Im Herbst 2007 kündigte Eidos die Entwicklung von Deus Ex 3 an. Meine Wenigkeit war durchaus entzückt. Zwar nicht unbedingt begeistert, da die miesen Erfahrungen mit Multiplattform-Titeln kein Grund für Begeisterung boten, aber immerhin guter Hoffnung auf einen vlt. sogar anständigen Nachfolger.
Ein Jahr später tauchten erste konkrete Details auf und die Erwartungen wurden gaaaaaanz tief heruntergeschraubt. Da war von Knopfdruck-Deckungssystem die Rede. Und davon, dass man das Gameplay “schneller” und “dynamischer” machen wollte, ein uns mittlerweile nur zu gut bekanntes Marketing-Neusprech für niveauloses Actiongekloppe. Deus Ex 3? Ist das was zum Essen? Kenne ich nicht, interessiert mich nicht.
Dann gelangte vor einigen Monaten eine Beta-Fassung der PC-Version ins Netz. Allgemeine Reaktion unter skeptischen PC-Zockern: Woahhh! Begeisterung und Erleichterung machten sich auch in Klein-Harzzachs Gemüt breit. Ganz feine Sache! Und prompt wurden diverse Shops durchforstet, ob man sich nicht vielleicht die teure SpecialSuperDuper Collectors Edition zulegt. Weil, für ein gutes Spiel gebe ich gerne erkleckliche Mengen Geld aus.
Doch zu früh gefreut, wieder zu früh gefreut.
Zuerst bekommt man am Rande mit, dass Squeenix Strafanzeige gegen zum Zeitpunkt der Klage unbekannte Verdächtige aus dem italienischen Raum stellt, die verantwortlich für den Leak sein sollen. Angeblicher Schaden pro Person: 5000 Dollar! Gut, kann man noch als Signal an die Investoren sehen, solche *wink wink* “ganz arg chlimmen” Vorfälle nicht einfach auf sich sitzen zu lassen.
Dann gibt Squeenix bekannt, dass Deux Ex 3 mit Steamworks zwangsverheiratet wird, was dazu führt, dass die teure SpecialSuperDuper Collectors Edition ruckzuck wieder bei Amazon storniert wird. Wenn ich bei Steam kaufe, dann zum Software-Mietpreis und nicht zum Retail-Kaufpreis. Und da Geduld bekanntlich eine Tugend ist, kann ich warten, bis es DX3 für unter 10 Euro gibt. Zusammen mit all dem DLC-Crap, der bis dahin zusätzlich erschienen ist. So wie ich kürzlich Fallout 3 Complete für knapp 8 Euro via Impulse erstanden habe und zu meiner großen Freude GfWL gar nicht brauche um das Spiel zu starten oder gar zu aktivieren. So muss das sein. Wenig Geld für durch schmierige Geschäftsmodelle wertlos gemachte Spiele.
Dann macht man mich heute darauf aufmerksam, dass die russische und englische PC-Version von DX3 mit einem Region Lock versehen sind, was die Folge hat, dass Kunden, die zB. DX3-Retail in UK gekauft haben, aber nicht in UK leben, ihr Spiel NICHT in Steam aktivieren und nutzen können. Der Grund (nein, nicht diese vollkommen LÄCHERLICHE Begründung mit Sprachfiles, die angeblich nicht auf den Datenträger passen) ist klar: Squeenix möchte nicht, dass Kunden preiswert in anderen Ländern einkaufen, sondern will das Maximum an möglichem Umsatz herausholen. Deutsche Kunden berichten bereits von ohne Hinweis verschwundenen DX3-Vorbestellungen in ihrem Warenkorb bei UK-Shops.
Ja, sicher, natürlich gibt es genügend Leute, die sich nicht daran stören, die einfach ihren DX3-Fix haben wollen oder die zumindest mit einem schlechten Gewissen heimlich kaufen. Soll jeder machen, wie er denkt. Ich hingegen genieße es immer mehr nicht mehr so emotional abhängig von Spielen zu sein, wie das vor zehn Jahren noch der Fall war. Vor zehn Jahren hätte ich entweder desinteressiert mit den Achseln gezuckt oder zähneknirschend doch das Spiel erstanden. Heute jedoch, heute kann ich mir locker-lässig den Luxus eines kleinkarierten moralischen Standpunktes leisten.
Ich kann die außerordentlich hohe spielerische Qualität eines DX3 anerkennen und begrüße sie von ganzem Herzen. Bitte mehr davon! Ich kann aber auch einfach NEIN sagen, wenn mir bestimmte Rahmenbedingungen nicht passen. Denn ich brauche dieses Spiel nicht, um ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen. Und wenn Squeenix mein Geld ebenfalls nicht benötigt, dann gibt es auch keinen Grund zum Trübsal blasen für niemanden. Man nennt das dann eine Win-Win-Situation 🙂
Steam hat von mir nur die E-Mail Adresse. Wenn man keine Spiele über Steam kauft, ist es ein:
– nerviges Tool das erstmal vor Start des Spiels starten muss und sich dann meistens erst auch noch updaten muss
– dich mit Werbung nach jedem Start penetriert
– es (nur bei manchen wenigen Spielen) durch den freischalt Key das Spiel weder verleihen noch weiterverkaufen lässt ohne deinen Account auszuhändigen
😉
„- Kein Besitz Digitaler Datenträger“
Wers möchte kann sich ja die DVD-Version importieren/im Laden kaufen. Sind meist sogar billiger als die Steamversionen.
