Nach zwei Episoden von “Stranger Things” könnte ich mich seitenweise über diese nahezu perfekte Hommage an die Science Fiction-Filme der 1980er von Steven Spielberg oder Joe Dante auslassen. Ich könnte mich seitenweise über die Details auslassen, mit denen diese Dekade in Bild, Kostüm, Ausstattung und Ton nachgestellt wurde. Ich könnte mich seitenweise darüber auslassen, welche Art von Jugenderinnerung bei welcher Szene ausgelöst wurde. Und dann spielen noch Winona Ryder und Matthew Modine mit. Jedes Lob, welches man bislang über “Stranger Things” ausgeschüttet hat, ist mehr als nur berechtigt.
Ich tue das aber nicht. Ich lasse mich nicht seitenweise darüber aus, wie toll man das Flair der 80er eingefangen hat. Weil mich das langweilt. Ich kenn die 80er ja. Olle Kamellen das!
Stattdessen würde ich gerne folgendes wissen:
Wie wirkt “Stranger Things” auf jemanden, der diese Dekade und ihre pop-kulturellen Erzeugnisse NICHT oder nur wenig kennt? Auf Grund der Gnade der späten Geburt (Ha!!! 80er-Referenz!) oder weil man vielleicht in Weltgegenden aufgewachsen ist, deren 80er ein klitzeklein wenig anders waren? Ich schiele da insbesondere auf meine Mitbürger aus den Bundesländern östlich der Elbe. Denn wenn ich von “den 80ern” rede, meine ich die westdeutschen 80er. Wenn man aber in der DDR aufgewachsen ist, hat man trotz West-TV doch eine z.T. deutlich andere Jugend erlebt. Wie ist das für Euch, die Jungen wie die Östlichen, wie empfindet ihr Serien wie “Stranger Things” oder Filme wie “Super 8” ohne all diesen Hachhuch-Erinnerungswust? Sind das gute Filme auf Grund der Handlung und der Machart oder denkt ihr Euch, was diese alten Säcke oder diese dummen Wessis denn jetzt schon wieder mit so altem Scheißdreck haben?
Gespannt Eurer Antwort harrend …
Na sowas, ich glaub‘ Du meinst mich!
Obwohl westlich der Elbe geboren, war es dennoch ein ganzes (weites) Stück östlich der Werra. Da ich in diesem Kontext hier nicht die Gnade der späten Geburt für mich beanspruchen kann und unter dem vorher genannten geographischen Umstand passt die Anforderung zumindest beim Thema „Alter Sack aus dem Nahen Osten“ 🙂
Um Deine Frage nach dem Empfinden zu beantworten: Ich für meine (!) Person würde so weit gehen zu sagen, dass es keinen signifikanten Unterschied zu Deinen und meinen nostalgischen Empfindungen zu den 80ern allgemein und den Spielberg-Filmen + deren Hommages im Besonderen aus popkultureller (!) Sicht gibt.
Ja wie geht denn das? Wie kann Ost und West vor ’89 popkulturell so nah zusammen gewesen sein, dass manche Leute (sprich: ich) behaupten, man sähe vor diesem Hintergrund nur minimale Reaktionsunterschiede bei den ehemaligen „Insassen“ beider Systeme.
Genau diese Frage nach dem Warum ist der interessante Teil, dazu gibt es viel zu erzählen. Ich werde genau das in den nächsten Tagen tun, um vielleicht mal ein paar evtl. unbekannte Fakten zu posten.
Bis dahin, stay tuned!
Also wir gehen in Stranger Things vollkommen auf (Berlin-West geboren ;). Irre, wie die Macher es in dieser tollen Serie schaffen, die 80´er in einem aufleben zu lassen, ohne einem ständig vor´s Gesicht zu halten, „hey, dass sind die 80´er!“. Alleine die Atmo im Feinen gesehen versprüht diesen Charme perfekt. Schade, dass wir schon bald die erste Staffel durch haben. Ein guter Freund hat berichtet, der Schluss sei genial, wir sind hier sehr gespannt!!
Ja, das ist mir auch schnell aufgefallen. Ich hatte zuerst die Befürchtung, dass das so ein Super8-Schnellschuß-Retro-Exploit ist. Nein, ist es nicht!
Ist es erstaunlicherweise nicht, obwohl es, wenn man ganz nüchtern alles aufzählt, was hier wie zitiert wird, eigentlich ein ziemlich oberflächlicher Schnellschuß-Retro-Exploit sein müsste 🙂
Hmmm bin 87er also kein plan von den richtigen 80ern, aber fand die Serie absolut genial. Erinnert mich etwas an Stephen King bzw den unbekannteren Darren Shan.
Bin eigentlich kein Freund von Horrorfilmen aber das hat was… leichtes Gruseln irgendwie. Und verwertet einfach bekannte Sachn exzellent neu.
Ich bin ebenfalls 1987 geboren, habe ergo von den 90ern bewusst so gar nichts mitbekommen – außer den Trainingshosen meines Vaters auf alten Fotos, die ich schon im Grundschulalter gleichermaßen schräg und heimelig fand.
