Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat erneut zugeschlagen und „Dying Light“ mit einer vorläufigen Indizierung bedacht, bis man das Spiel, welches seitens des Publisher sowieso nicht im deutschen Handel angeboten wurde, entsprechend beurteilt hat. Und aller Wahrscheinlichkeit nach aus einer vorläufigen Indizierung eine dauerhafte Indizierung macht, weil der geistige Vorläufer, Dead Island samt Addons und Fortsetzungen, ebenfalls von diesem Schicksal ereilt wurde.
Nun, was kümmert uns Erwachsene das? Können wir nicht einfach über die Grenze fahren oder uns bei entsprechenden ausländischen Shops bedienen? Sicher, das könnten wir. Doch die Kenntnis über Rechtslage und Verfügbarkeit entsprechender Bezugsquellen ist dünn und widersprüchlich. Viel Hörensagen, Gerüchte und Mutmaßungen machen die Runde.
Nun, zur Rechtslage sei meinen Lesern dieser Link empfohlen.
Executive Summary:
Du darfst importieren böses Splatter-Spiel aus Ausland. Du besser importieren aus Österreich, weil blöder Zoll Pakete aus Nicht-EU-Ländern nicht mag.
Schön. Das giltet jetzt aber nur für den Kauf, Import und Besitz physischer Waren. Wenn ich solche Spiele auf meiner Horstbox spielen will, dann kaufe ich solche Spiele in einem Schluchtenscheißer-Webshop und alles ist gut. Ich frage mich, ob diese Shop-Betreiber regelmäßig Blumen und Pralinen nach Bonn schicken, ist man dort doch für einen nicht geringen Teil des Umsatzes verantwortlich.
Executive Question:
Wie ist es aber als PC-User, wenn ich das via Steam erledigen möchte?
Nun, das Besorgen ist nicht das Problem. Auch wenn der Steam-Client und die Steam-Webseite Besucher mit deutscher IP entsprechend filtert, so kann man mit einem Proxy, wie z.B. Zenmate, über den Browser den Steam-Shop aufsuchen, das Spiel erwerben und dann über den Account, über den man das Spiel erworben hat, mit dem Client herunterladen. Das klappt wunderbar, wie es der Herr hier selber mit z.B. der F.E.A.R-Serie, Bioshock 1 oder Bulletstorm getan hat, welches vor einer Weile im Sale erhältlich war, aber deutschen Kunden nur die traditionelle Glücksbärchi-Version offeriert wurde. Man registriert den nicht-deutschen Key in seinem deutschen Konto und gut ist. Die Registrierung der HumbleBundle-Keys erfolgte sogar über eine deutsche IP, so dass man sich hier wirklich nicht unnötig verrenken muss. Nur der Kauf direkt bei Steam benötigt eine nicht-deutsche IP.
TSCHAKKAAAAAAAAAAAAAAAA! (via Gamestar.de)
Ja, aber, sperrt Steam das nicht, weil doch verboten?
Da der Kauf, Import und Besitz indizierter Spiele eben NICHT verboten ist (nur das Bewerben, die öffentliche Aufführung, der Weiterverkauf und die Weitergabe innerhalb Deutschlands), passiert auch bei Steam nichts. Wenn Keys nachträglich gesperrt werden, dann sind das in der Regel nur Keys, die z.B. mit Kreditkartenbetrug oder anderen kriminellen Methoden erworben wurden. Valve sperrt keine Keys, nur weil ein Spiel irgendwo indiziert wurde. Valve filtert von sich aus auch keine Spiele oder bietet nur zensierte Versionen von Spielen an, die irgendwo auf der Welt indiziert wurden. Das passiert nur auf Zuruf des Publishers. Deswegen können deutsche Kunden auch problemlos die ultragefährlichen US-Splatter-Versionen von Painkiller, Bloodrayne und anderen Brutalo-Spielen erwerben. Weil es den Publisher dieser Spiele nicht interessiert, was deutsche Behörden entschieden haben. Wenn der Publisher sich für einen Geo-Lock entscheidet, wie das Bethesda mit Wolfenstein – TNO getan hat, dann wird das in der Regel VORHER kommuniziert. Ich habe Dead Island und DL – Riptide in meinem Steam-Konto. Erworben NACH der deutschen Indizierung, über ein HumbleBundle. Interessiert Koch Media nicht die Bohne. Dementsprechend interessiert es auch Valve nicht.
Ja, aber, Steam KÖNNTE das doch alles sperren, oder?
