Das hier, das ist der derzeit aktuelle Startbildschirm von World of Warcraft.
Das hier, das ist der derzeit aktuelle Startbildschirm von Diablo III.
Für das eine Spiel habe ich bereits und werde ich wohl weiterhin gerne Geld ausgeben.
Das andere Spiel, hmmm, sagen wir mal so, bevor ich Geld für Diablo 3, oh sorry, III (weil das mit den drei I’s ist nämlich vieeeeeel cooler) ausgebe, kaufe ich mir lieber je fünfmal Torchlight 2, je fünfmal Titan Quest und, grade um’s zu beweisen wie besch…, nicht so gut DIII ist, fünfmal DII und verschenke diese Spiele an Interessierte, die wissen wollen, was ein gutes Hack & Slay ist.
Seit Wochen hatte ich vor mir die Starter Edition von Diablo III zu geben. Um selber herauszufinden, was an all der Aufregung bezüglich des Spieles denn sein soll. Über die Begleitumstände des Spieles habe ich mich genug aufgeregt, jetzt lassen wir das Spiel für sich sprechen. Gestern abend war es dann endlich soweit.
Nun, es beginnt mit obigem Startbildschirm, der nicht ohne Grund fast genauso aufgebaut ist wie der von World of Warcraft. Im Spiel selbst setzen sich die bewusst eingeführten Ähnlichkeiten fort. Diablo III und WoW teilen sich ein ähnliches Interface, exakt die gleiche “Chat”-Anzeige und den Dauer-Online-Socialdingensbumskirchen-Aspekt. Sie teilen sich vieles in Punkto Talentbonsaibüschchen. Sie teilen sich den Abschied von individuell einstellbaren Charakterwerten beim Levelaufstieg. Sie teilen sich viele Automatismen und Gameplay-Vereinfachungen. Da ich, wie bereits des Öfteren erwähnt, meine On- und Off-Freude mit WoW habe, sollte man doch annehmen, dass ich somit auch DIII gut finden würde. Oder nicht?
Nun, es gibt da einen kleinen, aber bedeutenden Unterschied zwischen beiden Spielen. Dieser Unterschied nennt sich Diablo I und Diablo II. Gäbe es diese Spiele nicht, gäbe es auf Grund des dann nicht stattgefunden habenden H&S-Hypes kaum andere Hack & Slay-Titel und ich würde DIII wahrscheinlich ziemlich gut finden. Nun, verfolgt man diesen Gedanken konsequent weiter, kommt man logischerweise zu dem Schluss, dass es ohne DI und DII mit Sicherheit kein DIII gegeben hätte, was also bedeutet, dass DIII, da es seine Vorgänger gibt … ich denke ihr ahnt, worauf ich hinaus möchte.
Ja, es ist tatsächlich so, wie so mancher Freund des Genres entsetzt feststellen musste. Die Niedrig-Wertungen bei Amazon sind nicht Ausdruck irgendeines pubertären Internet-Shitstorms, sondern spiegeln tatsächlich die spielerische Qualität dieses Titels im Vergleich zu seinen Vorgängern und der besseren Konkurrenz wieder. Denn Diablo III, das ist Hack & Slay für Minderbemittelte! Bis nahezu zur Unkenntlichkeit abgespeckter Klickmist, wo man sich halt irgendwie durchklickt, irgendwann der Char wieder eine Stufe auflevelt, man gelangweilt eine (in Zahlen: 1. Ja, immer nur EINE EINZIGE!) vom Spiel vorgegebene Fähigkeit auswählt oder verbessert. Wenn man Glück hat, findet man ein nettes Item und wenn nicht, kloppt man sich halt so weiter durchs Geschehen. Irgendeine wie auch immer geartete Bindung zum Spielcharakter, irgendein wie auch immer gearteter Rollenspiel-Aspekt kommt fast nicht vor. Ja, in vielen Nippon-RPGs gab’s auch kaum Freiheiten, aber dafür fast immer ein komplexes, bisweilen anspruchsvolles Kampfsystem und süße Knuddelgesichter. DIII macht hingegen auf schweres, gehaltvolles Düster-Gothic-Bruhaha und bietet dann doch nur Larifari-Story und seichte Rollenspiel-Elemente. Ganz ehrlich, ein Dawn of War 2 bietet diesbezüglich fast mehr Freiheit im Aufbau seiner Squad als dieses Ding da. Ein Dawn of War 2 bietet fast MEHR rollenspieltechnische Freiheit als Diablo III. Ja, man muss sich das ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen und die Bitterkeit und Galle dieser Aussage genüsslich auskosten, weil man es kaum für möglich hält.
Aber es ist so.
