Gut gemacht!

Soso, jetzt soll man also doch keine Taliban im MP des neuesten Teils der Medal of Honor-Serie spielen können.

Na, das passt doch … wenn wir Deutschen keine DDR-Grenzer mit Schiessbefehl in einem Kunstprojekt spielen dürfen, weil die übliche Political-Berufsbetroffenheit zugeschlagen hat, sollen die Amis auch keine Taliban in einem 08/15-Kommerzprodukt spielen können, nur damit EA seine Marketing-Kampagne bis zum Schluss konsequent durchziehen kann.

Ja, Marketing-Kampagne. Während der gute Jens Stober einfach nur eine Abschlussarbeit für die HfG in Karlsruhe gemacht hat und die öffentliche Reaktion der üblichen Verdächtigen entweder ganz ausser Acht gelassen oder einfach nur vollkommen unterschätzt hatte, so ist die Sache mit der spielbaren Taliban-Fraktion von vornherein eine gezielt lancierte Kampagne von EA gewesen, um das Spiel in die Schlagzeilen zu bringen.

Warum komme nicht nur ich auf diesen doch sehr naheliegenden Gedanken?

Nun, man schaue sich zur Verdeutlichung dieses Video an: Episode 40 von “Bonus Round” auf Gametrailers.com.

Gamers Liebling, Branchenanalyst Michael Pachter und Journalisten diskutieren hier unter anderem darüber, ob es MoH gelingen wird auch nur annähernd an die Verkäufe eines Call of Duty heranzukommen. Was sich viele von uns insgeheim denken, wird hier offen ausgesprochen. Auch wenn der Markt für dieses Sub-Genre angesichts der immensen Umsätze von CoD Modern Warfare gigantisch erscheinen mag, so ist zweifelhaft, ob es a) EA gelingt angesichts der Dominanz des CoD-Franchises genug Interesse für MoH zu erzeugen, ob b) sich das ganze Sub-Genre nicht plötzlich wegen Übersättigung schlagartig totläuft, wie es zB. erst kürzlich mit den Musikspielen vom Schlage [insert instrument] Hero passiert ist.

Berechtige Bedenken, auf die man kommen kann, kommen muss und berücksichtigen muss, vor allem, wenn man mit solchen Spielen Geld verdienen möchte. Wir können also davon ausgehen, dass man sich natürlich auch bei EA solche Gedanken gemacht hat. Was also kann man tun, um entsprechend Hype und Medienaufmerksamkeit zu erzeugen? Nun, um auf “normalem” Marketing-Wege gegen CoD zu bestehen, müsste EA hunderte Millionen von Dollar ausgeben. Geld, welches das Spiel wahrscheinlich nicht einmal ansatzweise wieder einbringen wird.

Also schlägt man die billige und preiswerte Guerilla Marketing-Route ein und lässt andere für umme und indirekt die Werbetrommel rühren. Denn bislang gibt es kein Beispiel, in dem selbst Negativ-Hype den Umsätzen eines Spieles geschadet hat. Rockstar weiß ein schönes Lied davon zu singen, sind doch erhebliche Prozente der Umsätze von GTA San Andreas (Hot Coffee-Mod) oder Manhunt (Tod eines Jugendlichen in England) der öffentlichen Hexenjagd auf diese beiden Spiele geschuldet.

Und wie bestellt, erfolgt die öffentliche Aufregung und Hysterie. Dumpfe Veteranenverbände, hysterische Eltern, fanatische Rednecks und depperte Politker schäumen in selbstgerechter Aufregung vor den laufenden Kameras, alle berichten, jeder hat dazu etwas zu sagen. Yippieeee! Aufmerksamkeit! Hype! Medien-Coverage! Und das alles für keinen einzigen Cent! Yesss!

Ob EA dann letztendlich nachgibt oder nicht, spielt dabei überhaupt keine Rolle mehr. Das Ziel, Medien-Hype für lau zu bekommen, wurde zu 100% erfüllt und der verantwortliche Marketing-Leiter bei EA wird sich ein lobendes Schulterklopfen vom Vorstand abholen können.

12 Kommentare zu „Gut gemacht!

  1. So sieht es aus. Die Öffentlichkeit hat sich richtig schön mit ihrer scheinheiligen Moral einspannen lassen, und EA darf sich über die Werbung freuen. Und da „verruchtes“ oder gar „verbotenes“ einen besonderen Reiz ausübt wird sich das Spiel bestimmt ganz gut verkaufen. Unter Umständen läßt EA auch noch genug Codereste zurück damit findige Bastler die Taliban wieder ins Spiel bringen… der nächste Aufreger ala „Hot Coffee“ ist vorprogrammiert…

    Eigentlich kann man EA zu dieser Kampange nur beglückwünschen. Auch wenn es einem nicht leicht fällt, aber das war gut gemacht. Ich ärgere mich mehr über diese scheinheilige Aufregung, da sieht man mal wieder voreingenommen wir alle sind :/

  2. Das kann so stehen bleiben, genau meine Meinung.

    Das erinnert mich an schöne Stunden mit Postal 2.
    An die Wandschmiererei „Parents against Graffiti“, lol.
    Oder die militanten, schwerbewaffneten Killerspiele – Gegner, die jeden Programierer sofort gnadenlos abknallen …

    Ach, was war das herrlich.

    Dieses DDR – Grenzspiel stelle ich mir ziemlich langweilig vor, das dürfte bei weitem nicht an JFK – Reloaded rankommen. Wer JFK – Reloaded nicht kennt,
    der schaue mal bei Youtube vorbei. Ist schon ganz lustig, was man in dem Spiel alles treiben kann, auf der anderen Seite aber handelt es sich um eine
    bockschwere Simulation, denn es ist verdammt schwierig das Timing und die Schußwinkel von Lee Harvey Oswald hinzukriegen, ich habs noch nicht geschafft.
    Ist sehr makaber, aber gleichzeitig hochinterresant.

    Nun steinigt mich.

    Rülps

  3. Heißt das andere Team im Multiplayer statt „Taliban“ dann „Mudschaheddin“, und alles ist supi? Das wäre lustig.

  4. Nein, das geht auch nicht. Die Mudschaheddin sind doch die Guten, weil sie gegen die Russen gekämpft haben. Die andere Fraktion heisst nun total militärisch korrekt und lame „Opposing Forces“.

  5. Achwas…
    Da muß man nur „blaues Licht“ im Inventar haben
    und einen Bogen, mit dem man Granaten verschießen kann und schon ist alles wieder politisch korrekt. 🙂

  6. Soweit ich weiss fehlt in dem Spiel die „magic bullet“, du weisst schon die was 5 mal in der Luft die richtung geändert hat. Von daher wirst du das Attentat nie nachspielen können.

  7. Ich hoff einfach mal dass du einfach auf nen Smiley verzichtet hast. Das JFK-Spiel hat ja damals soviel Aufregung verursacht weil der Entwickler sogar ein Preisgeld ausgerufen hat für denjenigen der das Attentat nachspielen kann. Da die offizielle Version des Attentats mit 1 Schützen aber mehr als unglaubwürdig ist kam das Preisgeld auch nie zur Auszahlung.

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