Zu beschreiben, wie ich Stranger Things im Gegensatz zu Leuten empfinde, die die 80er miterlebt haben ist schwierig bis unmöglich. Ich verbinde wenig mit Spielberg – bei E.T. kligelt nur an, dass ich den mal gesehen und irgendwie ekelig fand. Was Super 8 angeht…das war ein okayer Film, hat sich aber trotz nur einmaliger Sichtung des geistigen Vaters nach Aufguss angefühlt und nachdem ich vorgestern mit meiner Freundin Stranger Things angefangen und gestern die vierte Folge gesehen habe, sagte ich sowas wie: „Das ist irgendwie das, was Super 8 sein wollte.“
Generell scheine ich keine so schlechte Meinung der musikalischen und popkulturellen Errungenschaften der 80er zu haben wie das Gros meiner Mitmenschen im näheren Umfeld.
Ich mag die Synthesizer-Sounds der ersten Schritte von Nine Inch Nails, Joy Division geht mir auch gut ins Ohr.
Ich liebe Donnie Darko, der die 80er inhaliert hat wie ich mein Salbutamol, ebenso Filme wie No Country For Old Men, der ja nicht so sehr mit dem Holzhammer daherkommt und genieße und bestaune, wie detailliert und liebevoll diese Dekade und deren (angebliche, weil für mich nicht retrospektiv nachprüfbare) Atmosphäre in ST rekonstruiert wird. Die Tapeten im Hause Buyers würde ich mir aber trotzdem nicht geschenkt an die Wand kleben. Auch wenn ich meiner Freundin regelmäßig androhe, mir einen Vokuhila zuzulegen.
Jedenfalls ist die erste Staffel von Stranger Things (bisher) wohl handwerklich und erzählerisch das Beste seit der Reanimation von Fargo und ich freue mich wie ein Schnitzel auf heut Abend und die nächsten 2 Folgen. Schade, dass es so schnell vorbei ist.
Vielleicht finde ich das dann auch doch deshalb so, weil ich mich an das, was hier zitiert wird, nicht erinnere, falls ich es denn kenne.
Bin Jahrgang 77 und Bautzener und schließe mich Posting 1 an. Klar hat man uns vor den ganzen schlimmen Exzessen des westlichen Kulturimperialismus geschützt. Aber über Ecken ist man eigentlich immer an alles heran gekommen. Und nirgends gibt es bis heute beinhärtere Depeche Mode – Fans als in der Ex-Zone! Punk, Dystopie, Umweltkatastrophe, Schiss vor der Bombe – die grundsätzliche Stimmungslage war außerhalb der staatlich verordneten Kultur – die man immer mit doppeltem Boden gedacht hat – ziemlich ähnlich. Wir waren 89 schließlich so schlecht gelaunt, dass wir das ganze Land zerlegt haben. Mehr 80er ging doch nicht!
So gesehen – klar sagt mir „Super 8“ auch vom Gefühl her was.
Ergänzend: Das halbe Land sah schließlich mehr oder weniger aus wie eine Blade Runner – Kulisse! Bitterfeld? Wolfen? Leuna?
Ach du schönes Ding, da hab ich mir ja was eingebrockt. „Kurz zusammenfassen“ wie meine (Bj. 75) popkulturelle Prägung im Osten der 80er so entstand und erklären, warum damit klar ist, dass Ost und West in pokulturellen Dingen der Zeit gar nicht so verschieden sind. Sicher. Schreibe ich halt mal 10 Seiten, geht ja.
Kurz nachdenken… Nee… Hmm, probieren wir es so…
Prolog: Aufgewachsen in einer ländlichen/kleinstädtischen Umgebung nahe einer Großstadt. Eigenes Haus, Auto. Eltern ‚Blue Collar‘ (Handwerk), aber schon immer mit sehr offenem und fördernden Umgang hinsichtlich Bildung, weder sonderlich staatsnah noch Widerstandskämpfer. Man beobachtete und lernte früh und ganz natürlich die Trennung der Welten zwischen privat und „offiziell“. Einzelkind, aber durch 6 Cousins und Cousinen ähnlichen Alters ohne Spätschäden wie z.B. übertriebene Egozentrik. Ach ja, wir hatten auch sogenannte „Westverwandtschaft“.
Alles in allem eine glückliche und unbeschwerte Kindheit. Definiere Mittelklasse, und zwar gleichgültig ob damals in Ost- oder Westdeutschland –> als Paradebeispiel wird etwas wie unsere Familie rauskommen.
So, schön wie die wie ist das denn nun mit der Popkultur…
Frühe 80er: Genügend Spielkameraden in der näheren Umgebung = viel draußen spielen. Auf Familienfesten (die waren zahlenmäßig groß!) mit Stimmungsknallerschlagersongs aus dem Westen wie z.B. Wencke Myhres knallrotem Gummiboot (*schmerzjaul*) über Udo Jürgens, ABBA, den Les Humphrey Singers, den Bee Gees bis hin zu Exotischerem wie Manfred Mann Earth Band mit einem kunterbunten Mix eingedeckt worden. Quasi 0 (in Worten: Null) Ostsongs. Dafür aber über einen meiner Onkel mit einem eher abseits des Mainstream zu suchenden Musikgeschmack über die folgenden Jahre mit Black Music in Kontakt gekommen (Nina Simone, Gladys Knight and the Pips, Al Jarreau, etc., etc…). Merke: Man sollte immer einen Verwandten mit schrägem Musikgeschmack haben, schadet auf lange Sicht nicht. Habe mit der Flimmerkiste erste zeitbegrenzte Bekanntschaft schließen dürfen. Dazu wurden u.a. Zeichentrickfilmen aus sozialistischer Produktion ausgewählt, z.B. die auch nach heutiger Sicht zeitlosen Meisterwerke aus russischer Produktion, nämlich ‚Das bucklige Pferdchen‘ und ‚Die 12 Monate‘. Bin im noch etwas verrauschten Westfernsehen dank schlechtem Empfang zum ersten Mal mit einer großohrige Maus und eine cholerische Ente in Berührung gekommen.
