Lehrgeld

Bedauere, höchstehrenwerte Shadow Warrior-Nichtmöger! Auch wenn SW2 natürlich nicht perfekt ist, es bietet mir weiterhin gar feine Unterhaltung. Obwohl ich schon merke, dass 100% handgemachte Level derzeit immer noch jeden Versuch prozeduraler Levelerstellung schlagen.

Nein, auch möchte ich nicht darüber berichten, wie ich diese Woche beinahe meinen Kampf gegen den Erwerb von Civilization 6 verloren habe. Natürlich werde ich Civilization 6 eines Tages spielen, aber doch nicht jetzt (abwarten, informieren, erst DANN kaufen) und schon gar nicht für 60 Euro. 60 € für Daten, die für Gestehungskosten von nahezu Null auf Knopfdruck unendlich dupliziert und für vernachlässigbare Kosten auf Knopfdruck ratzfatz weltweit verteilt werden können? Fick die Neupreise auf Steam!

Nein, heute will ich über eine prägende Spiele-Erfahrung berichten, die man nur als „Die Vertreibung aus dem Paradies“ bezeichnen kann. Der Beginn einer Entwicklung, die viele Jahre später dazu führte, dass ich selbst großen Versuchungen (zumindest im Spielebereich 🙂 ) widerstehen kann.

Diese Erfahrung habe ich im Jahr 1994 gemacht. Vor 22 Jahren. Bald ein Vierteljahrhundert her. Wenn ich mir das bewusst mache, werde ich immer ein wenig gnädiger und nachsichtiger mit Menschen, die in steter Regelmäßigkeit willenlos nicht nur auf die Versprechungen der Videospielindustrie hereinfallen. Es braucht einfach eine Weile, bis man sich bestimmte Verhaltensweisen angeeignet hat, bis der rationale Denkprozess „Muss das jetzt unter diesen Rahmenbedingungen sein?“ das rein emotionale „HABEN WILL! JETZT!“ dominieren kann und nicht umgekehrt. Bis man sich der Dinge und ihrer Einflüsse bewusst ist, die einen tagtäglich umgeben und bewusst entscheiden kann, in welchem Maße welcher Einfluss wirken darf und welcher Einfluss rigoros abgeblockt wird.

Bis dahin muss man aber Lehrgeld bezahlen. Denn Lernen ist kein sofortiges, binäres Ereignis, sondern ein Prozess. Der dauern kann.

Das erste Lehrgeld in Sachen „Bist Du Dir sicher, dass Du dieses Spiel jetzt haben, bzw. überhaupt haben musst?“ habe ich, wie bereits gesagt, vor etwa 22 Jahren gemacht.

1994 habe ich mich stolzer Besitzer eines DoubleSpeed-CD-ROM-Laufwerks nennen dürfen. Mein erstes CD-ROM-Spiel war Doom 2. Hrmpf! Nicht *hrmpf* bezogen auf Doom 2, dessen Großartigkeit auch heute noch die Spielelandschaft überstrahlt, sondern *hrmpf* in Bezug auf 640 MB Speicherkapazität. Und mein erstes Spiel auf diesem neuen Medium ist ein Spiel ohne Multimedia-Schnickschnack, welches auf der Festplatte ca. 20 (?) MB belegt hatte. Zwar war es schon toll, nicht mehr gefühlt Hunderte von Disketten durch die Gegend zu jonglieren, aber da geht doch noch was, nicht?

Und ob da was geht! Mein zweites Spiel auf CD-ROM war nämlich „Rebel Assault„. Legendäres Rebel Assault!

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Multimedia-Extravaganza mit Tie Fightern, X-Wings und Sternzerstörern.

Star Wars in gefühlter Kinoqualität (!) für den heimischen Rechenknecht zu Zeiten, in denen VGA mit 320x200x256 die Regel und SVGA mit 800x600x16 die Ausnahme war. Deswegen natürlich viel tollerer und besserer und schönerer als „X-Wing„, welches mich nur ein Jahr zuvor weggeblasen hatte.

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Und weil man mich damals noch ziemlich einfach wegblasen konnte, war das „Rebel Assault“ ein Traum, der einfach zur Erfüllung gebracht werden musste. Ich mein, schaut Euch mal die Graphik an? Keine blöden Polygone, sondern Filmsequenzen. ORIGINALE FILMSEQUENZEN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! *röchel*

Dementsprechend gab es auch jubilierende Tests von nicht minder berauschten Redakteuren. “Rebel Assault” war Multimedia-Gott und Multimedia war der neue Götze der Unterhaltungswelt zu Beginn der 90er. Niemals, auch nicht einmal ansatzweise, kam mir der Gedanke, dass “Rebel Assault” vielleicht doch nicht so toll sein könnte. Diese Möglichkeit passte einfach nicht in meine damalige gedankliche Welt. Multimedia war toll, Star Wars war toll, CD-ROM-Spiele waren toll und die Kritiken in PC Games und Power Play waren Leuchttürme der journalistischen Unbestechlichkeit und Objektivität. Wenn da ein Redakteur sagte, dass Spiel X toll ist, dann war Spiel X toll. Keine Diskussion!

