“Helga, sind die Kinder im Bett?”
“Ja, mein Schnurzel! Schlafen tief und fest, die Türen sind zu!”
“Gut! Dann schau mal, was Dir Dein Männe heute Abend mitgebracht hat …”
So oder ähnlich stellt sich Klein-Erna die Situation vor, wenn von Spielen für Erwachsene die Rede ist.
Die Wahrheit, meine Lieben, die Wahrheit ist aber eine ganz andere. Denn während sich Klein-Erna in frühpubertierenden schwülen Träumen ergeht, stellen wir alte Säcke, deren Sexualleben sich so irgendwann ab dem siebzigsten Lebensjahrzehnt auf die Schilderung eines gesunden und kräftigen Stuhlganges reduziert, uns ganz andere Dinge vor.
Wir stellen uns vor: Rundenbasiert. Party-System. Schnellreisekarte. Dungeon Crawling. Zahlensalat beim Auswürfeln des Spielcharakters.
Lauter Begriffe, mit denen kleine Kinder nicht wirklich viel anfangen können, lauten deren Reizworte doch Multiplayer, Ladder, Ranking, Facebook und Achievements. Was auch in Ordnung ist. Wäre ich heute 12 Jahre alt, ich würde gar nichts anderes kennen. Wir hingegen, wir alten, müden Säcke, wir erleben einen dritten Frühling, wenn solche Begriffe nicht nur in melancholischer Runde beim “Weisst Du noch, wie das damals war?” geseufzt werden, sondern tatsächlich Bestandteil aktuell stattfindender Projekte für neue Spiele sind.
Erst im Mai konnten wir uns über “Legend of Grimlock” freuen. Via Crowdfunding stehen uns mit “Wasteland 2“ und anderen Projekten jede Menge anderer Old-but-never-dull-School-Titel ins Haus. Deswegen mache ich heute auch eine Ausnahme von meiner sonstigen Regel, Mails mit “Du, schreib doch mal was zu unserem tollen Spiel, bekommst auch tolle Gewinnspiele für Dein Blog und hach und huch!” geflissentlich zu ignorieren. Ich bekomme zu viel von diesen meist von Agenturen runtergeschludertem Rotz und zu wenig Mails von Leuten, die einfach ein cooles Spiel machen wollen und ein wenig der Aufmerksamkeit bedürfen.
Eine ziemlich große Ausnahme, die ich hier mache. Ich erwähne nämlich kein Indie-Projekt, für das jemand zB. noch Kickstarter-Kohle benötigt, sondern ich widme folgende Zeilen einem typischen Publisher-Projekt. Ja, Puplisher! Ihgittibäh!! Teil dieser ungewöhnlich großen Ausnahme ist nämlich der Umstand, dass der Publisher “Bitcomposer Games” heisst. Bitcomposer hat aus diversen Gründen keinen allzu guten Ruf und angesichts der hier zu sehenden dynamischen junge Herren stellt dieser Laden genau das dar, von dem ich hoffe es in der Spielebranche bald auf immerdar ausgestorben zu sehen. Ein weiterer Teil dieser Ausnahme besteht in dem Entwickler-Team, welches für das, um es mal höflich auszudrücken, wenig berauschende “Jagged Alliance – Back in Action” verantwortlich war. Warum und wieso auch dieser JA-Klon ein Griff in die Tonne ist und es wie weiland bei Diablo 2, kaum jemand schafft zumindest etwas Ebenbürtiges zum hochgelobten und allseits verehrten “Jagged Alliance 2” zu schaffen, ich kann nur sagen, dass Peter Ohlmann, einer der Köpfe hinter dem Entwickler “Coreplay”, mit seiner Beteiligung an unter anderem “Siedler 2”, “Knights & Merchants”, “Cultures” und “Spellforce 2” gezeigt hat, dass er zumindest ein sehr fähiger Engine-Programmierer ist. Quasi eine Art deutscher Mini-John Carmack 🙂
Deswegen mache ich mir technisch um das erst kürzlich angekündigte “Chaos Chronicles” keine große Sorgen.
Ob dieses auf Old-School gehaltene RPG auch halten kann, was man vollmundig verspricht, das wird sich noch zeigen. Zumindest kann man in aller Ausführlichkeit auf der Homepage nachlesen, welche Good Old Games bei Coreplay als Inspiration und Vorbild für CHoas Chronicles gedient haben. Da schnalzt der RPG-Nerd durchaus anerkennend mit der Zunge und hofft, dass man dem Team genügend Zeit und Ressourcen zur Verfügung stellt, damit aus diesem Projekt auch etwas Gescheites wird, wo man sich nicht hinter dafür schämen muss, so ein Spiel auf dem eigenen Blog großartig angekündigt zu haben 🙂
Wobei, wie gesagt, der Publisher heißt Bitcomposer Games.