Richtig. Valve hat die Möglichkeit jeden Eintrag in der Kunden-DB entsprechend zu verändern. Valve kann mir auf Knopfdruck alles wegnehmen, was in meinem Konto registriert ist. Sei es wegen eines dummen Zufalls, wenn der Admin versehentlich DROP TABLE steam_customer ausführt, sei es weil beim Publisher die Idioten Amok laufen oder weil Valve eines Tages pleite ist und die Server abgeschaltet werden. Von daher empfiehlt es sich immer ein Backup anzulegen und sich den entsprechenden Crack zu besorgen, so dass man sein ultragefährliches Brutalo-Splatter-Spiel frei von den Einmischungen deutscher Behörden und Missgeschicken technischer wie wirtschaftlicher Natur zudem vollkommen legal genießen kann, denn nicht nur darf ich solche Spiele als Erwachsener erwerben und besitzen, nein, ich darf zum Zwecke eines Backups einer Software ausdrücklich alle Kopierschutzmaßnahmen umgehen, mit denen diese Software versehen wurde.
Von daher … ist doch nicht so schlimm, das mit diesem Jugendschutz, oder? Gibt doch genug Möglichkeiten für Erwachsene an das Zeugs zu kommen, wenn man denn auf sowas steht.
Ja, es gibt Möglichkeiten. Der Aufwand hält sich sogar in Grenzen. Ein paar Minuten mit Steam, die übliche Lieferfrist von 2-3 Tagen, wenn man sich das Spiel als physikalische Kopie aus Österreich bestellt. Wen die politisch-gesellschaftlichen Implikationen dieser Jugendschutz-Manie nicht stören, der kann sich seine Spiele holen und keinen Gedanken mehr daran verschwenden. Alle anderen können die Sinnlosigkeit und Doppelmoral dieser Bemühungen beklagen und sich auf den Tag vorbereiten, an dem Jugendschützer sich weit genug in deutsche Ministerien vorgearbeitet haben, um auch solche Schlupflöcher schließen zu lassen. Denn wer glaubt ernsthaft, dass die aktuellen Maßnahmen tatsächlich verhindern, dass solche Spiele in die Hände von Kindern und Jugendlichen gelangen? Ganz abgesehen vom Download von Schwarzkopien, so ist es fast noch leichter sich eine Kopie vom großen Bruder, dem Zocker-Onkel zu besorgen oder die unwissende Oma zu missbrauchen, die dem Enkel NATÜRLICH dieses Spiel da kauft.
Von daher … nutzlos, sinnlos und eigentlich nur unter dem Aspekt halbwegs akzeptierbar, dass doch jemand mal an die Kinder der Angestellten bei der BPjM denken soll, die ohne den Job ihrer Eltern sonst unter der Brücke schlafen müssen!
Ja, ok. Aber, mal so zum Schluss gefragt, darfst Du dann eigentlich noch über Dying Light oder Dead Island berichten und Screenshots von diesen Spielen veröffentlichen?
He, gute Frage. So explizit ist das im Gesetz nämlich nicht geklärt. Aber weil die Presse keine Lust hat es darauf ankommen und die Sache gerichtlich klären zu lassen, werden sofort nach Bekanntgabe einer Indizierung alle Berichte auf den Webseiten gelöscht und sich verkniffen künftig über diese Inhalte zu berichten. Nicht, weil man das explizit nicht darf, sondern nur, weil die Verlage keine Lust auf eine gerichtliche Auseinandersetzung haben. Es gilt das Gesetz der Schere im Kopf und nicht das Gesetz, welches im BGB oder gar StGB steht. Die rechtliche Lage ist hier nicht geklärt. Grauzone. Wohoooo!
Ja, hmm, darfst Du jetzt oder darfst Du nicht?
Keine Ahnung! Es ist nicht geklärt. Ich nehme mir lediglich die Freiheit heraus diese unklare Lage als „nicht ausdrücklich verboten, ergo erlaubt“ zu interpretieren 🙂
Es tut mir leid. Wie so oft, wenn mich ein Thema emotional werden lässt, habe ich mal wieder kein Ende gefunden. Und am Ende bin ich wohl auch bös vom eigentlichen Thema abgekommen. Ich will deinen Blog nicht missbrauchen, Harzzach, aber ich konnte nicht anders…
Vielen Dank, ein sehr hilfreicher Beitrag. Als bekennender Killerspiel-Spieler ist mir die Gesetzeslage zwar grundsätzlich bekannt, aber es schadet nichts, wenn man die entsprechenden Paragraphen auch einmal so praktisch zur Hand hat. Und dass die Nutzung von Cracks für ein Backup sogar erlaubt ist, war mir doch tatsächlich nicht so ganz klar.
Die phösen indizierten Spiele werden von mir eigentlich immer in Ösiland bestellt. Was dem dt. Markt da ganz konkret an Geld durch die Lappen geht würde mich ja schon einmal interessieren, aber bislang konnte ich dazu keine Zahlen finden.