„- Regional Code Blödsinn“
Auch hier reicht es (zu 95%) die UK Version zu kaufen und einzubinden. Mein deutscher Steam ACC hat z.B. die komplette DOOM Reihe.
„- Steam ist im Besitz Deiner (u.A.Kredit) Kartendaten“
Abgesehen davon das Steam auch Paypal anbietet ist das ein Totschlagargument für ALLE Geldtransfers im Internet.
„- Nicht alle Leute sind immer online(fahr z.B.öfter Zug und will zocken)
Die wollen auch spielen!“
Wenn jemand wirklich in den 1-2 Stunden am Tag im Zug spielen möchte (was vermutlich eher selten ist) kann ja meist im Offlinemodus spielen. Doch verfügen solche Menschen die soviel unterwegs sind nicht sowieso über Handyflatrates und/oder Surfsticks?
„- Wenn Steam gehackt wird, was ist dann?(s. Sony)“
„- Wenn Dein Account gehackt wird, was ist dann?“
Wieder ein Totschlagargument das für ALLE Internetportale mit Anmeldung gilt.
„- Wenn Steam gekauft (und abgeschaltet) wird,, was ist dann?“
Ok stellen wir uns Mal vor EA würde mit ihrem Origin-Dienst dick Patte machen und Steam aufkaufen/abschalten. Natürlich würde EA alles tun um diesen MASSIVEN Kundenstamm in ihr System zu übertragen, wieso um Zeldas Willen sollte ein Investor sowas abschalten?!?
Falls es wirklich dazu kommen sollte das Steam inkl ACC sterben wird, werde ich mir vorher ALLE meine Games runterladen, sichern und dann warten bis in max 2 Wochen die Nerds (auf die is Verlass) entsprechende Patches liefern.
„- Wenn Du kündigen willst, was ist dann?“
Verkaufe deinen ACC und kauf dir vom Erlös die Games die dir wichtig sind, dann (vom mir auch 😉 ) am Grabbeltisch. Oder ich patche mir meine DVD Versionen: 😉
@ Steambefürworter
Ihr müsst euch aber auch darüber im Klaren sein, daß Valve per Salamitaktik die Daumenschrauben Scheibchen für Scheibchen immer weiter anziehen wird, und mit jeder monetären Unterstützung und Akzeptanz wird dies Eurerseits gefördert.
Klar kann man sagen: „Wenns mir dann zu schlimm wird, steig ich halt aus.“, gleichwohl muss man sich dann aber auch den Schuh anziehen lassen, das Steamsystem unterstützt und gefördert zu haben, daß es überhaupt soweit kommen konnte.
So dramatisch ist es nun auch wieder nicht. HIer handelt es sich wirklich „nur“ um Spiele, um reine Luxusprodukte und nicht um grundsätzliche, „wichtigere“ Dinge.
Ich persönlich mag Steam als Vertriebsplattform. Feine Sache das. Dass man jedoch von Steam abhängig ist, um das Spiel zu starten, Valve einem jederzeit den Account kündigen kann, Valve jederzeit Spiele daraus entfernen kann, Valve jederzeit Inhalte von Spielen verändern kann und Valve kontrollieren kann, wer was wo kaufen darf, bedeutet für mich, dass ich nur dann dort etwas „miete“, wenn es unter 10 Euro und weniger kostet und ich das Spiel mit Hilfe eines Cracks von Steam „befreien“ kann.
HIer handelt es sich wirklich „nur“ um Spiele,…
Sehe ich anders. Hier geht es um mehr als nur Spiele und Steam, hier wird das Bewusstsein großer Bevölkerungsteile für persönliche Rechte, Freiheit und Datenschutz schrittweise unterminiert.
In welche Richtung das weiter geht sieht man nicht nur bei Steam, Origins usw. sondern auch bei Diensten wie von Google und Facebook. Die Leute werden sukzessiv desensibilisiert und die Dreistigkeit der Datenkraken und Rechteentwerter schreitet stetig vorran.
Angesichts des Umstandes, dass gerade DRM dazu beiträgt dass sich Leute darüber informieren, wie man dieses DRM aus den gekauften Inhalten wieder rauskriegt oder wo sie nicht DRM-verdongelte Inhalte herbekommen, stehe ich Steam & Co. recht entspannt gegenüber. Sich engagieren sollte man daher lieber in Bereichen, wo man zB. nicht einfach mit einem Patch oder Crack Meinungsfreiheit wiederherstellen kann. HIER ist Engagement erforderlich. DRM in Computerspielen ist da wirklich nur ein unbedeutender Nebenschauplatz.
Ich finde ja das das Verteidigungsargument „Steam ist total dufte, weil ich meine Spiele ja cracken kann“ ist ziemlich wirr und in sich nicht schlüssig.