Ich sehe darin kein Grund zur Freude und kann interessierte Senior Gamer nicht verurteilen, wenn diese zum Beispiel sich das Spiel anderweitig besorgen, den Kaufpreis vollumfänglich einem Brief beilegen und an den Entwickler schicken, damit die Leute dafür belohnt werden, die so eine Art Spiel gemacht haben und nicht diejenigen, die darin nur einen kleinen Trend sehen, den man umsatztechnisch so eben mal mitnimmt.
Ganz hübsch sieht es, im Gegensatz zum doch sehr, ähem, optisch sehr sparsamen “Back in Action” schon mal aus, aber wie wir alten Säcke nun mal wissen: Optik ist nix, Gameplay ist alles! Solange das Gameplay gut und überzeugend rüberkommt, solange kann das Spiel ruhig häßlich sein. Blitzblendvorgauckel überlassen wir mit unseren schlechten Augen besser den jungen, leicht zu beeindruckenden Kindern. Obwohl, so gegen ein gelungenes Art Design habe ich nix, überhaupt gar nix einzuwenden …
Von daher, schau mer mal! Ich werde das Spiel auf jeden Fall im Auge behalten und wenn es irgendeine Möglichkeit gibt die Entwickler direkt für ihre Mühen zu entlohnen, ohne dass da irgendwelche Schlipsträger einen Cent sehen (ja, ich habe ein ausgewachsenes Problem mit solchen Publishern, diese spezielle Wunde wird nie gänzlich verschwinden), ich werde sie ohne zu Zögern nutzen, sollte “Chaos Chronicles” das halten, was Peter & Kollegen uns hier nahebringen wollen.
Hallo!
Michael mein Name, der Producer von Chaos Chronicles. Ja. Einer von den Bösen. Weil auf Publisher-Seite vertreten. Freut mich erst einmal, dass das Spiel hier aufgenommen wurde, schließlich sind auch alte Hasen unsere Zielgruppe.
Ich mache dir (ich darf hoffentlich Duzen. Gerne Alter ich auch. Oder Digger.) ein Angebot. Kommst du zufällig aus der Gegend rund um Frankfurt? Oder München (da muss ich, als Producer, so manches Mal hin und schauen, was meine Schäflein schönes bauen)? Oder sonst woher? Ich bin gerne bereit, das Spiel im kleinen Kreis mal vorzustellen 🙂 (Vielleicht zahlt mir junge und dynamische Geschäftsführung auch einen direkten Besuch im Rest von Deutschland).
Dann kannst du dich von zwei Dingen überzeugen:
1) Chaos Chronicles wird tatsächlich das Oldschool RPG, was du dir zwischen den Zeilen wünschst.
2) Dass bei bitComposer vielleicht nicht alle böse sind (und nicht alle jungen und dynamisch. Oder vielleicht doch :))
Mail-Daten hast du ja nun. Das Angebot steht!
Michael
Hallo Michael! Wie hier schon desöfteren gesagt, ich habe auf Grund meiner persönlichen Erfahrungen ein bestimmtes Problem mit gewissen Menschen, die weder über die fachliche noch die menschliche Kompetenz verfügen, um eine Firma zu leiten. Ich habe ein ganz grundsätzliches Problem mit Firmen, wo Umsatz ums Verrecken, ohne Rücksicht auf Mitarbeiter oder Kunden erzielt werden soll, damit der dumme Anleger zufrieden ist und der Geschäftsführer seine fetten Boni bekommt. Und ich habe ein Problem im Speziellen mit der etablierten Spieleindustrie, weil man dort oft genug der Meinung ist, der Kunde sei ein dummes Rindvieh, welches man nur stark genug am Nasenring ziehen muss, damit es brav folgt. Ja, viele Kunden sind dumm wie Brot und kinderleicht zu manipulieren. Ich kenne diese Seite zur Genüge. Aber das heisst ja nicht automatisch, dass man diese Leute über den Tisch ziehen soll, nur weil man es kann.
Ich habe aber kein Problem mit Leuten, die mit Spielen ihren Lebensunterhalt bestreiten wollen, weil es die Leute sind, die diese Spiele auch machen. Ich habe auch kein Problem damit, wenn Firmen Geld verdienen wollen und dabei halbwegs human bleiben. Mehr will ich ja nicht 🙂
Euer Projekt werde ich gerne aus der Ferne verfolgen, bis es fertig ist, dann unter die Lupe nehmen, wenn ich Zeit und Muße dazu finde, weil es mich grundsätzlich interessiert. Mein Blog ist hier nur mein Hobby und ich schreibe, wenn ich die Muße dazu finde etwas zu schreiben. Die Distanz wahre ich, weil gerade die deutsche Spielelandschaft ein kleines Dorf ist und ich aus Erfahrung weiß, wie schnell man hier plötzlich wieder „mit drinnen hängt“ und unfreiwillig doch wieder Teil dieser zT. ziemlich verlogenen Baggage wird 🙂 Nimms mir bitte daher nicht übel, wenn ich dankend ablehnen muss.