Eine weitere Möglichkeit wäre, die entsprechenden Spiele über die Tauschbörse einzutauschen. Da hat man dann auch endlich eine Verwendung für diese bescheuerten Kisten, die Valve den Spielern bei CS:GO hinterherwirft in der Hoffnung, dass diese mal eben 2.50 € für das Öffnen einer solchen ausgeben. Auf diese Weise bin ich auch Besitzer Mieter der ungeschnittenen Versionen von Bulletstorm, L4D2 oder The Darkness 2 geworden.
Was die Nutzung von VPNs für einen Einkauf angeht, davor habe ich mich bislang immer gescheut. Immerhin untersagen die AGBs den Einsatz von VPNs, sogar mit Accountsperre wird da gedroht. Und auch, wenn eine solche Maßnahme wohl eher unwahrscheinlich ist, will ich es einfach nicht darauf ankommen lassen. Oder bin ich hier falsch informiert?
Aber abgesehen davon, dass man den ganzen Fasching recht gut umgehen kann, solange kein Geolock eingebaut ist, ärgert mich die ganze Situation trotzdem sehr. Zum einen schon deshalb, weil man seinen Kunden reichlich Ärger ersparen könnte, würde man nur endlich einmal Steam einen validen Alterscheck verpassen würde. Und damit meine ich, etwas das nicht nur aus einem „Ey, isch schwör isch bin total 18 und so!“ Button besteht. Dann könnte man die entsprechenden Spiele nämlich ganz problemlos und legal auch direkt für den Einkauf direkt aus Deutschland verfügbar machen.
Dass dies nicht passiert, dazu habe ich meine ganz eigene Theorie. Es finden sich auf Steam nämlich jede Menge Spiele, die zwar massiv beschnitten, aber trotzdem legal erst ab einem Alter von 18 Jahren erhältlich sind. Und welcher 14-jährige hat jetzt wirklich Hemmungen, ganz ungeniert den „Isch schwör, isch bin 18!“ Button zu drücken? Klar, ein Minderjähriger hat keine Kreditkarte, aber seit geraumer Zeit ist es ja auch möglich, auf Steam zum Beispiel mittels Paaysafecard zu zahlen. Und ich weiß aus eigenem Erleben, dass sich jeder 14-jährige an der Tanke nebenan eine Paysafecard kaufen kann, selbst wenn diese offiziell AUCH erst ab 18 erhältlich sind. Mit einem richtigen Alterscheck, zum Beispiel über den Personalausweis, würde sich Valve also um eine ganze Menge Geld bringen…
Und dieses Jugendschutzgerede hierzulande bringt mich inzwischen ohnehin zum Platzen. Doch, ich finde Jugendschutz prinzipiell sehr, sehr wichtig. Aber einem Erwachsenen sein Steak zu verbieten, weil ein Kleinkind das noch nicht kauen kann, hat mit Jugendschutz NICHTS, aber rein gar nichts zu tun. Einerseits, weil sich die kleinen Racker den Kram wie bereits erwähnt ohnehin mühelos besorgen können und das auch tun und andererseits, weil das alles nur blinder Aktionismus ist, der halt bei der ahnungslosen Wählerschaft gut ankommt. Die machen was für unsere Jugend!
Und der wahre Jugendschutz? Der findet nicht statt. Wo ist denn bitteschön der Medienunterricht an den Schulen, in dem der bewusste und verantwortungsvolle Umgang mit der Fülle an Angeboten nahegebracht wird? Eben, den gibt es nicht. Würde ja Geld kosten.
Und ich habe zwei Sozialarbeiter in der Familie und weiß sehr gut, dass Sozialarbeit dem Staat einen feuchten Kehrricht wert ist. Mein Schwager zum Beispiel hat mit einer Kollegin quasi im Alleingang ein Projekt hochgezogen, in dem Problemjugendliche in Praktika und letztlich in eine Ausbildung und einen Beruf vermittelt wurden. Die Kontakte mit der Wirtschaft waren bestens, man hat das Projekt sehr geschätzt. Die Vermittlungsquote war ÜBER 100%, weil man jahrelang nicht nur alle Projektteilnehmer vermitteln konnte, sondern auch immer wieder mal jemanden nebenbei vermittelt hat. Die EU hat dem Projekt einen Preis verliehen, aus ganz Europa kamen Delegationen, um sich das Projekt anzusehen und sich bei der Einrichtung ähnlicher Projekte beraten zu lassen.
