroffen von umherfliegenden Reifenfetzen und Wagenteilen. Egal. War halt so. Hat einen nicht davon abgehalten selber zu Rennen zu gehen.
Motorsport, sei es Formel 1 oder Tourenwagen oder Motocross oder Rallysport, war nicht einfach nur ein “Guilty Pleasure”. Man hat ohne zu Zögern, wie selbstverständlich in Kauf genommen, dass hierbei Menschen umkommen können. Was aber der Faszination keinen Abbruch tat. Denn wieviele Runden und Rennen fanden statt, wo es vielleicht zu Unfällen, aber nur zu leichten Verletzungen und Blessuren kam? Wo der Fahrer leicht humpelnd aus dem Wrack stieg, nur um beim nächsten Rennen natürlich wieder in ein neues Fahrzeug zu steigen? Wo ein Niki Lauda nur 42 Tage nach seinem fürchterlichen Unfall immer noch halbverbrannt und aus aufgebrochenen Wunden blutend das nächste Rennen fuhr und eine Saison später den zweiten WM-Titel holte?
Der Motorsport in seiner organisierten Form hat als Freizeitereignis für mich schon lange nicht mehr den Status, den er früher hatte. Aber die Faszination an der Geschwindigkeit, an der rohen Kraft, an der animalischen Austrahlung, die ein röhrender, hochgezüchteter Achtzylinder in einem schmalen, aber dickbereiften Rennchassis vermittelt, die ist heute immer noch so ungebrochen wie vor vierzig Jahren.
Fast besser als Sex!
Gestern abend, nach langer Zeit, wieder “Grand Prix” angeschaut, John Frankenheimers Meisterwerk aus dem Jahr 1966.
“Is this what you want?” schreit eine in Tränen aufgelöste Louise Frederickson den Reporten entgegen, Blut an ihren Händen, während im Krankenwagen hinter ihr der zerschmetterte Körper Sartis liegt …
Ja, man könnte fast diesen Eindruck gewinnen …
Und heute abend, da wird “Ronin” eingelegt.
Hach ja, Grand Prix hab ich auch auf DVD hier rumliegen, einer meiner Lieblingsfilme zum Thema (Renn)sport
Mit Motersport bin ich nie wirklich warm geworden, vielleicht hab ich da auch DIE Unglücke von 1994 in meiner Kindheit nie vergessen. Zuvor hatte ich gern mit meinem Opa Formel 1 geguckt, aber nachdem Ratzenberger, Senna und mein Opa (nicht beim Rennen) binnen kürzester Zeit gestorben waren, fand ich das einfach nicht mehr „cool“…. Bis heute steht bei mir diese Assoziation, kann man nicht ändern.
Gruß
Frank
Gruß
Frank
Motorsport anzusehen fand ich immer eher öde und das laute Geröhre und Gebrumme während des Schauens hat mich eher genervt als angetörnt.
Aber Spiele dieser Art habe ich eigentlich immer gemocht, von Formula One Grand Prix bis Bleifuß.
Beim ersten Formel 1 Rennen das ich geguckt habe ist Senna gestorben…naja ich bin irgendwie dabei geblieben. Der Mensch ist objektiv betrachtet schon irrational und widerlich.
Also ich bevorzuge ja Mario Kart 🙂
Jedes mal wenn ich alte Aufnahmen von WRC Rennen sehe, zuckt es mir am ganzen Körper, wenn Boliden wie der gute alte Audi Quattro mit ~150 Sachen über die Piste bügelt und dabei um haaresbreite die Zuschauer verfehlt, welche sich mehr schlecht als recht aus der Bahn werfen können.
Leider hat so ein Depp, ich glaub der hies Z. Aun, etwas erfunden, was die Zuschauer durch eine Art Barrikade von der Piste fernhält. Scheiss Verbesserungswahn hier…….
fein zum anschauen, wenn ichs zocke ists mir zu schwer und eintönig, aber die jauler beim schalten sind schon großartig in grand prix legends. man hat beim anschauen des films auch das gefühl, daß der abstand zum publikum nicht so riesig war wie heute. damals konnte wohl auch der wunsch eines arbeiterkindes war werden, einmal mit dem ferrari vom großen enzio die zunahestehenden an der bande so richtig zu erschrecken.
Rennsimulationen mit computergenerierten Gegnern sind werden eigentlich ziemlich schnell langweilig. Interessant wird es dadurch, über das Internet gegen 50 reale Menschen anzutreten. Dabei tritt der Wettbewerbsaspekt des Motorsports in den Vordergrund und sein Kostenaspekt zusammen mit der Lebensgefahr in den Hintergrund. Über die entsprechende technische Ausstattung kann man sich eine Menge Atmosphäre nach Hause holen.
Die Grenzen zwischen virtuellem und realem Motorsport verschwimmen da zusehends. Die einen bieten Möglichkeiten vom PC in den realen Motorsport aufzusteigen: http://www.motorsport.com/news/article.asp?ID=357961&FS=SCCA* Die anderen basteln daran, am PC gegen Gegner in realen Fahrzeugen zu fahren: http://www.iopenermedia.com/products/iopener-enabled.aspx
Spannende Sache, mal sehen, wo das hinführt…