Von daher… Frohes Schaffen!
Servus Harzzach!
Ach old-school… gib mir mehr von dieser Droge der durchwachten Nächte vor einem Bildschirm, der grad mal 800 Pixel darstellt. Gib mir Rollenspiele und SideScroller und verschaff mir die ewig langen Runden von Civilisation…
Warum ich gerne auf diesen Blog immer wieder zurückkehre? Um solche Perlen wie das oben beschriebene nicht zu verpassen. Also erneut die Wunschliste rauskramen und mit pen-auf-paper einen Eintrag hinzufügen.
Tausend Dank dafür!
Bis dann
h.
Würde mich freuen, wenn du es im fertiggestellten Zustand dann nochmal unter die Lupe nähmest.
Wie ich mich kenne, verlier ich es sonst eh wieder aus den Augen und womöglich entgeht mir dadurch ein Kleinod.
Macht einen interessanten Eindruck.
Schade!
Dabei wäre mir kritisches Feedback sehr willkommen. Aber ich respektiere deine Entscheidung natürlich und kann sie sogar nachvollziehen. So müssen wir denn am Ende des Tages beide warten und sehen, ob Chaos Chronicles dir gefällt 🙂
Ob es tatsächlich was wird? Ob sie es tatsächlich schaffen ein klassisches CRPG mit der Spielmechanik eines Fallout (2) zu programmieren? Wie wär‘ das aufregend, wenn das wahr wäre.
Die Frage ist nur: Werden sie es schaffen die Genrereferenz des RPGs, den Admiral of Awesomeness TES V: Skyrim zu toppen? Wird Schwitzen über Schwelgen siegen? Werden Attribute wie Sinn und Verstand über Hollywood triumphieren? Ist dies die Rückkehr des anspruchsvollen CRPGs in den Mainstream? Die Wiederkehr des Messias? 😀
(Alles natürlich als spaßige Übertreibung gemeint, mir ist selbstverständlich klar, dass das Spiel bei den Konsolenzombies, hirnvernagelten Bethesda-Fanboys, PC-LARPern und Actionkids ,kurz, im Mainstream, nicht so ankommen wird. Denn wie soll man sich bei einem rundenbasierten Kampfsystem vor lauter Kästchenzählen noch auf awesome zersplatternde Gegnerköpfe konzentrieren?)
Ich bin auf jeden Fall gespannt. Würde mich bei Release sehr über ein Review von deiner Seite aus freuen.
Ich finde es muss ja nicht auf Teufel komm raus „Oldschool“ sein. Aber es ist schon traurig wenn nicht gar erbärmlich anzusehen wie ein Jagged Alliance 2 Remake gegenüber dem 12 Jahre alten Original gameplaytechnisch abgestumpft ist. Man sollte meinen mit den heutigen technischen Möglichkeiten sollte so ein Remake eigentlich besser sein als das Original. So ein paar Physikeffekte zur komplett zerstörbaren Landschaft oder dass man Gegner auch mit nicht tödlichen Waffen bekämpfen kann und dafür einen Bonus kassiert oder Missionen die nicht immer darauf abzielen alle Gegner ausschalten zu müssen oder, oder, oder. Die Möglichkeiten sind heute so viel zahlreicher und doch wurde nur auf das schnelle Geld geschielt und ein billiger Mist hingeklatscht, der so stumpf ist, dass ihn ja auch jeder gehirnamputierte spielen soll. Als Spieler und Kunde ist man da einfach nur noch enttäuscht. Jagged Alliance online ist da ja auch keinen Deut besser. Wieder einmal geht es nur darum eine populäre Lizenz mit minimalem Aufwand zu verwursten. Und was war noch mit dem Jagged Alliance für Social Networks?! Entschuldigung, aber ich traue in dieser geldgeilen, pervertierten Branche keinem Entwickler, Publisher oder sonst wem mehr. In den letzten Wochen wurden ja auch einige peinliche Kommentare aus genanntem Kreis öffentlich, so dass man immerzu das Gefühl hat: „Man versucht mich schon wieder zu verarschen“. Die gesamte Branche wäre gut beraten sich all ihre Versprechungen und Ankündigungen zu verkneifen und stattdessen sich mal auf das zu konzentrieren was wirklich wichtig ist: Ein gutes und herausforderndes Spiel zu machen. Schönen guten Tag.