Und das Ende vom Lied? Seit Anfang des Jahres ist der Mann arbeitslos, mehr als 60 Jugendliche werden dieses Jahr niemanden finden, der sich ihrer annimmt und wohl letztlich in Dauerarbeitslosigkeit, Drogensucht, Kriminalität und in dubiosen radikalen Vereinen enden. Weil der Staat nicht mehr zahlen will. Jugendschutz, ja klar…
Hmpf – ich Depp hab damals im Sale das FEAR Franchise geschnitten gekauft, weil ich nicht an die Proxy Methode gedacht habe… verflixt und zugenäht!
Und weil Du mich jetzt daran erinnert hast, zeige ich Dich wegen Bewerbung indizierter Spiele an – so, das haste jetzt davon! 😀
Gruß
Enrico.
P.S.: Wie es sich gehört liegen die FEAR Spiele seitdem natürlich alle jungfräulich uninstalliert im Pile of Shame…
Das ist richtig. Interessiert Valve aber nicht. Hat man nur reingenommen, weil die Anwälte darauf bestanden haben. So wird ja, seit es Steam gibt, eifrig mit Steam-Account-Logins gehandelt. Quer über alle Kontinente. Ist laut AGB auch verboten, interessiert Valve aber ebenfalls nicht. Weil … wie soll man das STICHHALTIG überprüfen? Das ist ebenfalls einer dieser AGB-Abschnitte, die auf Drängen der Anwälte reingenommen werden, deren Umsetzung aber aus ganz praktischen Gründen nicht vorgenommen wird.
Valve will nur wissen, wo Deine IP wohnt, wenn Du einen Mietvertrag unterschreibst. Alles andere spielt in der Realität keine Rolle. Was dann zu so seltsamen Situationen führt, dass ein US-Bürger, der während eines Deutschlandaufenthaltes ein Spiel auf Steam kauft, die deutsche Low Violence-Version untergeschoben bekommt und nur mit viel Mühe, wenn überhaupt, diese gegen eine US-Version austauschen kann.
Und warum bietet Valve keinen Age Check an? Warum sollten sie? In den USA besteht dafür keine Veranlassung und nur eine Extrawurst für Deutschland? Deutsche Kunden finden genug Mittel und Wege, so dass etwaige Verlustausfälle nicht hoch genug sind, um so ein System einzuführen.
Zum Thema Jugendschutz:
Jugendschutz ist nur gut als Wahlkampfaufreger. Und als Feigenblatt, weil man mit Verboten schnell und vor allem billig Aktivität vorschützen kann. Die Schuld dafür möchte ich aber nicht nur der Politik zuschustern. Würde es in der Bevölkerung, unter den Wählern mehr Interesse für die Belange von Kindern und Jugendlichen geben, dann könnte die Politik nicht jedes Mal mit dem gleichen Blitzblendvorgauckel davonkommen. Doch nur wenige der ehrbaren Bürger wollen mehr Steuern für Soziales bezahlen und schon gar keine Steuern für so komische ausländische Bengel, die man eh gleich in den Knast werfen sollte. Weil der ehrbare Bürger hat nämlich keine Probleme damit viel Geld für den Strafvollzug und die Polizei zu bezahlen. Weil das seine Vorstellung von Sicherheit ist. Seiner Sicherheit.
Deswegen können all diese Pseudo-Jugendschutz-Organisationen auch so geil Spendengelder sammeln. Weil sie es verstehen Skandale zu generieren und diese dann medienträchtig zu verkaufen. Erinnert sich noch jemand an diese RTL2-Show mit der damaligen Guttenberg-Ehefrau? Übelste Dummen-Abzocke hart an der Grenze zum betrug, weil diese Organsation „Innocence in Danger“ intransparent operiert und auch kein Nachweis vorliegt, dass die angekündigten Aktionen jemals durchgeführt wurden. Versuche über diese Ungereimtheiten zu berichten werden regelmäßig mit massivem anwaltlichen Aufwand unterdrückt. Denn der größte Ausgabeposten, den solche Vereine neben ihren eigenen Luxus-Bezügen haben, das sind die Ausgaben für ihre Anwälte.
Ja, mach ma hinne … 🙂
War bis jetzt der Meinung, dass das Umgehen von Kopierschutz definitiv verboten ist; schön zu erfahren, dass es zumindest straffrei ist, wenn für den eigenen Gebrauch 🙂
Wohlgemerkt, NUR für Software! Und NUR für das eine Backup. Für Dich als rechtmäßigen Nutzer. Nicht noch eine Kopie für andere. Was Du für andere tust, das muss ja auch niemand mitbekommen ;-P
Was für Hardware-Kopierschutz gibt es denn den ich umgehen könnte? Viel Hartes ist bei heutiger Software ja leider nicht mehr dabei.
Von Hardware-Kopierschutz ist nicht explizit die Rede. Es ist von Backup die Rede, gleichgültig in welcher Form die Software vorliegt.