Und so kam es, dass ich für meine damaligen Verhältnisse nicht wenig Geld zur Hand nahm, in den örtlichen Karstadt latschte (als dieser noch eine eigene Software/Spieleabteilung hatte) und jenes nicht wenige Geld für “Rebel Assault” auf den Tisch legte. Yay!

Yay my ass! Ein zwar optisch unglaublich aufgebretzelter, aber technisch miserabler und spielerisch sehr dünner Rail-Shooter, dem es dennoch gelang mit StarWars-Lackierung Leute wie mich davon zu überzeugen, das geilste Spiel seit der Erfindung geschnittenen Brotes vor sich zu haben.

Nach einem Tag mühseligen Rumgewürges hatte ich endlich das Ende der ersten Story-Mission erreicht, nachdem ich zuvor Stunden damit verbracht hatte im “Tutorial” mit meiner T-16 NICHT ständig gegen Canyon-Wände zu fliegen. Das Spiel mit der Tastatur richtig zu steuern war fast nicht möglich, das Spiel mit dem Joystick zu steuern war fast nicht möglich. Die Steuerung war ein Graus. Und das ist noch höflich umschrieben. Schwammig, unpräzise, mit gerade in einem Action-Spiel fatalen Verzögerungen, manchmal wurden Joystick-Bewegung oder Tastendruck überhaupt nicht erkannt. Jeder heutige miese Konsolenport ist ein Ausbund an kristallklarer Präzision gegenüber diesem Dreck!

Noch Wochen später war ich nicht über die zweite Story-Mission hinausgekommen. Weil es nicht ging. Ständig knallte mein A-Wing gegen Hindernisse, die zwar klar als Hindernis erkennbar waren, deren Umfliegen auf Grund der ungenauen und schwammigen Steuerung eine extreme Prüfung meiner Frustrationstoleranz war. Eine Prüfung, der ich nach einem letzten Versuch überdeutlich den Stinkefinger gezeigt hatte. Indem ich den Joystick, der das gefühlt am wenigsten schlimme Steuerungsmittel war, ansatzlos in Richtung Bildschirm geworfen habe. Zum Glück für den Bildschirm und den Joystick wurde nur der Monitorrahmen getroffen. Nicht einmal hier konnte ich richtig zielen. Ich habe das Spiel danach vergraben. In meiner Erinnerung und in meiner Software-Gruft. Seit etwa 22 Jahren liegt da ein Karton im Regal, den ich das letzte Mal beim Umzug angefasst hatte. Ich habe “Rebel Assault” seit 22 Jahren nicht wieder gespielt und werde das auch nicht mehr tun, so lange ich auf diesem Erdenball verweilen werde.

Warum habe ich überhaupt so lange ausgeharrt? Wieso bin ich nicht am nächsten Tag zurück in den Karstadt und habe mein Geld zurückgefordert? Das wäre sogar recht gut gegangen, weil a) ich mit meinen Spielen pfleglich umgehe und b) der eine Verkäufer in der Abteilung sehr kulant war. Nun, die Gründe sind einfach zu benennen:

  1. Star Wars. Damals war ich noch ein beinharter 3000%-Fan dieses Franchises. ALLES, was mit Star Wars zu tun hatte war geil. Gut, bis auf Bettwäsche und anderer sinnloser Merchandise. Aber Filme, Bücher, Spiele? ALLES!
  2. Multimedia. *blitzblendvorgaukel* M-U-L-T-I-M-E-D-I-A! *noch mehr blitzend blendende vorgaukelei*
  3. LucasArts. Alle Spiele, die mir damals von LucasArts bekannt waren, waren erstklassig. Maniac Mansion. Zak McKracken. The Last Crusade. Finest Hour. Loom. Secret of Monkey Island 1& 2. Secret Weapons of the Luftwaffe. Fate of Atlantis. Day of the Tentacle. Sam & Max. X-Wing. Wie konnte “Rebel Assault” denn anders sein als nicht ebenfalls erstklassig? Hmmm? Wie?