Auch wieder wahr. Wobei ich Kaufen & Cracken auch nicht unbedingt für das richtige Zeichen gegenüber den Publishern halte, denn mit jedem Kauf signalisiert man vorrangig: „Es ist ok was ihr da so macht, ich kaufe trotzdem und unterstütze somit dieses und (indirekt) zukünftiges verschärfteres DRM.“
Ich bin schon jetzt gespannt wie sich Diablo 3 in dieser Hinsicht so schlagen wird und ob es ähnlich wie bei HL2 nach kurzem Aufschrei zur Akzeptanz neuer Kontroll- und Einschränkungsmechanismen führen wird.
@Roisbüsch:
Klaro wird D3 weggehen wie warme Semmeln, und beschweren kann sich auch keiner, denn das grundlegende System mit Online-Zwang haben die bei SC2 schon vorexerziert. Das einzige, was bei D3 jetzt noch dazukommt, ist das Auktionshaus mit ECHTGELD als Zahlungsmittel, wobei ich dem absolut gelassen gegenüberstehe, denn bisher war es auch schon so, dass bestimmte virtuelle Gegenstände für zT horrende Beträge vertickt wurden, nur hat Blizzard daran – im Gegensatz zu ebay – nix verdient….
Die meisten Leute haben nicht das Budget für mehrere Vollpreistitel im Monat, der Einkommensmedian in Deutschland liegt nämlich irgendwo bei 1000 € netto und ist seit über zehn Jahren nicht gestiegen. Das können sich also nur Single-Nerds ohne Kinder leisten oder Leute, die direkt oder indirekt am Staatstropf hängen.
Übrigens hat das Kaufen von Spielen so ziemlich gar nichts mit „Gewissen beruhigen“ zu tun. Die Budgetversionen sind einfach attraktiver: Weniger DRM und mehr Content fürs Geld. Und natürlich wird selbstverständlich vor dem Kauf evaluiert, denn die Schrottquote beträgt nach wie vor 90 %.
Andererseits stapeln sich bei mir auf Steam und GOG inzwischen über 70 Known-Good-Titel (zu 80 % ungespielt) zum Durchschnittspreis unter 5 €, so daß ich locker problemlos mehrere Jahre die Erzeugnisse der Industrie ganz verzichten kann.
Nur damit wir uns nicht falschen verstehen: Nichts wünsche ich mir sehnlicher, als 100% funktionierender Abspielschutz der Major Publisher. Das haben sie leider bis heute nicht geschafft. Denn von den „Raubkopien“ profitieren die immer noch kräftig, nutzen sie selber und bringen sie natürlich auch selbst in Umlauf. Gäbe es AAA-Titel tatsächlich nur zum Vollpreis, würden deren Umsätze noch drastischer einbrechen und der geldgeile Haufen wäre in wenigen Quartalen pleite.
Ach, btw, sehe ich gerade: Ratet mal, welche Gruppe von Personen wirklich das „komplette“ Spiel bekommt? Ich gebe Euche einen Tip, es sind weder die Vorbesteller des einen noch des anderen Shops…
Die Augmented Edition (UK) / Limited Edition (DE) ist die mit dem aktuell kompletten Inhalt (alle Items und Missionen), ohne Berücksichtigung kommender DLCs.
Oder auf was genau willst du hinaus?
das argument lautet eher: „warum regen sich die nerds auf, wenns für die ein kinderspiel ist es zu umgehen“
und warum sollte dir Valve ein Spiel wegnehmen, was für einen Sinn hat das?
ok wenn du vllt mit dem Game gecheatet hast oder ähnliches…
Also die vorbestellte Limited hat die Mission, die Waffen, 10.000 Credits und so weiter?
Gut, dann will ich nichts gesagt haben, dann kann man tatsächlich das ganze Spiel haben.
Dachte, das wäre wieder so ein Fall von Shop A = Waffen, Shop B = Geld; Piraten: Waffen und Geld…
Also die vorbestellte Limited hat die Mission, die Waffen, 10.000 Credits und so weiter?
Gut, dann will ich nichts gesagt haben, dann kann man tatsächlich das ganze Spiel haben.
Dachte, das wäre wieder so ein Fall von Shop A = Waffen, Shop B = Geld; Piraten: Waffen und Geld…
Mit dem gleichen Argument koenntest du auch Verbrechen legalisieren [denn man kann ja sowieso nicht alle verhindern] oder ueberhaupt jegliche Handlung, die in irgendeiner Weise positiv fuer irgendwen ausser dir selbst ist oder zumindest [durch Ruecksichtnahme] niemandem schadet, unterlassen, da du ja auch nicht die ganze Welt retten und auch nicht immer und ueberall auf jeden und alles Ruecksicht nehmen kannst/willst… kann man natuerlich so sehen. Praktisch gesehen ist es aber nicht unbedingt zielfuehrend, wie ich finde.
Anders ausgedrueckt: Die Welt ist eben doch nicht schwarz/weiss und Leute, die konsequent mit dem Gegenteil argumentieren, irritieren mich irgendwie.