Es ist aufgeklärten Erwachsenen natürlich klar, wozu „Jugendschutz“ wirklich dient: Es ist ein Instrument der politischen Zensur. Deshalb hieß diese „Prüfstelle“ ja früher auch „Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften“ Da ging es einfach darum, Erwachsenen den Zugang zu Büchern mit ungeliebten Inhalten zu erschweren. Dies findet heute Fortsetzung in der geheimen Sperrliste („BPjM-Modul“), nach welcher Google-Suchergebnislisten verdeckt für erwachsene Bundesbürger gefiltert werden.
Zurück zu Videospielen, die waren eigentlich nur ein Kollateralschaden. Für mich persönlich hatte dieser „Jugendschutz“ folgende Auswirkungen:
Joe hatte im Alter von 13 Jahren ungehinderten Zugang zu sämtlichen indizierten PC-Videospielen gehabt, egal ob Liste A oder B. Wie jegliche staatliche Prohibitionsmaßnahme erwies sich auch diese als vollkommen wirkungslos für den vorgeblichen Zweck. Das ist das schöne daran: Ich muß da nichts Theoretisches fabulieren. Ich kann handfeste, praktische Erfahrungen beisteuern.
Interessant waren aber vor allem die Nebeneffekte:
Die Raubmordkopie wurde Standardbeschaffungsweg für Videospiele: Dort wo auch auch die indizierte Ware kostenfrei verfügbar war, gab es ja auch alles andere. Also warum überhaupt einen Laden aufsuchen? Tatsächlich wurde bis zum Start von GOG kaum ein gespieltes Videospiel auch mal gekauft.
Die indizierten Titel genossen beim juvenilen Videospieler durch ihren rechtlichen Status einen unberechtigten Bonus. Dadurch wurden einige Perlen, die nicht so „gewaltverherrlichend“ und „frauenverachtend“ wie Duke Nukem 3D waren, schlicht übersehen. Schade drum. (Aber trotzdem geht nichts über den Duke.) 😀
Ich seh mich da nicht als Einzelfall. Durch den „Jugendschutz“ ist der Branche damals sicher ein deutlich dreistelliger Millionenbetrag durch die Lappen gegangen.
Zurück in die Gegenwart: Inzwischen werden DRM-Systeme dazu genutzt, den Spielstart selbst per regionaler Zensursperre zu kontrollieren. Das war ungefähr der Zeitpunkt, wo ich die Zahlungen für PC-Spiele wieder vollständig eingestellt habe. Dabei geht es nicht darum, daß es Publisher gibt, die (noch) darauf verzichten; allein daß es überhaupt möglich ist, zeigt, was für ein massives Problem „PC-Gaming“ derzeit hat.
Da werde ich schlechtem Geld kein gutes hinterherwerfen und mich nicht über Umgehungsstrategien unterhalten. Das Problem wird die Branche ohne meine Hilfe lösen dürfen. Ich schau mir das dann einige Jahre später vielleicht noch mal an. Derweil werde ich mich mit Gebrauchtware befassen (an der sie nichts mitverdienen) und andere schöne Hobbys gibt es ja auch noch.
Ich glaub ich werd das mal versuchen, obgleich ich bei VPN immer so ein komischen Beigeschmack habe, am besten rüste ich mein Steam Account vorher mit einem Wegwerf Passwort aus möchte mein Passwort nicht durch ein für mich nicht vertrauenswürdiges VPN jagen.
Zusammengefasst muss ich also nicht mehr machen als mir via VPN das Game über die Steamwebsite kaufen und dann mit meinem Account (Client) ohne VPN uncut runterladen?
Klingt gut, ab und an wollte ich schon was in den Warenkorb werfen und hab erst in letzter Sekunde das tolle Low Violence [because your Goverment knows what good is for you]
gesehen und bin frustriert abgezogen…
Jepp. Aber wenn Du keinen Bock auf VPN hast … soweit ich weiß, bieten die Ösi-Shops mittlerweile nicht nur Retail-Spiele, sondern auch Download-Spiele von Steam, Origin und Co. an.
Edit: VPN brauchst Du nur für Wolfenstein – TNO, wegen des Geo-Locks. Und dann immer, weil das Spiel nicht startet, wenn der Steam-Client eine deutsche IP erkennt. Für solche Spiele sollte man auch kein Geld ausgeben.
Ach, sehe gerade, dass Du so ziemlich jeden nicht-deutschen Shop dafür aufsuchen kannst. Darunter seriöse Anbieter wie Metaboli aus Frankreich.
Hochverehrter alter Sack, lieber Harzzach,
so sehr ich Deinen Blog seit…umpf, 2007, glaube ich, schätze, hier muss ich einmal widersprechen.