83: Weitere Sozialisierung mit Fernsehen durch das erste Kennenlernen von zwei prügelnden Italienern mit flotten Sprüchen und guten Tischsitten. Dazu noch ein cholerischer Franzose (NON! SI! OH!), italienische Abenteuerfilme und der Schatz im Silbersee. Alles im Fernsehen der DDR wohlgemerkt. Das der Umstand, dass die DDR devisentechnisch immer klamm war dazu führte, dass ich im Jahr 83 am 24.12. mit einer Unterart des Zeichentrickfilms, nämlich dem Anime (ja, echtem Anime) in Berührung kam und dieser Kunstform instantan verfiel, kann man sich nicht besser ausdenken. Genauer: Da die DDR nicht so viele Devisen hatte wie Disney für seine Filme verlangte, suchte man für Kino und Fernsehen adäquaten Ersatz. Den fand man Japan beim Studio TOEI. Man machte ab 83 eine Tradition daraus, am 24.12. kurz vor der Bescherung einen von der Programmsprecherin (Jüngere googeln bitte „Programmsprecher“) als „japanischen Zeichentrickfilm“ vorgestellten Anime zu zeigen. Den Anfang machte Däumelinchen (mal bei YouTube „Däumelinchen TOEI“ suchen). Ich war zum ersten mal in eine (zugegebenermaßen kleine und animierte) Frau verschossen. Ein Jahr später kam „Die kleine Meerjungfrau“ von TOEI (Achtung: Das hat mit einer gewissen Arielle aber so GAR NICHTS zu tun, das ist die schöne und traurige, werksgetreue Umsetzung des Originalmärchens von Hans Christian Andersen, also genau dem ohne Happy End), die das ganze noch mal auf ein neues Niveau hob und ich zum ersten Mal bewusst wahrnahm, das Zeichentrick mehr als Slapstichk oder Märchen mit Moral sein kann. (Weiterführende Infos zu Anime in der DDR: http://www.tomodachi.de/html/archiv/funime/f33_kurz_6.html). Und das zu einer Zeit, als die meisten Westler (wenn überhaupt!) Japanzeichentrick = Heidi gedacht haben. 😛
Puhhh, Ende Teil 1.
P.S.: Die wirklich entscheidenden Sachen kommen erst noch 😉
Ich entdecke bislang nur marginale Unterschiede *hmmm, grübel*
Danke erstmal 🙂
Also ich kenne die Serie nicht, den Film nicht und war zur Wende ’89 auch erst 11 Jahre alt und kann daher nur einen flüchtigen Eindruck vermitteln: was Aloha2 da schreibt, erscheint mir *sehr* untypisch für die Ostler zu sein. An viel erinnere ich mich nicht mehr, nur an die Aufstände, die mein Vater machen musste, um Ende der 80er an einen Z1013-Computer (2 MHz! und 4KB RAM) zu kommen. Auch Familienfeste mit westdeutscher Musik und japanische Trickfilme finde ich in meinen dünnen Erinnerungen so gar nicht wieder. Aber wer weiß.
Interludium (leicht off-topic) @ Ridikulathlet
Mit der Zusammenfassung meiner popkulturellen (nicht politischen) Einflüsse in dieser Zeit möchte ich genau diesen scheinbaren Wahrheiten (Deine Formulierung: „…, erscheint mir *sehr* untypisch für die Ostler zu sein.“) die Schilderung meiner live erlebten Realität entgegensetzen.
Ja, es ist richtig, dass das Leben durch diese von mir beschriebene gefühlte „Zweiteilung“ zwischen privat und offiziell, dass was man sagen konnte und was nicht, ein anderes war als in einem freiheitlichen System, wo ein jeder (…Idiot quasi ohne Nachdenken…) seine Meinung in den Äther blasen kann (…, selbst wenn er mal besser die Fresse gehalten hätte).