Wäre ich gehirnamputiert und hätte alles vergessen, was ich jemals von Hack & Slay-Spielen weiß, dann würde ich mit DIII durchaus meinen Spaß haben können. Es sieht nett aus, die Produktionswerte sind angemessen hoch, detailreich und poliert bis zum Gehtnichtmehr. Die Umgebung und getroffene Gegner zerbröckeln dank Physikeffekten schön während der Kämpfe, aber das hatten wir ja bereits schon in Titan Quest und … ICH MUSS VERGESSEN! JA, ALLES VERGESSEN! … das ist schon toll. Nett ist auch dieses Monster, welches voller Loot und Gold steckt, wie man es schon aus Dungeon Siege 2 oder Torchlight … ARGHLLLLL! ALLES VERGÄSSÄÄÄÄÄÄÄN!!!!!!
Ja. Diablo III ist toll. Ja, Herr, ich verstehe und gehorche! *schlurf*
Ihr müsst mir glauben, ehrlich, ich wollte ganz neutral und unvoreingenommen an das Spiel hinter all dem Bohei hinter RMAH und Dauer-Online gehen. Wirklich! Ich war nicht voreingenommen oder sonst wie negativ vorbelastet. Aber DIII ist tatsächlich so belanglos, wie es ist. Einen mit unglaublichem Aufwand zusammengezimmertes Potemkinsches Dorf. Ein mit aller Gewalt auf MMO getrimmtes, oberflächliches Möchtegern-Hack&Slay, welches den mit Abstand populärsten Markennamen im PC-Bereich skrupellos schändet und missbraucht.
Fuck those losers!
Nachtrag: Eigentlich könnte ich total entspannt sein. “Joah, DIII ist ganz nett, aber net so gut wie sein Vorgänger.” Könnte ich ruhig und locker so sagen. Weil, ich hab ja bis auf eine Stunde Spielzeit mit dieser Demo sonst nix investiert. Die Dreistigkeit aber, mit der Blizzard diese unglaubliche Mogelpackung veröffentlicht hat, die macht mich sprachlos. Und wütend. Und sehr, sehr verärgert.
Ich kann es nur wiederholen: Fuck those losers!
Als noch vor kurzem glühender Verehrer von Blizzard muss ich leider feststellen, dass ihre goldenen Zeiten vorbei sind.
WoW habe ich übersprungen, darum kann ich dazu nichts sagen. Aber die letzten drei Majors, die ich erlebt habe: Bnet 2.0, Sc2, D3, waren für mich alle enttäuschend.
Bnet 2.0 mit facebook, na sicher, ist ja ganz wichtig heutzutage. Die jungen Leute machen ja alle facebook. Allerdings fühlt man sich heuer im Bnet so einsam wie in der Kalahari, das war früher™ noch etwas anders. Gut, damals war chatten ja auch „the latest shit“, und das ging im Bnet 1.0. Heute reicht das aber nicht mehr. Und auf modernes „Gamerverhalten“ wurde nicht geachtet. Kein gemeinsames Replays, Streams oder Tournaments ansehen, völlig anonymes AH, kein Gildensupport oder private Sprachchannels, aber hey jetzt neu: mit facebook! Jawoll!
Sc2 presst sich mit aller Gewalt in die Esport Szene, hatte dank Sc1 ja auch einen Glanzstart, verliert aber täglich Boden an LoL. Und auch völlig zurecht, das Spiel ist (zugegeben nach einiger Zeit) stinklangweilig mitanzusehen. Ich schaue -zig mal lieber ein altes Sc1- oder aktuelles LoL-Match, anstatt bei SC2 erst 15 Minuten gar nichts und dann irgendwann einen dicken Armeeblob in den anderen krachen zu sehen. Was war das bei Sc1 herrlich, minutenlang die Frontlinie vor- und zurückwandern zu sehen oder July’s Mutaharass ungläubig bestaunen zu können. Ich hab da vielleicht die rosa Nostalgiebrille auf, aber an SC2 reizt mich im Moment wirklich gar nichts, nicht mal die Expansion.
Und D3 ist einfach nur ein einziges Trauerspiel. Technisch hervorragend, sicher, aber kein Kind der Liebe von Entwicklern mit Visionen, sondern ein kaltes Industrieprodukt von Leuten, die ihren Job machen. Null Verständnis seitens der Entwickler, warum das Spiel abgelehnt wird. Statt die Spielmechaniken zu reparieren, gibt es nur den lächerlichen Versuch, den paar Coregamern, die noch da sind, etwas Lategamecontent vorzugaukeln, damit wenigstens die noch etwas bleiben. Und Content meint hier eine völlig vom Rollenspiel entfremdete, stupide Zahlenhatz.
Argh, schon wieder böse geworden beim tippen. Über so einen Quatsch darf man sich wirklich nicht ärgern, oder zumindest nur kurz. Ich werde etwas PoE zur Ablenkung spielen. Kann ich übrigens nur empfehlen. Lunaris Tempel, ein Traum!