Der obige Verweis auf § 69d UrhG ist grob falsch – im deutschen (europäischen) Urheberrecht weden Computerspiele, die zwar ein Software-„Backbone“ haben, aber mit einer Unmenge Musik, Schriftwerken und „Laufbildern“ besitzen, gerade nicht als „Computerprogramm“ sondern als „Multimediawerk“ behandelt. Und da sieht es mit DRM-Umgehungen eine Menge düsterer aus.
Der eigentlich einschlägige § 95b Abs. 1 Nr. 6a) [DRM-Knacken zugunsten der Privatkopie] schließt nämlich digitales Gedöns klar aus.
Wer einen Kopierschutz/DRM-Maßnahmen eines Computerspiels umgeht und dies nicht aus in § 95b Abs. 1 UrhG genannten Gründen tut, [und digitaler Kram ist da wie gesagt nicht von umfasst], der macht sich als Raubmordkopie-[b]Ermöglicher[/b] strafbar, § 108b Abs. 1 UrhG. Dies wird zwar nach § 108b, Abs. 1 Halbsatz 2 dieser Norm nicht verfolgt, kann aber horrende zivilrechtliche Forderungen der „Kollegen“ nach sich ziehen.
Beste Grüße,
ein Jurist, der das Hobby zur Dissertation macht.
Danke für den Hinweis! Immer schön, wenn Gesetze verabschiedet werden, die kein Laie auch nur ansatzweise verstehen kann 🙂
PS: FEAR 1 Platinum (Hauptspiel + Addons), PEGI Rating: 18+, DRM-frei, seit heute via GOG.com erhältlich! Wer braucht schon Steam? Oder Cracks für Steam-Spiele?
Vielen Dank für diesen sehr guten Blogpost. Nun werde ich mich in meiner zeitlich begrenzten Freizeit wohl mal damit beschäftigen müssen, wie ich solche Backups hinbekomme inkl. Suche nach dem geeigneten Crack, um ohne Steam und Co. spielen zu können, wenn diese sich für immer offline schalten.
Die Frage ist nur, wo findet man solche Hilfen, ohne sich den PC auf solchen Seiten zu verseuchen?
http://www.gamecopyworld.com/
DER Klassiker seit mehr als fünfzehn Jahren.
Das ist das Problem, wenn Juristen da eine fiktive Trennung ziehen wollen, wo keine ist. Jegliche moderne Software ist ein „Multimediawerk“. Windows 8.1, Photoshop, Cubase…
Da diese EU die formalen Kriterien an einen demokratischen Rechtsstaat eh nicht erfüllt, kann man sich die ganze Paragraphen-Reiterei eh gleich komplett sparen und verkürzen: Wer gegen die Interessen der mächtigen Lobbys verstößt, bekommt Ärger. Die Justiz ist bloß die Hure der Politik.
Die Konsequenz daraus dürfte auch klar sein: nämlich den Geldhahn zuzudrehen. Bei Musikindustrie hat das gut funktioniert, die sind von ihrem DRM-Trip ganz schnell wieder runtergekommen.
Ich glaube es gibt kein Problem in der Welt für das es so viele Lösungsmöglichkeiten gibt wie für indizierte Spiele. Seit ich spielen (Computerspiele) kann gibt es diese Diskussion, die man mit einem Satz beenden kann:
Die Spinner haben mal wieder indiziert, die Faschistenschweine, aber es interessiert mich nicht, denn ich kann ja ……. oder……, und wenn das nicht klappt dann halt…..
Da wird mehr „sinnvolles“ über die Vielfalt der Umgehungsmöglichkeiten geschrieben als über das Problem selbst, welches ja eigentlich keines ist, weil man ja weiß wie man es umgeht und sogleich multiple Lösungsmöglichkeiten beschreibt.
Aber wo wird eigentlich das wirkliche Problem angegangen?
Wer macht den geschickt rasierten Affen die in den Gremien und sonstwo sitzen denn mal klar das man nicht gerne als Erwachsener entmündigt wird.
Das Problem geht anscheinend verloren, wenn man feststellt das man das „Problem“ ja easy ausblenden kann. Und dann ist die Welt bis zur nächsten Indizierung völlig in Ordnung, Entmündigung kein Thema, denn ich bin ja die coolste Sau die Google bedienen und auf download klicken kann. Jetzt hab ich euch gefickt ihr Faschisten, harhar. So, ich zock jetzt mal, ist zwar scheiße das Spiel, aber was solls.
Was, Dying Light auf Liste A-Z? Na wartet mal, während ich mir jetzt, nur um es Euch zu zeigen, den crack runterlade, shitstorme ich erstmal bis ich spielen kann.
Man bin ich eine geile Sau, mir tun nur die ganzen entmündigten Leid die das anstandslos mit sich machen lassen.
