Die gute Nachricht: Macht genau dort weiter, wo die erste Season aufgehört hat. “Realistische”, bodenständige No-Nonsense-Comic-Verfilmung mit überzeugenden Charakteren. Nichts für Jugendliche, die gerne den dicken Macker raushängen lassen wollen. Sondern für Erwachsene, die nachvollziehen können, was so verlockend ist, wenn man seinen Rachegefühlen nachgibt und man es den bösen Buben mal so richtig zeigt. Und was so gefährlich ist, wenn man versucht seine Rachegelüste mit rationalen und wohlmeinenden Argumenten zu rechtfertigen, wenn man glaubt sich bei der Ausübung von Gewalt von anderen Gewalttätern zu unterscheiden, weil … bei mir ist das ja was anderes!
Die noch bessere Nachricht: Eine Kampfszene, die so überzeugend ist, dass man denkt sie sei tatsächlich in einem einzigen Take “au naturel” gedreht worden. Und sich dann noch minutenlang fragt, wie zur Hölle man diese Szene in einem Take “au naturel”, ohne Effekte und Tricks, wohl gedreht hat, denn eigentlich war da kein Platz für Kamera und Kameramann. Die besten Effekte und Tricks sind nämlich die, die man nicht sieht 🙂
Die beste Nachricht: Das schrittweise Annähern des Kostüms an die Comicvorlage, ohne dass es zu sehr wie ein bunter Comic aussieht. Mir sind solche Details wichtig, weil sie zeigen, wie viel Hirnschmalz und Mühe man sich mit solchen Details macht. Ich schätze das. Sehr!
Eigentlich wollte ich schon vor vielen Wochen auch ein paar lobende Worte über “Jessica Jones” verlieren. Vor allem über David Tennants grandiose Performance. Es ist mir aber schwer gefallen von “Jessica Jones” begeistert zu sein, so wie ich von der Daredevil-Serie begeistert bin. Nicht, weil die Serie schlecht ist. Sondern weil mir das zentrale Thema der Handlung aufs Gemüt schlägt. Hier geht es um Vergewaltigung. Geistige und körperliche Vergewaltigung. Um die Folgen, die das für vergewaltigte Menschen hat. Um die Reaktionen der Umwelt auf diese Tat. Das Unverständnis. Das eigene Nicht-Wahrhaben-Wollen. Das Nicht-Damit-Leben-Können. Das Verdrängen und die Verwunderung der Umwelt, dass es überhaupt soweit kommen konnte. Alles andere als ein Stoff, den ich mir so mal Nebenbei am Feierabend reinziehen kann.
Daredevil ist dagegen erholsamer, entspannender Popcorn.
Mich konnte Daredevil eigentlich erst im letzten Drittel der 1. Season etwas packen und mitreißen. Trotzdem stimme ich mit Dir grundlegend überein, daß es sich hierbei um eine hochwertige Serie handelt, die sich trotz des Comichintergrunds eher an erwachseneres Publikum richtet.
Bei der Fülle an interessanten Serien dieser Zeit, werde ich auf Season 2 wohl vorerst verzichten und anderen großen Kalibern in meiner Warteschlange erstmal den Vortritt lassen (True Detective, Better Call Saul, Fargo etc.).
Man kommt ja kaum noch hinterher, ist ja schon genauso schlimm wie bei Spielen 🙂
Ja, schrecklich 🙂
Dennoch schrumpft meine Merkliste bei Netflix rapide, so dass ich vermutlich ab Juni kündigen werde, nachdem mein bisheriger DNS-Anbieter nur noch Bezahlzugänge anbietet und ich für Netflix-USA nicht extra löhnen will.
Hast Du eigentlich Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. noch weiter verfolgt? Mochte die Joss Whedon Serien eigentlich immer ganz gerne und von besagter Serie gibts ja nun auch schon immerhin 4 Seasons.
Jepp, Season 2 hatte ich mir via US-Netflix angeschaut, Season 3 wird halt wieder so aus Netz gezogen. Entwickelt sich soweit eigentlich ganz gut. Perfekte Integration ins Marvel MCU, weiterhin gute, relativ vielschichtige Charaktere und nette Dialoge. Feine Popcorn-Serie.
Ist auch hier interessant zu verfolgen, wie auf Grund der komplizierten Lizenz-Situation die Mutanten (X-Men) so langsam aus dem Marvel-Universum (auch in den Comics) verschwinden und an deren Stelle die Inhumans treten. Langfristig rächt sich nun die kolportierte Sturheit und Gier von 20th Century Fox, die im Gegensatz zu Sony (Spiderman) mit aller Gewalt an ihrer Lizenz von FF und X-Men festhalten und Marvel keine Gelegenheit geben diese Figuren ins MCU zu re-integrieren.