Jepp. Versprechungen sind leicht gemacht. Auf das Ergebnis kommt es aber an und wer Old-School-Spiele für Old-School-Zocker machen möchte, der muss wissen, dass Old-School-Zocker gewisse Ansprüche haben. Wer diese Ansprüche nicht erfüllen kann oder möchte, der muss sich dann hinterher nicht wundern, wenn er von Old-School-Zockern wahlweise in der Luft zerrissen oder ausgelacht wird.
Ja, wir sind (im Vergleich zu anderen Zielgruppen) schon scheisse anspruchsvoll 🙂
Ich kann einige Publisher daher schon verstehen, wenn man uns als Zielgruppe möglichst meidet. Weil deren Geschäftsstrategie nicht darauf abzielt gute, hochwertige Produkte für ein anspruchsvolles Publikum zu machen, sondern mit billigen Schnellschüßen ein paar unvorsichtige, nichtsahnende oder weniger anspruchsvolle Käufer ihres Geldes zu erleichtern. Kann man machen. Ist legitim. Muss man deswegen aber nicht mögen.
Von daher halte ich mich lieber an kleine Indies, die es erstaunlicherweise schaffen mit zT. deutlich weniger Mitteln Spiele zu machen, die aber um Größenordnungen BESSER sind. Weil sie nämlich hinter ihrem Spiel stehen und das nicht nur eine Auftragsarbeit ist, die man mehr oder minder unbeteiligt runterreisst. Und das merkt man den Spielen von EA bis bitcomposer/Kalypso an. Es sind Auftragsarbeiten.
Heisst das jetzt, dass „Chaos Chronicles“ schlecht wird? Nö. Ganz und gar nicht. Der spiele-historische Hintergrund von Coreplay zeugt von guten Fundamenten. Das technische Wissen zur Umsetzung ist ganz offenkundig vorhanden und die bereits gezeigten Art Works und Screenshots sind in Ordnung. Jetzt kommt es nur darauf an, ob Coreplay aus all den Einzelelementen ein stimmiges Ganzes machen kann und ob sie überhaupt ein Spiel für Old-Schooler machen dürfen und nicht der Publisher kurzerhand bestimmte Änderungen einfordert oder kein Budget für entsprechende Polituren freigibt.
Man wird daher ganz unaufgeregt einfach sehen, was eines Tages auf uns zukommt. Den Hype überlassen wir den Jungspunden 🙂
Hallo Zusammen,
an der Stelle auch eine Rückmeldung von mir (einem der drei dynamischen Gründer des bösen Publishers) Die Dynamik auf dem Bild ist übrigens ganz alleine Photoshop zu schulden, ansonsten sehen wir nicht mehr so frisch und jung aus, da auch unser Herzblut in der Firma und in den Spielen steckt. Grundsätzlich verstehe ich ja die gesunde Skepsis gegenüber Publishern, aber ganz so schlimm wie hier dargestellt ist es dann wiederum auch nicht. Ich will hier auch nicht verbergen, dass wir die Firma gegründet haben um Geld zu verdienen (ich weiß auch das mag mancher als unethisch sehen aber von irgendwas müssen die Leute hier leben). An der Stelle sei mir erlaubt einen kleinen Schwank zu bitComposer zu erzählen. Die Firma wurde gegründet von Leuten, die bei Firmen gearbeitet haben, die in vielen Augen vielleicht noch böser sind. Ganz einfach aus dem Grund weil auch wir Zöglinge der mehr oder weniger ersten Stunde der PC- und Videospiele sind und in diesem Bereich auch beruflich und eigenverantwortlich tätig sein wollten. In dieser Firma steckt unser ganzes Geld. Die Gewinne wurden bisher immer wieder in neue Projekte gesteckt, bisher gab es nicht eine „fette“ Bonuszahlung. Das Gehalt ist O.K. ist aber auch weit entfernt von den Vorstandsgehältern anderer Firmen. On Top haben wir volles Risiko wenn etwas schief geht. Abgesehen davon müssen wir dafür sorgen, dass jeden Monat nicht nur die Gehälter unserer eigenen Mitarbeiter, sondern auch die der für uns tätigen Entwicklungsstudios gezahlt werden. Aktuell zusammengenommen mehr als 100 Mitarbeiter weltweit. Ich weiß nicht ob es nachvollziehbar ist, aber in der Situation, leidet zu mindest auf Geschäftsführerebene das Herzblut ein wenig, was die Spiele an sich angeht und bei manchen Projekten muss man Entscheidungen treffen, die nicht 100% dem Spielspaß dienen. Dies gilt aber nicht für die Leute, die direkt verantwortlich sind für die Spiele bei uns und insbesondere bei den Leuten innerhalb der Entwicklerteams mit denen wir zusammenarbeiten. Das perfekte Spiel kann man am Ende nur mit sehr viel Zeit und / oder Geld auf den Markt bringen und selbst dann wird man nicht allen gerecht. Letztendlich werden unsere Spiele auch immer mit Triple AAA Spielen verglichen, die ein Vielfaches an Budget und Manpower haben. Darüber will ich mich auch nicht beschweren, da wir am Ende schließlich ähnliche Preise verlangen und dem Spieler es herzlich egal ist wie viel Budget im Hintergrund steht. Das man aber auch mit weniger Budget akzeptable Spiele machen kann, haben wir meiner Meinung nach in der Vergangenheit bewiesen und uns hier auch stetig weiterentwickelt.