Was für Trottel.
Boah is Dying Light langweilig, wann wird denn endlich das nächste Spiel indiziert?
Bei Zombie- und Splatterspielen kriege ich eh nur das grosse Würgen, von daher fehlt mir ein wenig das Verständnis für diesen „Skandal“. Aber auch hier gilt: „Ich bin nicht deiner Meinung, setze aber mein Leben ein für Dein Recht, Deine Meinung zu sagen“
🙂
Ein Skandal ist hier nicht der Umstand, dass man als Erwachsener durch einige Reifen springen muss, um an solche Inhalte zu kommen.
Ein Skandal ist es, dass Politik und Gesellschaft glauben die Jugend vor einigen metzelnden Zombies schützen zu müssen, während man sonst einen Dreck auf das Wohlergehen der Jugend gibt.
Ein Skandal ist es, wenn am Freitag „50 Shades of Grey“ im Kino startet, wo das Mißbrauchsverhältnis zwischen einem empathie-gestörten Sadisten und einer naiven, emotional abhängigen Frau zu einer romantischen Affäre verklärt wird. Warum das, wie auch die Twilight-Serie, keinen schädlichen Einfluß auf Jugendliche haben soll, Spiele wie DL aber wie auch immer geartete schädliche Inhalte haben sollen (die genaue Begründung steht noch aus)? Und hier geht es nicht darum, dass ich keine romantischen Bücher für frustrierte Hausfrauen zwischen 30 und 40 mag. Twilight und 50 Shades sind übler, dummer Dreck, weil sie krasses Beziehungsfehlverhalten nicht als krasses Beziehungsfehlverhalten bezeichnen, sondern dies nur als ausbeutbare Ressource für eine „romantische Liebesbeziehung“ verwenden, in der so ein Verhalten als normal und akzeptabel dargestellt wird, weil der Kerl halt ein Kerl ist und die Tusse eben schmachtend darauf hofft den Kerl doch noch irgendwie zum Guten bekehren zu können, anstatt ihm einen Arschtritt zu verpassen und sich was Besseres zu suchen. All die Opfer in Mißbrauchsbeziehungen bedanken sich vielmals!
Das dürfen Jugendliche ohne Einschränkungen lesen und ansehen.
Wobei es mir nicht darum geht Twilight oder 50 Shades indizieren zu wollen. Bitte nicht mißverstehen. Indizierung halte ich für mit das untauglichste Mittel, um mit grenzwertigen Inhalten umzugehen. Aber statt Kindern und Jugendlichen beizubringen, wie man mit sowas umgeht, ihnen Medienkompetenz zu vermitteln, werden einfach Verbote ausgesprochen. Ist einfach für die Politik und es ist einfach für die Gesellschaft, weil man sich dann nicht mit bestimmten Problemen beschäftigen muss.
DAS ist ein Skandal!
Der Grundgedanke hinter der Indizierungen gewalthaltiger spiele ist ja nicht der, das man sofort ad hoc zum Gewalttäter wird, sondern das man in Extremsituationen eher dazu neigen soll sich dementsprechend brutal zu Verhalten.
Diese Gefahr sehen die Verantwortlichen bei anders dargestelltem Schund anscheinend nicht. Man wird wohl nicht zum größeren Arschloch durch Twilight und nicht zu einem Extremsadisten durch Fifty……
Psychologische Probleme und deren Konsequenzen sieht man halt nicht offensichtlich und spielen sich meist hinter verschlossenen Türen ab.
Wenn ein jugendlicher aber auf dem U-Bhf mal wieder hundertmal auf ein wehrloses Opfer eintritt das am Boden liegt, vor einer Überwachungskamera, das Video dann in den Nachrichten gezeigt wird, wissen natürlich alle wer schuld ist.
Die Tränen auf dem Kopfkissen deiner psychisch kaputten Arbeitskollegin weil Ihr Mann ein gewalttätiger Kontrollfreak ist sieht niemand, und werden auch nicht in den Nachrichten gezeigt.
Vielleicht hoffen ja die Verantwortlichen das der Schund im Kino/Fernsehen wenigstens aufklärend wirkt und zeigt wie man es nicht machen sollte.
Egal wieso weshalb warum, ich bin auch nicht für Zensur und Bevormundung, genauso wie ich gegen Regen und Minusgrade bin.
Gegen beides kann ich nichts machen, obwohl es immer ein paar Klugscheisser gibt die der Meinung sind man kann gegen alles was machen.
Wie gut man die Politik ändern kann haben die Grünen ja in den letzten 20-30 Jahren bewiesen: 1980- Krieg ist scheisse, raus aus der Nato
2000- Ja, Krieg ist schon scheisse, aber Afghanistan gehört mal wirklich, also
die sind frech, also mal rein da.