Nein, ich glaube eben genau nicht, dass meine erlebte (nochmal: POPKULTURELLE !!!1einself) Geschichte untypisch ist, von *sehr* untypisch ganz zu Schweigen. Warum? Lass es mich mal noch etwas genauer beschreiben, als ich es in den kurzen Andeutungen und Querverweisen meines letzten Posts getan habe:
Die von mir beschriebene Sozialisierung fand in ihren wichtigsten Etappen genau wie bei den meisten Ex-DDR-Bürgern ausschließlich in dieser scheinbar der staatlichen Kontrolle entzogenen Privatheit der Familie statt. Es war von Vorteil, einen großen Bekannten- und Freundeskreis zu haben. In einem Wirtschaftssystem, in welchem es keinen (!) Mangel an grundlegenden, lebensnotwendigen Voraussetzungen wie Nahrung, Kleidung, Wohnung, sehr wohl aber einen Mangel an exklusiver Nahrung, spezieller Kleidung und schönen Wohnungen gibt, war es von Vorteil „Jemanden zu kennen, der da was tun kann“ –> dem musste man aber auch einen nichtmonetären Mehrwert bieten (etwas anderes Spezielles, was man besorgen konnte oder Handwerker sein, etc.). Diese Beziehungen mussten gepflegt werden und wenn man dann mit einer großen Verwandtschaft in einer ländlichen Umgebung wohnt, wird das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und die Feste eben gefeiert wie sie fallen! Und nochmal, ich kann mich nicht erinnern, das dort bis auf einzelne Ausnahmen jemals DDR-Musik gelaufen ist. Das war auch bei anderen so –> siehe als Beweis 2. Post in diesem Link: http://www.forum-ddr-grenze.de/t10329f45-Disco-in-der-DDR.html
Der Rest meines vorigen Posts über die ersten Erinnerungen an das Medium Fernsehen sollte bis auf die kurze Anmerkung eines verrauschten Westbildes mit Mickey Mouse ausschließlich dazu dienen zu zeigen, was für eine Vielfalt in den beiden Staatssendern der DDR neben dem Schwarzen Kanal lief. Eben tatsächlich Bud & Terence, Louis de Funes und die Winnetou-Filme (Karl May war in den 80ern als Autor von der Schwarzen Liste genommen worden). Und wenn man eben zufällig das Glück hatte es mitbekommen zu haben, eben auch Animes (nochmal der Link als Beweis: http://www.tomodachi.de/html/archiv/funime/f33_kurz_6.html). Witziges Detail: Der Autor des verlinkten Artikels mutmaßt, dass es weitere als die aufgeführten Animes gegeben haben könnte –> Ja, mindestens einen gab es, und zwar einen Spielfilmzusammenschnitt der TOEI-Serie „Äsops Fabeln“ … justmy2cents ;).
In dem folgenden Teil wo es eigentlich wirklich losgeht werde ich darauf achten, die Hintergründe zuwenigstens per passender Links (wie bei den Anime) zu hinterlegen.
Morgen gehts weiter 😉
Test
So, wo waren wir? Ich glaube bei Teil 2 😉
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84: Selbst mit 9 Jahren bekommt man mit, wenn sich so etwas Entscheidendes und Bedrohliches ereignet wie die immer hitziger werdenden Diskussionen in Ost und West zum NATO-Doppelbeschluss / SS20-Stationierung. Nicht ohne Grund laufen in Jugendfernsehen der DDR solche Sendungen wie „Rock für den Frieden“. Habe zum ersten mal eine sogenannten „Punker“ (mit dem bis heute perfektesten Iro den ich je gesehen habe) in der nahegelegenen Großstadt gesehen. Für die Jüngeren: Punk war damals in Ost wie West weit von den „Haste ma‘ ’nen Euro“-Schnorrern entfernt, sondern eine zutiefst politische Gegenbewegung. Da gehörten speziell im Osten „Eier“ dazu, um sowas durchzuziehen (https://de.wikipedia.org/wiki/Punk_in_der_DDR).
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85: Urlaub an der Ostsee. Bansin Kino. Asterix erobert Rom. Und Kino erobert mein Herz. BTW der erfolgreichste Film in den Kinos der DDR im Jahre 1985 (siehe Link im Jahre 1987). In den folgenden Jahren werden alle bis dato erschienen Asterix-Streifen im Kino gezeigt –> Natürlich alle gesehen. In besagten Urlaub lief im Stern-Rekorder eine Kassette bis zum Umfallen: Italo-Top Hits. Felicita bis zum erbrechen. Und zwar GENAU die hier: http://hitparade.ch/compilation/Italo-Top-Hits-%5B1982%5D-8146 Ja, die Kassette haben wir von der Westverwandtschaft geschickt bekommen (und meine Eltern in einer frühen Form der „Copy Party“ an zig Freunde und Verwandte in MONO überspielt 😉 Beginne langsam Gefallen am Selbstaufzeichnen von Musik zu finden. Im Westfernsehen läuft ab Ende des Jahres die Schwarzwaldklinik und jeden Samstag versammelt sich die Familie zum gemenschaftlichen Happeni… ähhh Fernsehgucken im noch etwas verrauschten Westfernsehen.
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Teil 3 folgt sogleich…
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86: Das Jahr wo es begann. Quasi alles. Der Reihe nach.
Ich hatte ja schon angedeutet, dass wir zwar Westfernsehen hatten, aber eben sehr Wetterabhängig. Ob man gucken konnte oder „Schnee“ sah (die Jüngeren googeln bitte „Statisches Rauschen im Fernsehen“) entschied nur die Wetterlage. Ein unhaltbarer Zustand. Fanden auch viele unserer Nachbarn. Was konnte man tun? Nun, unter dem Vorwand, dass die gesamte Versorgung der Bevölkerung in einem Ort bzw. in mehreren Orten mit einem qualitativ hochwertigen Fernsehbild verbessert wird, gab es in der DDR die Möglichkeit, sogenannte Antennengemeinschaften zu gründen –> Rechtliche Grundlage: „Aufbau und das Betreiben der Anlage durch Bildung einer Bürgergemeinschaft auf der Grundlage des §§ 266 ff ZGB der DDR“ (hab ich aus dem Link weiter unten). Das dabei als Abfallprodukt auch rein zufällig glasklarer Westempfang möglich wurde, musste man schmerzhaft in Kauf nehmen 😉 Somit wurde in unserem Ort 1984 eine Antennengemeinschaft gegründet. Es wurden alle ortsansässigen Haushalte befragt, ob sie mitmachen wollten (Ergebnis wie bei der DDR-Wahl: über 96%), jeder musste a) einen finanziellen Obolus dazugeben und b) ein Kontingent an Arbeitsstunden zum Erdaushub der Leitungsverlegung leisten. a) und b) hat unglaublich reibungslos geklappt, jeder (auch ich) hat mitgeschachtet. Mit dem Geld wurde der Empfangsmast und die Kopfstation angeschafft und voila, unser Teilabschnitt ging 1986 mit allen terrestrisch in Sachsen empfangbaren Ost- und Westsendern ans Netz. Es wurde aber noch schärfer: Ab 1987 wurde auf dieser Anlage ein Parabolspiegel installiert und RTL und Sat.1 aufgeschalten, ab 88 Pro7 und noch irgend was.