Ein paar Worte noch zu Jagged Alliance, eines unserer wichtigsten Produkte. Das Spiel hat vor allem die Fangemeinde gespaltet. Wie konnte man nur einen neuen Spielmodus wie „Plan & Go“ implementieren? In der Tat wäre es einfacher gewesen das Spiel 1:1 umzusetzen und einfach „nur“ neue Grafik zu machen. Aber genau das wollten wir nicht, um hier etwas Neues zu bieten. Der Schuss ging zum Teil nach hinten los. Im Nachhinein ist man immer schlauer. Dennoch fand ich persönlich die Kritik zum letzten Teil stellenweise recht unfair. Viele haben sich gar nicht mal auf das neue Kampfsystem eingelassen. Diejenigen, die dem Spiel eine Chance gegeben haben, haben aber durchaus einen Mehrwert abgewinnen können. Uns ist aber auch klar, dass zum Releasezeitpunkt das Spiel nicht perfekt war und vlt. auch nie perfekt werden konnte. Aber einer so starken Community wie der von Jagged Alliance gerecht zu werden ist durchaus schwierig. Dies sieht man gerade bei den Kundenfeedbacks und Tests: die einen fanden es viel zu schwer, die anderen zu leicht. Den einen hat das gefehlt, den anderen jenes. Viele Sachen, die wir vereinfacht haben wurden kritisiert, andere fanden es wieder gut. Das ganze Projekt hat insgesamt 5 Monate länger gedauert als geplant, sowohl wir als auch Coreplay haben den Umfang unterschätzt. Wir haben uns dennoch die Zeit und das Geld genommen bis wir eine Version hatten, die unserer Meinung nach rund war. Auch nach Release haben wir weitere 3 Monate Zeit und Geld investiert um es noch runder zu machen aber auch vor allem ein neues, vehement gefordertes Feature wie die LoS einzuführen und dies über ein kostenloses Update anzubieten. (nochmal: hier wird kein Dank oder sonst was verlangt, aber vlt. zeigt es, dass wir nicht ganz so herzlos sind. Wir hätten uns die Kohle sparen und auf den Kopf hauen können). Letztendlich bin ich schon stolz drauf was Coreplay und unser Team hier geleistet haben, auch wenn es sich in den Reviews, die zwischen 50% – 83% liegen nicht direkt widerspiegelt.
Nun zu Chaos Chronicles: Die Spielidee hatte Coreplay bereits vor der Entwicklung von Jagged Alliance gehabt. Es war nicht so, dass wir gesehen haben: Hey Legends of Grimrock, lief super lass uns schnell mal was ähnliches in die Richtung machen. Das Team von Coreplay ist hoch motiviert und ich denke wir sind auf dem richtigen Weg. Der Weg ist aber noch lang. Im Gegensatz zu anderen „bösen“ Publishern lassen wir Coreplay auch freie Hand was die Inhalte usw. angeht und der Entwickler wird auch nicht vor der Community und den Spielern „versteckt“ sondern unterhält seinen eigenen Blog um noch während der Entwicklung nicht nur Infos zu verbreiten, sondern auch aktiv die Community mit einzubeziehen.
Wir machen nicht alles perfekt und jeder, der meint er könnte es besser machen: Einfach nen Gewerbeschein beantragen und es dann besser machen 😉 Ich weiß nicht ob der Beitrag etwas mehr Verständnis aufbringt oder am Ende den Hass auf die Publisher weiter forciert. Dennoch wollte ich das hier mal kundtun 🙂 Falls unerwünscht bitte einfach wieder löschen.
Neinnein, nur zu.
Mensch harzzach, da bekommste die chance den Verantwortlichen direkt zu sagen wieso das Spiel floppen wird (sorry bin sehr pessimistisch), jetzt wenn es sogar noch was bringt, und dann willste nich, tu es fuer uns!
Von Flopp rede ich erst dann, wenn es released wurde und ich nach zwei Stunden Spielzeit a) eine neue Tischplatte und b) einen Zahnarzttermin benötige. Abgesehen von einer mächtigen Platzwunde am Kopf, inklusive Keyboard-Abdrücke. Aber auch erst dann 🙂
Ansonsten sollen die Jungs einfach machen. Wenns klappt, wunderbar. Wenn nicht, mei, dann halt nicht.