Eine Partei die aus der Nato austreten wollte schickt die Soldaten weiter weg als Adolf überhaupt (zum Glück) gekommen ist.
Ein toller Erfolg der Demokratie.
DAS ist der eigentliche Skandal, unser System. Aber uns gehts ja gut, jedenfalls so gut um über Indizierungen und deren Motivation zu schwafeln die leichter zu umgehen sind als ne rote Ampel und eine Bevormundung die nur auf dem Papier existiert.
Sehr gefährlich dass du hier meinst, ein Kauf mit ausländischer IP wäre Valve egal. Oder habe ich was falsch verstanden?
Das ist nämlich das einzige Szenario, für das schon Leute für VPN-Benutzung gesperrt wurden. Da ging es zwar immer eher um Kauf in Shops, die deutlich günstigere Preise haben, ich würde das Risiko mit einem Account, der viel wert ist, dennoch nicht eingehen.
_Aktivierung_ von im Ausland erworbenen Keys per VPN scheint Valve aber tatsächlich nicht zu jucken.
Laut AGB darf ich keine andere IP vortäuschen. Laut AGB darf ich meine Login-Daten nicht veräussern. Beides passiert en masse und Valve macht nichts, weil Valve Geld verdienen will und kein Interesse daran hat allzu genau hinzuschauen. Valve hat ja nach eigenen Aussagen auch vor einigen Jahren aufgehört sich um die Weiterentwicklung des Steam-DRMs zu kümmern, weil man keinen Sinn darin sieht. Es hieß, man mache erstklassige Geschäfte, der Rubel rollt und es gäbe wichtigeres.
In der Realität reagiert Valve meines Wissens nur dann, wenn es um Keys geht, die z.B. mit Kreditkartenbetrug erstanden wurden oder wenn ein Publisher sagt, dass Keys einer bestimmten Range gesperrt werden sollen (aus welchen Gründen das der Publisher auch will). Mir ist kein verifizierter Fall bekannt, in dem Valve ein Spiel aus dem Account entfernt, nur weil jemand einen Proxy verwendet hat und das aufgefallen ist. Man weiß aber, dass so Fälle wie letztlich bei Uplay, auch bei Steam vorgekommen sind, weil die Herkunft bestimmter Keys auf entsprechende Straftaten zurückzuführen waren. Falls Du aber so einen verifizierten Fall kennst, immer her damit! Je mehr wir wissen, desto weiser können wir sein 🙂
Ansonsten sei aber immer empfohlen möglichst vollständig DRM-frei zu kaufen oder auf Steam DRM-frei zu kaufen (http://steam.wikia.com/wiki/List_of_DRM-free_games) oder halt einen Crack für sein Backup zu verwenden.
Bei allem Ärger über Zensur und Verbote: wie du schon gesagt hast ist das die einfachste Massnahme, und (Berufs)Politiker neigen nun mal nicht dazu sich zu überanstrengen.
Folgen ? Pfeh. Nicht unser Problem. Soll die jetzige Opposition sich drum kümmern.
Heh, „Medienkompetenz“…nichts für ungut, aber du träumst.
Den Eintrag hättest du ruhig zum Sale von Bulletstorm veröffentlichen können….das mit dem Proxy wusste ich z.B. nicht und hab daher den Sale ignoriert.
Danke dir, äußerst hilfreich.
Ich wollte Dying Light eigentlich auch haben aber ich hab mich nicht getraut 😮
Wie gesagt, am einfachsten dürfte der Import über europäische Shops sein. Muss man nicht mit VPN rummachen, hält alle AGBs von Valve ein und verstößt nicht gegen undurchschaubare Gesetze (und wenn doch, auch egal).
Wobei ich, was Dying Light angeht derzeit sehr gespannt bin. Es wird ja von Geolock gemunkelt oder davon, dass das Spiel an sich in Deutschland freischaltbar sein soll, der DLC jedoch nicht. Und Techland schweigt sich auch bei direkter Ansprache aus. Ich hab das Spiel in Ösiland vorbestellt, da ich nun einmal Fan von Zombiekram aller Art bin und höllisch Spaß mit Dead Island hatte und ich überlege derzeit, ob ich die Vorbestellung nicht noch rückgängig mache. Da ist der dritte Witcher schon eine ganz andere Sache…
Das Spiel selbst ist frei von Geolocks. Was etwaigen DLC betrifft, so weiß niemand, wie das Koch Media handeln will. Aus der Erfahrung mit Dead Island heraus würde ich behaupten wollen, dass KM kein Interesse an solchen DRM-Maßnahmen hat.
Das ist gut zu wissen, danke für die Information!