Krokodilstränen

Jaja, alles ganz arg schröckläch! EA schliesst mal wieder ein Tochterunternehmen. Diesmal hat es EA Phenomic im idyllischen Ingelheim am Rhein erwischt.

Phenomic?

Phenomic

Genau, Phenomic. Ein wenig in Vergessenheit geraten, nicht? Und dabei hatte es so vielversprechend angefangen …

spellforce

Da die Demo damals so klaglos lief wie meine Nase während einer Erkältung, die nachfolgende Katastrophe der Retailversion in erster Linie durch einen beschissenen Kopierschutz (der gerne den Spielstart verweigerte oder das laufende Spiel zum Absturz brachte) und unleserlichen Fonts der Seriennummer verursacht wurde, lasse ich hier Gnade vor Recht ergehen und schiebe die Verantwortung für den letzten Tropfen, der mein Schwarzkopierfaß zum Überlaufen gebracht hatte, ganz alleine auf Klowood. Nun, jetzt sind beide Geschichte.

Es folgten zwei Addons zu Spellforce 1 und dann der mit großem Aufwand erstellte Nachfolger.

spellforce2

Kommerziell galt Spellforce 2, obwohl es das in allen Belangen klar bessere Spiel war, als Enttäuschung, wobei hier wohl eher die ursprünglichen Erwartungen zu hoch angesetzt waren und nicht die tatsächlichen Umsätze zu niedrig ausfielen, denn zu Spellforce 2 gab es ebenfalls 2 Addons. Macht man meines Wissens nicht, wenn das Hauptspiel ein Flop war.

Dies, zusammen mit den ewigen finanziellen Problemen bei Klowood, führte dann dazu, dass die Firmenleitung das Übernahmeangebot von EA gerne annahm und Phenomic nun Teil der großen, heimeligen und netten EA-Familie war. Yay! Oder nicht? Arbeitsplatzsicherung und so? Nun, kurzfristig schon, nachvollziehbar und verständlich durchaus, langfristig natürlich das Todesurteil für Phenomic. EA und seine Studios, man kennt die Geschichte.

battleforge

Es folgte mit “Battleforge” ein ungewöhnlicher Mix aus Sammelkarten- und RTS-Gameplay-Mechaniken, den ich nur deswegen niemals eines Blickes gewürdigt hatte, weil Battleforge als Online-P2P-RTS konzipiert wurde. Bekanntermaßen nicht so wirklich mein Fall. Läuft als Free2Play-Titel übrigens immer noch, was vielleicht auch damit zu tun haben könnte, dass man die eigenen Minderwertigkeitskomplexe gegen ordentlich Geld mit hinzu kaufbaren Booster-Kartenpacks und entsprechenden spielerischen Vorteilen kompensieren kann.

Anyway, Talent und Schaffenskraft waren immer noch vorhanden, vielleicht ist beim nächsten Spiel wieder was für mich dabei. Doch EA tat das, was EA eben so tut und kündigte an, dass EA Phenomic künftig nur noch Browser-Crap entwickeln sollte. Für mich war das der Zeitpunkt eine weiße Lilie auf die Phenomic-Gruft zu legen, eine kleine Träne heimlich wegzudrücken und Abschied zu nehmen. Sehr schade, doch nichts ist für die Ewigkeit!

lord_of_ultima

tiberium_alliances

Zwei zwar technisch saubere, aber spielerisch und auch anderweitig belanglose Browserspiele später, in denen EA in altbekannter Manier allseits geliebte und verehrte Franchises vergewaltigt (Lords of Ultima, Tiberium Alliances) war es dann in logischer Fortsetzung der Kausalitätskette soweit:

EA schliesst mal wieder ein Tochterunternehmen

Und wie bei LucasArts vor einigen Monaten, so kann ich allenfalls nur Krokodilstränen vergießen, doch zu mehr als nur einem Achselzucken reicht es ebenfalls nicht.

10 Kommentare zu „Krokodilstränen

  1. Erst wird die Konkurrenz aufgekauft und anschließend entweder bis zur Unkenntlichkeit zersägt und in die bestehende Firmenstruktur hineingepresst oder aber nach kurzer Gnadenfrist unter großem Bedauern geschlossen. Schade um die Angestellten.

  2. Sorry, hab nie wirklich große Wärme für Phenomic gehabt. Dieses Studio ist aus meiner Perspektive irgendwo im Bermudadreieck von Kloowood daheim gewesen. Allerdings ist das mir neu, daß sie von EA übernommen worden sind.

    Mir geht eher gegen den Strich, daß diese ganzen Gothic, Painkiller, Die Gilde, Spellforce, Patrizier, Port Royale, der Verkehrs/Transportgigant und Konsorten bis zum Erbrechen zum 100. Mal neu aufgelegt („neu! die Platinversion mit jetzt *wirklich* allen drinnen“ werden.

  3. Es stimmt schon, dass Phenomic in letzter Zeit nichts mehr Großes vollbracht hat. Tatsache ist aber, dass sie neben Crytek eines der letzten und wenigen deutschen Studios in Deutschland waren, die auch mal internationale Erfolge hatten. Und da drücke ich schon mehr als eine Träne weg, wenn es die 60 Leute zerspreißelt. Grüße von einem noch älteren Sack.

  4. Wer so ein absurdes Theater um Jugendschutz veranstaltet, wie die Bundesrepublik, hat es schlicht nicht verdient, international erfolgreiche Spiele-Entwickler zu haben.

  5. @ BavarianT
    Gibt ja noch Yager in Berlin, welche mit Spec Ops: The Line ne internationale Duftnote gesetzt haben.

    @ Joe
    Als ob die USA mit ihrer Phobie vor blanken Brüsten und allem was mit Sex zu tun hat besser wäre. Ich erinnere nur an das Theater mit dem „heißen Kaffee“, war an Lächerlichkeit kaum zu überbieten. Und ich glaube Australien ist was Gewalt angeht noch restriktiver als wir hier. Perfekt gibt es halt nirgens 😉

  6. Als ob die USA mit ihrer Phobie vor blanken Brüsten und allem was mit Sex zu tun hat besser wäre. Ich erinnere nur an das Theater mit dem “heißen Kaffee”, war an Lächerlichkeit kaum zu überbieten.

    Das hat nichts mit Phobien zu tun, Wenn Sex drin ist, muß halt ein X-rating drauf und kein M-rating.

    Und ich glaube Australien ist was Gewalt angeht noch restriktiver als wir hier. Perfekt gibt es halt nirgens

    Ich kann mich spontan auch an keine namhafte Produktion aus Australien erinnern. Welche bekannten Spielestudios sitzen denn dort?

  7. Tja Joe, und wieso muss bei Sex ein X-Rating drauf? Wegen der Phobien der Leute dort.

  8. Tja Joe, und wieso muss bei Sex ein X-Rating drauf? Wegen der Phobien der Leute dort.

    Na und? Die Michels haben dafür ’ne Nazi- und Blutphobie und die Japaner eine Schamhaarphobie.

    Der Unterschied ist, daß Du das Hot-Coffee-Problem mit dem X-rating heilen kannst. Klar Walmart & co verkaufen X-rated Zeug nicht, weswegen alle auf M-rating scharf sind. Das ist aber ein rein privatwirtschaftliches Problem.

    In der BRD wird Dein Spiel vom Staat beschlagnahmt und aus dem Verkehr gezogen, wenn politisch Unerwünschtes drin ist. Das ist der Punkt und deshalb wird präventiv wie verrückt geschnitten.

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