Wenn der Titel ein richtiges Old-School-Die-Hard-CRPG wird, dann ist er nichts für mich. Dafür jauchzen andere vor Verzückung. Und das ist wohl glaube ich das Hauptproblem bei heute üblichen Budgets.
Am besten kann man das wohl bei Mass-Effect-Serie sehen: Bioware hätte ein reinrassiges CRPG machen können, aber EA mußte den Titel an jeden verkaufen können. So brauchte ich mich im ersten Teil (RPG light) mit den Rollenspielelementen nicht beschäftigen, ich konnte problemlos der Scifi-Story bis zum Ende folgen, obwohl ich meine Charaktere völlig verskillt hatte. Den Mix fand ich okay. Beim zweiten Teil hatte EA es dann wiederum übertrieben, denn reine Third-Person-Shooter nämlich auch nicht so mein Fall, aber es mußte wohl sein. Hätten sie das Rezept einfach unverändert gelassen…
Da sind Indies mit kleinen Budgets eindeutig im Vorteil: Die können Spiele machen, die nicht jedem gefallen müssen, statt welche, die alle Zielgruppen ansprechen, aber keine richtig. Da gibt es die kleine amerikanische Firma iRacing, die als einziges Projekt eine Online-Motorsportsimulation im Programm hat, die ohne Spezialhardware nicht einmal funktioniert. Aber die sind mit gerade mal 30.000 Abonennten in der Gewinnzone. Sowas wäre bei einem Major-Publisher völlig undenkbar, da braucht man sich bloß man ansehen, was Codemasters für einen Quatsch raushaut.
Jungen Mnnschen, kann man meist alles vorsetzen, die kennen eh nur die Mikrowellengerichte – Hausmannskost kennen die evtl vom Hören/Sagen. Solange alles sauber poliert ist und blitz&blinkt wirds konsumiert – genauso ergeht es auch dem Feierabendzocker, der fix 2-3h Ablenkung vom Job haben möchte…
Ich merke es an mir habe mir vor ein paar Tagen ein neues Spielchen zugelegt, das wohl ein wenig komplexer daherkommt als der übliche Tiefkühl/Fertiggerichte-Kack, habe am Sonntag ein wenig hineingeblickt, bin total begeistert…jedoch unter der Woche kaum Muse mir das zu Gemüte zu führen…..also bleibt es liegen bis ich Zeit habe und mich daran errinere, dass etwas auf mich wartet ;), oder es komplett vergesse und es quasi ungezockt in den Tiefen Ebenen meines Regales verschwindet…
Das Leben als passionierter Zocker wird mit zunehmendem Alter in mehreren hinsichten schwerer, zum einen die Richtige Pixelei ausfindig machen auf die man steht, zum anderen muss auch Zeit verfügbar sein um die Pixel zu Erkunden.
Weisst Du, wie unsere Rettung heisst? Altersruhestand 🙂
Aber auch nur unter der Annahme, wir bekommen eine Rente von der man leben kann …
Ich find’s sehr schön, auch mal was von den Entwicklern und sogar vom Publisher zu lesen!
Erstmal möchte ich anmerken, dass die Entscheidung, ein solches Spiel überhaupt zu finanzieren äußerst begrüßenswert ist. Von Ansatz und der Philosophie her ist es genau das, was ich selbst gerne spielen würde.
Zu dem Thema „Publisher vs. Spieler“ möchte ich ein paar Worte loswerden. Im obigen Post lese ich aus der Jagged Alliance Geschichte den Wunsch heraus, „allen gerecht zu werden“ sowie die Erkenntnis, dass das nicht (oder mit seeehr viel Aufwand) funktioniert.
Da möchte ich mal einhaken.
Ich glaube, dass es das oberste Ziel einer jeden Spielefirma sein müsste, es bewusst NICHT allen Recht zu machen, sondern sich auf eine, nennen wir es mal „Zielgruppe“, zu konzentrieren.
Gerade wenn man solch ein „oldschool“ Spiel produzieren möchte, ist diese Zielgruppe auch sehr genau definiert – ein eingefleischter Haufen an Rollenspielern, die mit Dungeon Master, Bard’s Tale und Co. aufgewachsen sind, sich für ihre optimierten Skilltrees Excel-Tabellen anlegen und das große Würgen bekommen, wenn über einem NPC ein gelbes Ausrufezeichen blinkt.
Darüber hinaus haben solche Spieler recht konkrete Erwartungen an ein Spiel. Eine meiner Erwartungen an Chaos Chronicles wäre zum Beispiel, dass es ein komplexes Skillsystem bietet. Oder dass es grundlegende Entscheidungsfreiheit bietet. Oder gut geschriebene Dialoge samt verzweigtem Dialogsystem.
