Wie es oft mit Dingen ist, die sich als erfolgreich herausgestellt haben, werden diese Dinge natürlich kopiert. Denn sie haben ihren Wert unter Beweis gestellt, sie funktionieren. Und wenn man mit Videospielen Geschäfte machen möchte, ist es aus rein kommerziellen Erwägungen sinnvoll sich bei erfolgreichen Vorbildern zu bedienen. Und weil ich ein höflicher Mensch bin, verwende ich auch lieber die Redewendung “sich inspirieren lassen” anstatt “dreist kopieren”.
“Die Völker” von selig neo Software für nicht minder selig Jowood entwickelt, ist eines dieser Werke, die ihre Existenz nur einem erfolgreichen Vorbild zu verdanken haben. Bluebyte’s Siedler-Serie. Und weil Bluebyte sich mit diesen Spielen dumm und dämlich verdient hat, dachte man sich bei Jowood, weil man bereits dumm und dämlich war, also beste Voraussetzungen gegeben waren, um viel Geld zu verdienen, könnte man doch das typische Wusel-Aufbau-Gameplay der Siedler-Serie kopieren.
Gesagt, getan und ein Jahr nach Siedler 3 erschien “Die Völker” und war mit schätzungsweise über 1 Million verkauften Einheiten auch der Hit, den sich Jowood erhoffte. Ich hatte 1999 besseres zu tun, bzw. zu spielen, so dass der Titel mehr oder weniger ereignislos an mir vorbei zog.
Zeitsprung.
Viele alte Jowood-Titel sind über GOG.com wiederveröffentlicht worden (zwischendurch entfernt und ganz aktuell wieder komplett zurückgekehrt), unter anderem die beiden Spiele der Völker-Serie. Nun, als Siedler-Fan war ich grundsätzlich an Gameplay und Genre interessiert, so dass beide Spiele den Weg in meine Bibliothek fanden und der erste Teil nun endlich gespielt wurde.
Das Art Design ist knuffig, das Geschehen auf dem Bildschirm wuselig und das Räderwerk aus Leistungen, Anforderungen und Bedürfnissen meiner aufstrebenden Siedlung ist transparent und greift nahtlos ineinander. Als Siedler-Fan kommt man grundsätzlich auf seine Kosten, der große Erfolg des Spieles ist nachvollziehbar. Hier haben neo Software richtig gute Arbeit abgeliefert.
“Die Völker” hat nur ein gewaltiges Problem.
Langatmigkeit. Weniger höflich ausgedrückt, Lahmarschigkeit, bzw. schier unglaubliche Tranigkeit.
Ich habe kein Problem mit dem oft sehr niedrigen Schwierigkeitsgrad der Missionen der dreiteiligen Kampagne. Ich habe auch kein so großes Problem mit dem logarithmisch steilen Anstieg der Schwierigkeit in einigen wenigen Missionen, wo es nur darauf ankommt herauszufinden, welche Schritte man in welcher Abfolge bereits ganz am Anfang der Mission erledigen muss, um die Mission danach auf der linken Arschbacke runter reißen zu können. Mein Problem mit diesem Spiel sind die langen Phasen der erzwungenen Untätigkeit, wo man entweder wartet, bis ein bestimmter Forschungsstand oder ein bestimmter Kontostand erreicht wurde.
Denn das Balancing ist in “Plateaus” aufgeteilt. Hat man eine ganz bestimmte Bevölkerungsgröße mit der exakt dazu passenden Infrastruktur errichtet, kann man das Spiel sich selbst überlassen. Es passiert nichts, weil meine Stadt auf diesem Plateau stabil ist. Viele Missionen habe ich “gewonnen”, in dem ich das nötige Zivilisations-Plateau erreicht habe, alle Prozesse stabil ablaufen und ich nebenher Wäsche waschen, einkaufen oder sonst was machen kann, bis mir ein Tonsignal vom Erfolg der Mission berichtet. Hat man eine effektive Defensive errichtet, wartet man einfach ab, bis genug Rohstoffe und Gold angesammelt wurden, um mit der dann errichteten Streitmacht den Gegner zu plätten. Man wartet sehr viel in diesem Spiel. Denn es gibt ja nichts zu tun, weil alles von alleine läuft, wenn man bestimmte Plateaus erreicht hat.
Was anfangs dazu führte, dass ich absichtlich eine zu große Stadt errichtet habe, damit genügend Unwuchten entstehen, die ich dann wieder korrigieren muss, in dem ich die Stadt zu einem stabilen Plateau zurückbaue. Nur um dann doch wieder Wäsche zu waschen, einzukaufen oder sonst was zu machen, weil zum Missionserfolg ausreichend umfangreiche Ressourcen oder ein gewisser Kontostand erforderlich sind, was nur mit einer stabil laufenden Stadt erreichbar ist. Mein Meta-Spiel im Spiel war also sinnlos, ich konnte der Langatmigkeit nicht entkommen.
Kann man “Die Völker” aka “Alien Nations”, wie man die internationale Version nannte, einem Siedler-Fan bzw. Fan des Genres nahelegen?
Hrmpf, ich weiß nicht so recht. Wer in Spielen Entspannung findet, in dem man meditativ auf den Bildschirm schaut und die Minuten zum unvermeidlichen Missionserfolg zählt, der kann hier Spielspaß finden. Sicher, die Siedler-Reihe war auch nie ein Ausbund hektischer Aktivität, aber da gab es immerhin mehr zu tun, als nach zehn Minuten Siedlungsaufbau den Rest der Mission eher teilnahmslos zu zusehen, wie das Spiel sich selbst gewinnt.