Interludium:
Wer nicht dabei war, könnte schnell der Versuchung unterliegen, dass als Spinnerei oder glücklichen, nicht auf die allgemeine Situation übertragbaren Einzelzustand abtun. „Ja klar, quasi eine Kabelfernsehanlage! Hinterm eisernen Vorhang! Die hatte doch nüscht! Das muss gelogen sein!!!einsel…na ihr wisst schon.“ –> Nein, gelogen ist es nicht. Einzelfall in genau dieser Zeit ist es auch nicht. Als Beweis schaut Euch mal den Link der Geschichte einer anderen GAG (Groß Antennen Gemeinschaft) aus einem Ort in der Nähe von Chemnitz (damals Karl-Marx-Stadt) exakt aus der Zeit an: http://www.gag-burgstaedt.de/history.htm
Was dort in der Hauptbeschreibung und speziell im Zeitstrahl bis 1989 in dürren Worten beschrieben ist, mag für einige wie Utopie klingen, deckt sich aber mit meinen Erfahrungen. Lest Euch speziell mal den Eintrag am 03.05.1986 durch und lasst mal 5 min. Euer Kopfkino kreisen: VoPos (Volkspolizisten) sperren die Autobahn bei Karl-Marx-Stadt für den Transport der überbreiten Parabolspiegel für den zukünftigen (Zitat) „…ungestörten ZDF Empfang“. Selbst für mich der dabei war und es so ähnlich an anderer Stelle erlebt hat, klingt das im Nachhinein einfach nur irre. Hier noch ein Beitrag vom 04.08.1988 zu Satellitenempfang in der DDR:
/Interludium
Was bedeutete das nun für meinen popkulturellen Horizont? Es bedeutete, dass in unserem apolitischen Haushalt ohne Restriktionen von heute auf morgen fast ausschließlich Westfernsehen lief –> Bei meinen Schulfreunden und -freundinnen genauso. Als 11-13 jähriger „Ein Colt für alle Fälle“, „Trio mit 4 Fäusten“, „Simon & Simon“, „A-Team“, später „Knight Rider“. Ja, ich hatte Sie alle. Auch „Die Goonies“, „Star Wars“ in der ARD, „Buck Rogers“ …
Beantwortet das die Frage? 😉
Weiterhin wurde mein aufkommendes Musikinteresse durch die Anschaffung eines Stereo-Radiosystems mit Kassettendeck (http://www.radiomuseum.org/r/stern_sonn_stereo_casseiver_sc1800.html) in unserer Familie und den nun glasklaren BR3-Sound auf eine neue Stufe gehoben. Kann der blöde Gottschalk (wahlweise der blöde Jauch) einfach mal bei den Hits der Woche auf BR3 sein blödes Maul im Lied halten wenn ich was mitschneiden will? Ahhhrrggggg!
Die Musikinteressen meiner Klassenkameraden reichen von der EAV, den Ärzten („Die fette Elke“ und der „Lustige Astronaut“ können denke ich alle aus meiner ehemaligen Klasse bis heute fehlerfrei rezitieren) über Stock-Aitken-Watermann bis hin zu Metal (Jeansjacken mit „Helloween“-Aufnäher sollte man in DDR-Schulen nicht offen tragen, das lernte mein Kumpel schnell).
War da in 86 noch was? Ahh, Kino! Zwei Worte: Beat Street. Der Breakdance-Film. Auf Klassenfahrt mit der gesamten Klasse gesehen. Da er von Harry Belafonte als „Anklage des rassistischen, kapitalistischen US-Systems“ produziert wurde, hat man den Film als wertvoll eingestuft und in die DDR-Kinos gebracht. Wertvoll zum Start einer neuen Jugendkultur war er ohne jeden Zweifel und nebenbei wurde ich mit Hip-Hop als neue Stufe der Black Music in Kontakt gebracht. Die Westverwandschaft schickt ersten tragbaren Kassettenplayer (kein SONY 😦 ) zum Geburtstag.
Sagte ich, dass 86 der Wahnsinn war? Und ja, in der DDR war auch die Milch nicht von Tschernobyl verseucht, so!
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Part 4 on the way…
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87: Meine popkulturelle Verroh… ähh Verwestlichung hat den Point-of-No-Return überschritten.
Im Kino läuft ein neuer Film der im Westen schon 1984 lief und zum erfolgreichsten im Jahre 1987 werden soll. Allerdings sind wir um 1 Jahr zu jung ihn zu sehen. Gut, wenn man Schleichwege ins Kino kennt. Ach ja, der Film heißt „Beverly Hills Cop“. Das Plakat in der DDR ist so speziell, dass es wohl heute nur noch mit Kommentaren in einer Ausstellung gezeigt werden dürfte, guckst Du hier (scrolle zu „1987 DDR“): http://www.filmposter-archiv.de/erfolgreichste_filme.php
Sonst noch? Die BMX-Bande. Danach wollte jeder Arsch ein BMX-Rad haben. Die DDR-Industrie versuchte auch ein Jahr später zu liefern: http://ddr-fahrradwiki.de/Mifa_Modell_1001 (Schneller ging es, wenn man sich selbst eins hat schweißen lassen.)