Sprich, ich habe mir über Wochen erfolgreich einreden können, dass nicht das Spiel hemmungslose Grütze war, sondern ich einfach nicht gut genug für das Spiel war. Selbst als ich “Rebel Assault” endlich aufgegeben hatte, konnte ich mir selbst gegenüber nicht eingestehen, einer Mogelpackung aufgesessen zu sein. Man hat mich erfolgreich über den Tisch gezogen. Nicht nur, dass ich all die tollen Zwischensequenzen und Spielgraphik der nächsten 50 Minuten nie zu Gesicht bekam, wegen denen ich mir den Titel eigentlich gekauft hatte. Die 100 DM, die ich damals aus dem Geldbeutel gezogen habe, die haben mir RICHTIG weh getan. Das war VERDAMMT VIEL GELD! Für den Arsch. Komplett für den Arsch! LucasArts hat mich verarscht. Die Spielemagazine haben mich verarscht. Ich habe mich selber verarscht. Die Heilige Triade der Umsatzmaximierung. Geld für unbenutzbare Scheisse, die einem als goldene Eier legendes Huhn angepriesen wird, nicht nur verlangen, sondern auch BEKOMMEN!!!

Es hat eine Weile gebraucht, um dies zu realisieren. Und daraus zu lernen.

  1. Hype … ist shice.
  2. Spiele ohne Infos blind zum Vollpreis kaufen … ist shice!
  3. Spielen, bzw. Firmen grobe Fehler & Mängel zu vergeben, weil man auf Grund emotionaler Abhängigkeit sich lieber mit rostigen Nagelstöcken gesäßpenetrieren lässt … ist shice!!
  4. “Fan” sein ist keine Rechtfertigung seinen gottgegebenen Verstand mit dem Badewasser in die Kanalisation zu kippen. Vor allem, wenn man “Fan” eines Kommerz-Produktes ist, wo es nicht darauf ankommt, Dich als Fan zu bespassen, sondern nur darauf, dass Du als Fan ablatzt, was das Konto nur so hergibt.

Aber ich will mich nicht beschweren. Ich habe daraus gelernt.

Andere hingegen scheinen immer noch die naive Glückseligkeit einer Traumblase zu bevorzugen, wo alles toll ist, weil nichts nicht toll sein darf!

Christian Schneider von der Gamestar in einer Kolumne vom letzten Jahr:

“Star Wars: Rebel Assault war 1993 unfair, ließ sich miserabel steuern und bot nur eine Stunde an Spielinhalten – zum Vollpreis. Und trotzdem: Fans und Kritiker liebten den Rail-Shooter. Heute wäre das wohl leider undenkbar, glaubt Christian Schneider.”

“Ich fürchte, dass das Medium Spiel schon zu etabliert und abgeklärt ist, um nochmal eine dermaßen verklärte Euphorie zu beschwören. Vielleicht geht es aber jüngeren Spielern, die nicht die Erfahrung von über 30 Jahren Spielegeschichte mitschleppen, heute doch noch manchmal so. Ich würde es ihnen wünschen. Schließlich muss es doch Liebe sein, wenn man gegen jede Vernunft wie Feuer und Flamme für ein Spiel ist. Und so geht es mir bei Rebel Assault – zum Glück.”

*facepalm*

Da hat jemand noch eine ganz bestimmte Reise vor sich. So er sie denn überhaupt unternehmen möchte …

30 Kommentare zu „Lehrgeld

  1. Bei mir waren es einige Spiele, bisweilen weit in die Amiga-Ära zurückreichend, die mich immer hype-resistenter machten, aber – wie ich zugeben muss – bis heute nicht vollständig vom Vorbestellen abhalten. Es ist nur immer seltener geworden und immer öfter denke ich mir: „Warte doch noch ab. Guck erst mal, was das wird.“

    Jedenfalls in neuerer Zeit habe ich auch immer „Glück“ gehabt, wenn ich Spiele vorbestellt habe. Skyrim, Fallout 3 und 4, Battlefield 1 jetzt als ganz neues Beispiel: ich habe immer gekriegt, was ich ungefähr erwartet habe. Aber ich glaube, das eigene Hirn verhindert schon, dass man wirklich enttäuscht wird, wenn man emotional und mit Geld so in Vorleistung gegangen ist. Wer weiß also, welche Enttäuschungen mein eigenes Hirn von mir selbst fern hielt. 🙂

  2. Es ist nur immer seltener geworden und immer öfter denke ich mir: „Warte doch noch ab. Guck erst mal, was das wird.“

    Hey, Schritt für Schritt 🙂

  3. Hm, es gab bei mir in letzter Zeit genau zwei Blindkäufe. Nummer eins war der Seasonpass für Fallout 4, den ich da allerdings noch für 30 Euronen erstanden habe. Weil, wenn es um Fallout geht, da bekomm ich immer so einen leicht glasigen Blick, mein Hirn setzt zumindest teilweise aus und ich vergesse alle guten Vorsätze. Nach den ersten DLCs war ich dann schon höchst skeptisch, ein Roboterbausatz und mehr Zeug zum Häuslebauen, urgh… Aber zugegeben, die beiden Story-DLCs waren die 30 Euro absolut wert für mich, Glück gehabt.