Wenn das Spiel diesen Erwartungen nicht gerecht wird und stattdessen im Zugeständnis an den „Massenmarkt“ (was immer genau das auch ist) Dinge wie Auto Map, Schlauchlevels und Quests der Marke „Fange drei Hühner.“ beinhaltet, dann darf man sich einfach nicht wundern, wenn das Spiel bei der Zielgruppe unten durch ist.
Gerade kritische Spieler informieren sich im Voraus, verlassen sich nicht auf „Tests“ von Printmagazinen und reden untereinander.
Und wer soll das Spiel dann sonst noch kaufen, wenn es von solchen Spielern verschmäht wird?
Jetzt muss man als Publisher natürlich abwägen, ob mit solch einer potentiellen Zielgruppe Gewinn zu machen ist. Dass das geht, zeigen Spiele wie Grimrock, Dark Souls usw. ja eindrucksvoll.
Aber, und das ist das große ABER: Diese Spiele ziehen ihre Linie auch konsequent durch! Bei Grimrock fehlt eigentlich nur noch, dass man sich die Karte selber zeichnen muss.
Es gibt leider so viele Beispiele, warum gerade der Spielertypus des Oldschool Gamers, zu dem auch ich mich zähle, immer wieder auf’s Neue von eigtl. vielversprechenden Titeln regelrecht vor den Kopf gestoßen wird.
Wenn mir in „Dragon Age: Origins“ nach etwa 15 Stunden ein NPC im Lager von einer tollen Quest erzählt und mir im Dialogsystem (!) angeboen wird, den entsprechenden DLC dazu kostenpflichtig herunterzuladen, dann darf sich der Publisher nicht wundern, wenn das mein letztes gekauftes Spiel von ihm war.
Zum Gothic bzw. Risen 2 Debakel muss man denke ich ja eh kein Wort mehr verlieren und über das Diablo 3 Auktionshaus vermutlich erst recht nicht.
Und dass „The Elder Scrolls: Online“ floppen wird, dazu braucht man auch kein Hellseher zu sein. Da müsste man einfach mal einen x-beliebigen Fan der Serie dazu befragen.
Insgesamt denke ich gibt es keine andere Branche, in der so dermaßen am Kunden vorbeigearbeitet wird wie in der Spieleindustrie.
Ich überlege gerade, ob ich Dir ein Gegenangebot machen soll, Michael.
Guckt, ob Geld für einen echten! externen Betatest zur Verfügung steht. Macht dann eine Ausschreibung und regelt in einer NDA, ob und welche Info nach Außen dringen darf.
So schmeckt das Ganze weniger nach „Wir laden Dich mal zum Essen ein und erzählen Dir, wie toll unser Konzept ist“ und mehr nach „Wir wollen wirklich wissen, was eine kleine Gruppe von unserem Spiel hält.“
Wenn ihr diese Gruppe begeistern könnt und wenn die merken, dass allen Beteiligten Feedback von Aussen wichtig ist, dann hat das langfristig einen viel größeren PR-Einfluss.
Im besten Falle gewinnt man dann eine Gruppe von Menschen, die völlig kostenfrei das Spiel bis aufs Messer verteidigen, weil sie einen nicht unerheblichen Teil beigetragen haben.*
Wenn die Euch und das Spiel allerdings verreißen, dann sollte man merken, dass man gewaltig etwas falsch macht.
Mir ist klar, das man sowas nicht mal eben aus der Kaffeekasse zahlt und ich denke mal, das Budget für ein solches Experiment ist eher klein. Insofern ist das tatsächlich nur eine Anregung. Auch weil ich der Meinung bin, Spiele an sich könnten mehr echte Beta-Tests vertragen.
*Achja: Bugs werden dann auch gefixt. 😉
Stichwort old-school, da kommt bald was. Nennt sich Inquisitor. Ist wohl ein Mix aus Diablo 2 Echtzeitgekloppe und ausufernden Dialogen mit Entscheidungen als Fallout/Arcanum. Wird gerade auf GOG beworben.
Hach ja, das Rentnerdasein. Manchmal stelle ich mir auch vor wie ich im Altersheim endlich Zeit hab den letztens erwähnten Pile of Shame abzubauen. Ist bei mir aber noch ne Weile hin, bin erst 33. Fragt sich ob ich dann noch auf meine ganzen Spiele zugriff hab oder die passende Hardware vorhanden ist. Vielleicht haben wir dann nur noch geschlossene Systeme mit App-Stores die Anwendungen von Drittanbietern gar nicht mehr reinlassen.
„nur noch“ werden wir das nur haben, wenn in der Zwischenzeit Apple alle offenen Systeme wegen Marken- und Patentsverletzungen unter Zuhilfenahme einer inkompetenten US-Jury verbieten lässt 🙂
Als Kunden ist es mir prinzipiell egal wer das Spiel vermurkst hat. Ob das der Publisher war, die Entwickler oder wer auch immer. Es ist mir auch egal wie jemand seine Firma führt, wer im Vergleich mit wem wieviel Geld verdient und es ist mir auch egal ob die Entwicklung 3 Monate oder 3 Jahre gedauert hat. Was mich interessiert ist das Produkt! Das Spiel!