Weiter geht es mit Alien vs. Predator Classic 2000.
Siedler Klone waren um die Jahrtausendwende wohl wirklich sehr beliebt. Hier müssen irgendwo noch ein zwei Teile der Cultures-Reihe (die scheinbar ebenfalls von Jowood vertrieben wurden) auf optischen Datenträgern rumfliegen.
Zumindest Die Siedler 1-3 ist eigentlich genau mein Ding, aber so toll liest sich das hier ja nicht. Es besteht für mich folglich kein Anlass meine Liste der noch zu spielenden Spiele unnötig zu erweitern, zumal mich das Alien-Setting auch nicht unbedingt reizt.
Prinzipiell ist eigentlich alles da, um einen guten Siedler-Klon zu haben … wäre das Gameplay selbst für mich alten Siedler-Zocker nicht so unerträglich schnachnasig. Von daher, nein, ich glaube nicht, dass Du das noch brauchst 🙂
@ Akabei
*Klugscheißermodus an*
Ich glaube Du hast da was missverstanden?!? „Alien“ steht in diesem Zusammenhang nicht für DAS Alien, bezogen auf ein ununheimliches Wesen aus einer fremden Welt, sondern ist einfach das englische Wort für das Adjektiv „fremd“. Es geht vermutlich also eher darum fremde Nationen (die Völker) zu steuern bzw. zu bekämpfen nicht um das „Alien-Setting“.
*Klugscheißermodus aus*
@Tyl3r: Aus der Beschreibung des Spiels bei GOG: „Control the blue Pimmons, the wild Amazons, or the insectoid Sajiki“. Hört sich nur teilweise menschlich für mich an.
Na gut, Insektoiden können natürlich auch mutierte Erdbewohner sein, aber zu welchem fremden Volk gehören denn die blue Pimmons? Das scheint mir doch ein sehr fremdes Völkchen zu sein. 😉
@ Akabei
Touché 🙂
Ich hatte die Aussage „Alien-Setting“ fälschlicherweise nicht auf Außerirdische bezogen, sondern tatsächlich gedacht, Du würdest damit das cineastische Alien meinen. Aber das kommt ja dann erst beim nächsten Spiel.
Ein Spiel mit dem Scott/Giger-Alien-Setting und den Gameplay-Mechaniken von Siedler … wenn Du als Alien die Entwicklung Deines Volkes formst, je nachdem welche Art Spezies Du „befruchtest“ … wenn Du auf Siedler-Jagd (Humoons und andere, die unvorsichtig genug sind, um auf Xenomorph-Welten zu siedeln), um Deine Brutgründe neu zu bestücken … arghll, muss schnell Kickstarter-Kampagne starten!!!
Heh. Erst der verfrühte Abgesang auf den PC als Spieleplatform und jetzt das:
http://www.polygon.com/2015/5/11/8585247/nintendo-should-kill-consoles
…das hätte sich zu Zeiten von „Alien Nations“ auch keiner träumen lassen.
Typischer Clickbait-Artikel, um die Page Impressions hochzutreiben. Ein paar schmissige Aussagen, gepaart mit einigen Fakten, um den Eindruck einer halbwegs realistischen Analyse zu erwecken und fertig ist das Gebräu. Dabei hat diese Aussage so viele Löcher wie ein Fischernetz.Löcher, die mir nach nur wenigen Sekunden Nachdenkens eingefallen sind.
1. Ja, „Games as a service“ funktioniert nachweislich. MMOs und ähnliches haben sich etabliert.
2. Nein, die jetzige Nintendo-Kundschaft wird so einen Wechsel nicht mitmachen. Konsolenkunden wollen ihre Konsole und sie wollen ihr Spiel in einer Packung oder zumindest als Download auf ihrer Hardware. Man schaue sich nur den Shitstorm an, den MS mit der One-Präsentation ausgelöst hatte, als die Besitzerschaft von Spielen in Frage gestellt wurde. Ein Shitstorm, den Sony ohne eigenes Zutun zum Sieger der aktuellen Konsolengeneration gemacht hat. Das soll Nintendo tun?
3. Leute, die kein Problem damit haben, dass Spiele spurlos verschwinden können, wenn der Anbieter die Server abschaltet (weil für sie Spiele nur eine temporärer Zeitvertreib sind), sind nicht unbedingt gleichzusetzen mit den Leuten, die all die Jahre über Nintendo und die anderen Anbieter schweinestinkereich gemacht haben.
Aber gut, ist ja auch nur ein Clickbait-Artikel. Der soll ja keinen kritischen Fragen standhalten, sondern nur Leute auf die Seite führen 🙂
Passend dazu, um diesen Schmarrn nicht mit Klicks zu honorieren:
http://web.archive.org/web/20150511194223/http://www.polygon.com/2015/5/11/8585247/nintendo-should-kill-consoles
(Ich glaube, ich habe dies bereits vor einigen Tagen im 4p eigenen Fun-Thread gepostet.^^)
Ja, der halt übliche Clickbait-Schnarch. Kenne ich von Brian Crecente so gar nicht … aber gut, was macht man nicht alles, damit der Kühlschrank gefüllt bleibt 🙂
Klingt eher nach einem erneuten Fall von „bei sowas spielt man nicht die Kampagne“.
Bei solchen Spielen ist es besser sich ein paarmal aus eigenem Antrieb eine riesen Stadt aufzubauen und dann hat man genug.
Ja, das trifft es ziemlich gut.