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88: Zwei Sachen: 1.) Im Fernsehen zum 1. Mal Blade Runner gesehen. 2. Im Kino E.T. gesehen. Blade Runner gewinnt haushoch. In einer Schule der benachbarten Großstadt wird eine Computer-AG gegründet. KC85-3 und KC87. Klar bin ich dabei.
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89: Wie der anonyme Bautzener schon sagte, startet die etwas ältere Generation und die Generation meiner Eltern die Demontage des Real existierenden Sozialismus.
Puhhh, der abschließende Teil 5 folgt sogleich…
Wow, mir raucht der Kopf!
Was bleibt zu sagen nach dem ganzen Hintergründen im Text?
Politisch 2 konträre Systeme, bei der die DDR sowohl durch die eigenen Medien als auch durch die ab den 80ern aktive Duldung des verbesserten Westempfangs eine Art Ventil schaffen wollte, was letztlich aber nur die Unterschiede weiter verdeutlicht hat und dem man eine sehr große Katalysatorfunktion im Hinblick auf die Ereignisse im Jahre 89 zuschreiben muss. Soweit die Politik. Rein popkulturell schwimmt unsere in den 70ern geborene Ost-West-Generation nahezu auf einer Welle, da bin ich sicher.
Wenn wir jetzt noch einmal ganz speziell auf Spielberg und die Hommage „Stranger Things“ zu sprechen kommen kann ich Dir sagen, dass sowohl von der kleinstädtischen Umgebung, den Fahrrädern bis hin zu den Mustern der Pullover jedes Detail “ a bell ringt“ 😉 Auch und speziell als Ex-DDR-Bürger, weil… (siehe oben).
P.S.: War schon eine ganz schöne Strecke auf der Memory Lane, hab teilweise wie im Rausch geschrieben und gekürzt. Eine Empfindung hat sich als dominates Gefühl beim Kramen in der Erinnerung immer wieder gezeigt: Gut das ein neuer Abschnitt begonnen hat. Gut das ich beruflich wie privat die ganze Welt bereisen durfte und weiter darf. Gut das ich Japan live erleben durfte und darf, das ich mich bei meinem ersten Besuch in Akihabara wie im Traum fühlte und danach erst verwundert und dann schmunzelnd feststellte, dass ich in dem Nerdparadies, wo ich 10 Jahre früher mein gesamtes Konto und noch mehr geplündert hätte, kein einziges elektronisches Nippes, sondern nur (teure) japanische Volkskunst aus Holz für die Lieben daheim gekauft hatte.
Gut, das jetzt Jetzt ist.
P.P.S.: „Eine Frage hätt‘ ich noch…“ (*speckigenmantelzurückwerf*)
Nach dem wievielten Male als kleiner Wessi-Stöpsel hast Du den Abspann der Feuersteins ab diesem Punkt hier begriffen: https://youtu.be/gdX6fwfrULI?t=49s
😛
Wow! Das muss ich erst in Ruhe durchlesen 🙂 Danke für den Input!
PS: Bei zu vielen Links im Posting springt der Spam-Filter an, sry …
Was mir an Aloha2s Bericht wohl am meisten aufstößt:
Er hatte das Privileg, Akihabara zu besuchen – und hat dann HOLZKUNST mitgebracht?!
Es gäbe ja nur über Drölfmillionen niedliche Animefiguren und Merchandise zu begutachten …
Ich weine innerlich. Jaja, Japan ist nicht nur Anime. Gut, dann hätte er eben noch einen ordentlichen
Sake mitgenommen °_°
Ansonsten ein wundervoller Bericht, geradezu bildlich geschrieben.
Zur Serie:
Als 89er-Jahrgang habe ich nur 80er-Fetzen mitbekommen. Diese fühlten sich in Stranger Things
sinnvoll verarbeitet an. Hängengeblieben ist dieser nüchtern-romantische Kleinstadtlook,
der Synthsound (ich liebe 80er-Synthmusik, vor allem Filmmusik) und natürlich die Kleidung.
Ansonsten habe ich vermutlich 3/4 aller Referenzen verschlafen.
Konnte die Serie also vorurteilsfrei betrachten. Umso schlimmer fand ich einige CGI-Ausfälle.
Das hatte leider überhaupt nichts mit der schön-schmuddeligen Handgemacht-Ästhetik der 80er zu tun.
Wenn ich einiges an den 80er und 90ern liebe, dann das immersive Setgefühl.
Nichts fühlt sich falsch an. Man beschränkte den Einsatz von Rechnern auf das Nötigste.
Achja: Wünsche mir eine zweite Staffel in den 90ern!
@Konata:
Drölfmillionen? … Mehr.