Was an JABIA so schlecht ist, ist nicht das Echtzeitsystem sondern dass das Spiel im Vergleich zum Original unheimlich verdummt wurde indem gleich reihenweise wichtige Features gestrichen wurden ohne nennenswerte neue hinzuzufügen. Das Spiel macht den Eindruck als wäre es schnell und billig hingeklatscht worden ohne großen Aufwand zu betreiben. Oder was war der Gedanke als ihr all die ganzen Features die das Spiel ausmacht weggelassen habt? Das wird doch sicher einen Grund gehabt haben?! Den Fans des Originals habt ihr damit bewusst mit Anlauf in den Allerwertesten getreten weshalb ich denke, dass euch die „Community“ ziemlich egal sein dürfte, denn die hat schon im Vorfeld in eurem eigenen Forum gemeckert. Da hätte man also auch vorher schlauer sein können, aber ich denke mal das war niemals die Absicht. Hier kann von „man kann es nicht allen recht machen“ keine Rede sein. Das JABIA weniger Abwechslung, Gameplay und Story (die war ja sogar in JA2 recht dürftig) hat als das 12 Jahre alte Original ist als wenn ein 80 jähriger Opi einen 20 jährigen umhaut. Wenn man darauf auch noch stolz ist und auf hinzufügen eines Features wie LoS, was seit 20 Jahren Standard ist, ist das einfach nur lächerlich. Ihr wäret besser beraten die Kritik der „Community“ ernst zu nehmen und mal einen anderen Blickwinkel zu bekommen, als ständig Ausreden zu bringen. Denn die interessieren mich als Kunden ebenso wenig.
Ich werde jetzt dennoch keinen Gewerbeschein beantragen, denn nur weil mir mal ein Essen nicht schmeckt werde ich auch kein Koch und eröffne gleich ein Restaurant, oder eine Werkstatt, oder eine Filmfirma, oder oder oder…
„Bei Grimrock fehlt eigentlich nur noch, dass man sich die Karte selber zeichnen muss.“
Wenn ich mich recht erinnere gibts da eine Einstellung im Optionsmenü, ich glaube sowas wie „classic“- oder „old school“-mode; bitte nicht festnageln auf die Bezeichnung, aber das geht.
hi!
danke… das wochenende wartet somit auf eine neue entdeckung!
lg
h.
„Sie, ein Nachfahre Kiavos? Wie wär’ das aufregend, wenn das wahr wäre.“
Die drei ??? und der Zauberspiegel.
Bitte immer korrekt zitieren. 😉
Naja, Chaos Chronicles sieht so aus, als würde ich das im Auge behalten wollen.
Rundenbasierte Kämpfe finde ich sehr gut, bedeutet dann aber wohl praktisch kein Multiplayer.
Die Screens mit der gleichen Körperhaltung aller Mitglieder der Party erinnern mich fatal an „Pool of Radiance“, hoher Anspruch, hohe Erwartungen, letzten Endes doch vermackelt.
Beobachte den Titel schon recht lange und lese immer mal wieder auf deren Website was es neues gibt.
Auch wenn JA BiA für mich eine Art haßliebe ist die mich eher skeptisch stimmt, habe ich das Gefühl, dass uns die Entwickler hier was präsentieren wollen, was von Herzen kommt – zumindest hoffe ich es, ist so etwas heutzeutage ja eigentlich kaum noch denkbar. Außerdem fühlt es sich nicht nach typischer Publisher Melkmaschinerie an; bisher wurde nicht viel in Werbung gebuttert und die Website sieht eher nach Fanprojekt aus (Marketingtaktik?)
BiA war aber wirklich gar nicht so schlecht. Klar, es ist kein typisches Jagged Alliance, es kopiert lediglich das Setting, aber ich habe es immerhin in einem Rutsch samt Addon durchgespielt auch wenn mich vieles gestört hat – und das kann ich wirklich nicht von vielen Spielen behaupten (andererseits bin ich aber auch totaler Squad-basierte-Taktik-Spiele Fanboy 🙂 )
Wollen ist das eine. Ich will auch viel 🙂 Aber Glaubwürdigkeit ist ein kostbares Gut, von dem in der Spielebranche nur wenige behaupten können es tatsächlich zu haben. Von daher gilt wie üblich das entspannte Abwarten auf das fertige Ergebnis.
Auf jeden Fall scheint man fleissig daran zu arbeiten, die Entwickler-Updates kommen regelmäßig und bestehen nicht nur aus heisser Luft.