Ich weiß (so war ich früher™ auch), dass es schwer zu verstehen ist. wenn man noch nie da war und sich ausmalt, was man alles „tun würde“, wenn man den einmal dort ist. Wenn man (etwas) älter ist und dann das Glück hat tatsächlich dort zu sein, saugt man immer noch die unglaubliche Atmosphäre auf (Modellbauläden über 6 Etagen, jede Etage eine Kategorie (1. Stock Modellbahn, 2. Stock Boote,….), sieht in den Taito Game Stations oder den Club Sega Spielhallen in verrauchten Etagen an allen Street Fighter-Automateniterationen der letzten Jahre echten Cracks beim Spielen zu, besucht Gebrauchtspielekaufhäuser, deren Waren besser als Neuware aussehen, sieht im riesigen Yodobashi-Akiba-Kaufhaus zum ersten mal Reitmaschinen „für die Fitness“ (https://youtu.be/k1rNO9BWrP4?t=10s)), kurz: hat immer noch dieses kindliche Staunen.
ABER.
Die Welt hat sich dankenswerterweise in der Wahrnehmung weitergedreht, sich verbreitert, und die Popkultur nimmt einen wichtigen, aber schon lange nicht mehr DEN wichtigsten Platz ein.
Und ja, Du hast den entscheidenden Satz schon gesagt: Japan ist mehr als Anime. Wenn Du mal neben den hypermodernen Großstädten durch ländliche Gegenden gefahren bist, in kleinen traditionellen Ryokans weitab der Touristenpfade gewohnt und dich wie die Kinder aus Totoro in ihrem alten Haus gefühlt hast, dir im berühmtesten Zen-Garten der Welt, Ryōan-ji in Kyoto und ein paar Minuten weiter in einem der schönsten Japangärten der Welt (Tenryu-ji) bewusst wird, dass der europäische Minimalismus mit der Bauhausbewegung nur auf den Schultern solcher Riesen wie der Jahrhunderte alten japanischen Designphilosophie ruht, dann weißt du, das Japan SO VIEL MEHR als Anime ist. Ich liebe dieses Land trotz seiner wie in jeder Kultur vorhandenen Widersprüche. Wer die Chance hat (auch als Tourist) sollte sich dieses Land und vor allem seine Leute anschauen.
Apropos nicht weinen, die Geschichte hat ein Happy End. Ich war später nochmal in Akihabara und habe etwas gekauft, was mir nach Jahren immer noch riesigen Spaß macht: Für die PS3 die „Okami Zekkeiban Perfect Edition HD Remaster-Box“ (genau, die ultimative Edition mit der riesigen Schneekugel).
P.S.: Sake habe ich übrigens damals auch mitgenommen (Kan Nihonkai Mizusumi no sato, Medium Dry). Aber nicht aus Akihabara, sondern aus Shinjuku. 😉
@ Hazz:
Kein Grund zur Ursache. Ich hoffe ich konnte an Beispielen darstellen, warum auch meine Ossi-Generation EXAKT derselbe Hachhuch-Erinnerungswust überfällt, wenn ich die Kids in Stranger Things beim Musikhören mit dem Kopf wippen sehe vor einem Kassettendeck, was sich nur in Nuancen von unserem damaligen eigenen (siehe oben) unterschied.
P.S.: Die Feuerstein-Sache interessiert mich wirklich 😉
Die Feuerstein-Sache kann ich Dir nicht vernünftig beantworten, weil ich die Serie so gut wie nie gesehen habe. Schon damals hatte der Tag nur 24h und man musste sich entscheiden, ob man ihn mit TV, doofen Hausaufgaben, draussen Unsinn veranstalten oder Rolf Ulrici-Büchern/Marvel Comics verbringen wollte.
Ist auch nicht so wild, danke trotzdem. 🙂
P.S.: Um die Comicbuchkultur (nicht per se die Marvel-Hefte) beneide ich die im Westen sozialisierten, das ist eine echte Lücke im Osten.
Ach, meine Eltern wären damals froh gewesen, wenn der Bub sein Taschengeld nicht in so doofe Gewalt-Comics versenkt hätte 🙂
ComicKultur? He, wir hatten die Abrafaxe: https://de.wikipedia.org/wiki/Abrafaxe
Mit Comics hatte ich damals aber nicht viel am Hut – ich war eher mit meinem selbst blau angepinselten 26er Fahrrad unterwegs – samt Fahrradtacho und Schilfrohrwedel als „Antenne“.
Ich kann als 77er Alohas Eindrücke voll bestätigen. (Familienfeste mit vom Tonband abgespielten Italo-Hits. usw. – Ostmusik nur gaaanz selten dabei (Stern Meissen?!, Puhdys…)) Dafuer um so mehr Abba, Modern Talking, Nino de Angelo usw.
Mein (und der meiner Schwester) erster Kassettenrecorder war der gute KR660 – mit dem wurden dann in diversen Jugendradio DT64 Sendungen Kassetten zusammengestellt.
Es gab eine Sendung, wo sie ohne Gelaber ganze Platten gesendet haben – perfekt zum mitschneiden. Kann mich noch erinnern, dass ich damals Blue System total Hammer fand und eine der Platten so auf eine komplett grüne Kassette aufgenommen habe. (Muss Ende der 80er gewesen sein) Meine Favorisierte Musik war dann auch eher sowas wie Depeche Mode, PetShopBoys usw. (Dann aber auch schon in die Wende / Nachwendezeit hinein, wo es ja damit erst richtig losging.)
Es muss so 1988 gewesen sein, als mein Vater mir von einem Verwandschaftsbesuch im Westen einen C64 mitbrachte (mit Datasette!), den ich unbedingt haben wollte, weil von einem Onkel schon kannte – die Zockerkarriere begann, der Rest ist Geschichte 😉
(Fragt mich nicht, wie mein Onkel schon Mitte der 80er an einen C64 kam und woher die ganzen Programme/Spiele waren… es war aber definitiv vor der Wende)
Die angesprochene Serie – ist auf meiner Merkliste gelandet – wenn man Zeit ist.
(Jetzt bildet sich schon neben dem nie schaffbaren Spiele PoC ein Serien PoC. – Ich muesste mit 40 in Rente – nicht erst mit 70, wie es aktuelle Planungen der Politik wollen…)
Gruß,
Enrico.
Ohje, PoS meine ich natuerlich. – So ist das, wenn man grad an einem PoC arbeitet… 😉
Wie konnte ich nur die Abrafaxe und das Mosaik vergessen! Dennoch, bei dieser einzigen nennenswerten Publikation aber von einer Comic(buch)kultur zu reden hab ich mich nicht getraut. Und Hazz, ab einen gewissen Zeitpunkt muss man mit dem Nonkonformismus gegenüber dem Elternhaus einfach beginnen 😉
Was tatsächlich am jedem guten DDR-Pubertierenden-Nicht-BMX-Fahrrad musste, war ein amtlicher Tacho. Meiner war der gute „PIT 80“. Der Name sagt es, ging bis 80km/h. Läuft.
Die von Enrico beschriebene Sendung hieß „DT64 – Musik für den Recorder“ und hat offiziell in der DDR nicht erhältliche Platten/CDs komplett zum Mitschneiden angeboten. Quasi ein Napster-Vorläufer. Ebenso hat DT64 ca. 1988 Computerprogramme für den KC87 und den KC85-3 ausgestrahlt. Eine halbe Stunde nur Gepiepse. Quasi ein Techno-Vorläufer
Was aber beim Thema Musik in den letzten Jahren der DDR ähnlich wie beim geduldeten Westfernsehen auffiel war das Bemühen, dem Volk die freie Welt zumindest virtuell zu bieten, ohne dass das Volk in die freie Welt auswandern musste. Dazu wurden z.B. in den letzten Jahren der DDR Künstler zu Konzerten eingeladen, die wenige Jahre vorher unvorstellbar gewesen wären. Aber ähnlich wie beim Fernsehen ging der Wunsch (auch durch die unmittelbar erlebbare Gruppendynamik eines Konzertes) noch viel weniger auf, den Druck abzubauen. In dieser Dokumentation werden anhand eines imaginären Musikfans all die vielen unglaublichen Konzerte gezeigt, die im Nachhinein wie ein Schlussakkord wirken: https://youtu.be/GCcAK2MZFeA
Ha – genau den „PIT 80“ hatte auch auch!
Das gepiepse kann ich auch noch erinnern – und konnte ich erst einordnen, als ich den Tonkopf meiner Datasette mit einem kleinen Stöpselkopfhörer und Schraubendreher eingestellt habe (ah – sowas haben die also im Radio gesendet)
Einstellen musste man, so dass das Laden nicht so oft fehl schlug – LOAD ERROR war zum Mäuse melken, wenn man nur 1h an den Computer durfte und 15 min damit verbrachte, das Band wieder an die richtige Stelle zu spulen und das Spiel neu zu laden 😉
„Nach dem wievielten Male als kleiner Wessi-Stöpsel hast Du den Abspann der Feuersteins ab diesem Punkt hier begriffen“
Was gabs da zu begreifen?
Bestellt ein Stück, und es ist so schwer, dass das Auto umkippt… ich erkenne da keinen tieferen Sinn…?!
*neugierig*
@Enrico
Das mit dem „schwer = kipp“ ist klar soweit. Was meine Frage war und mich als damals 10-jährigen beschäftigt hat ist vielmehr Folgendes: Die Feuersteins waren schon immer Abbilder von Familienalltag mit dem besonderen Gag, dass moderne Alltagsgegenstände und Situationen in die Steinzeit übertragen wurden (z.B. „kleiner Elefant wird als Staubsauger benutzt“, etc.) –> Somit musste auch die oben genannte Szene eine Referenz auf eine Alltagssituation sein.
Aber auf welche?
Das es im Westen / in Ähmörrica Schnellrestaurants gab, wo man aus dem Auto heraus eine Bestellung aufgeben konnte und diese dann am einem Fenster ins Auto gereicht bekam, hatte sich auch bis in den Osten herumgesprochen. So war es hier aber offensichtlich nicht. Die Tatsache, dass es Fast-Food-Restaurants gab, bei welchen man bei einer Bedienung auf dem Parkplatz seine Bestellung aufgeben konnte und diese Bestellung dann direkt am Auto auf einem Plastiktisch zum Einhängen serviert wurde (Stichwort: Curb Service), erschloss sich mir damals überhaupt nicht. Ebenso war mir ein Rätsel, was die gute Frau da serviert hat. Dass das eine Riesen-Spare-Rib sein sollte, ist mir auch erst Jahre später bewusst geworden.
Somit hätte meine Frage an Hazz eigentlich genauer ungefähr so lauten müssen: „Hast Du als Westler damals ohne Erklärung alle Referenzen zur Alltagskultur eures Bündnispartners in dieser Szene verstanden?“
Das hätte ich dann verstanden 🙂
Na toll, werft mir ruhig vor mich undeutlich ausgedrückt zu haben, passt schon…
😀