    Nummer zwei war… also… *husthustnomansskyhusthust*… Gleich am ersten Tag gekauft, obwohl der Hype eigentlich völlig an mir vorbeigegangen ist. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich an diesem Tag mit Fieber und nach intensivster Anbetung des Porzellangottes auf dem Weg von Arbeit nach Hause war und in meinem leicht wirren Zustand noch dachte, uuuh, krank oder nicht, jetzt haste Zeit zum datteln, kauf dir noch ein Spiel… Und jeniges welches hatte Weltraum und Raumschiffe und anscheinend auch Aliens, cool, nehm ich mit.

    Und acht Spielstunden später und um die Erfahrung reicher, dass selbst die von dir immerhin mit einer gewissen Hoffnung betrachtete prozeduale Landschaftsgenerierung keinen Pfifferling wert ist, war es das auch schon mit meiner Plänen zur Eroberung des Weltalls.

    Zu meinem Glück gab es da diesen außerordentlich netten Verkäufer, der mir… dieses Spiel selbst nach drei Wochen noch gegen das neue Deus Ex eintauschte. Und mit dem hab ich wirklich Spaß.

  4. Ja, Fieberwahn … gefährlich! Habe ja letztlich davon geschrieben, dass ich mir „Outlander“ angeschaut hatte. Ich hatte Grippe, mir ging es nicht gut, aber Wand anstarren ging auch nicht. Also sich vor Bildschirm einmummeln und Netflix 24/7. Ne Woche später, wieder putzmunter, wollte ich die Serie zu Ende schauen und habe nach wenigen Minuten Laufzeit peinlich berührt abgebrochen. Was um alles in der Welt hat mich da geritten? 39 Grad Fieber und verminderte Zurechnungsfähigkeit. Was sonst?

    Dir sei hiermit für NMS verziehen. Shit happens! 🙂

  5. Mein heilendes Erlebnis war Master of Orion 3. So viel Vorfreude, und dann so ein Clusterfuck. Ich war selten dermassen angefressen von mir selber und einem Spiel.
    Wenn mich heute so ein Spontan-Einkaufshype packt, dann pack ich das Ding auf meine Wunschliste und warte einen Monat. Oder zwei. Oder eben so lange, bis genug Forenkommentare existieren, um mir ein gutes Bild von dem Ding zu machen.
    Und wenn ich das dann noch haben will, dann pack ich es auf meinen Pile of Shame.

  6. Vorbestellt habe ich noch nie, Spiele blind gekauft allerdings leider schon.

    Immerhin konnte ich es mir dann meistens auch eingestehen, dass ich da Mist gekauft habe. Unvergessen bleibt die Enttäuschung nachdem Kick Off 3 auf meinem nagelneuen Amiga 1200 zum ersten Mal lief. Kick Off, Kick Off 2 und jetzt eben Teil 3, der kann ja gar nicht schlecht sein. Von wegen. Viel schlimmer konnte man eine Reihe, mit einem damals schon legendären Ruf, gar nicht in den Sand setzen und das war mir auch nach spätestens zehn Minuten klar.

    Immerhin blieb mir Rise of The Robots, trotz einer Wertung oberhalb von neunzig Prozent im Amiga Joker, erspart. Was Richard Löwenstein damals geritten hat, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. Eigentlich hat es damals nur die (englischsprachige) Amiga Power richtig eingeschätzt.

    http://amr.abime.net/review_49975

  7. Naja, ist ja auch nochmal gut ausgegangen.

    Mein Highlight in punkto Serien im Fieberwahn schauen war seinerzeit eine Folge von ST: Next Generation. Die Folge drehte sich um irgendein Virus, welches die Besetzungsmitglieder sich quasi evolutionär zurückentwickeln ließ. Dementsprechend war die Enterprise voll mit irgendwelchen Halbaffen, Spinnenwesen und ähnlich schrägen Mutanten. Mit einer schweren Lebensmittelvergiftung und 41.5 °C Körpertemperatur ist das ECHT ein Erlebnis, allerdings eines, auf das ich gut hätte verzichten können.

    Aber ich glaube Outlander wäre noch schlimmer gewesen…

  8. Noch ein Nachtrag… @ Akabei

    Ja, bei Rise of the Robots haben sich damals sicher viele Leute von der Optik und dem Soundtrack von Brian May blenden lassen. Der dann ja im Spiel eigentlich gar nicht vorkam. Die Amiga Joker, die unter dem Link als Scan zu findende Ausgabe hab ich übrigens noch bei mir im Regal liegen, war eigentlich immer recht kritisch, weshalb mich die hohe Wertung rückblickend wirklich verwundert. Wahrscheinlich fiel man derzeit wirklich dem schönen Raytracing-Schein zum Opfer. Die Amiga-Version von geblitzdingst, sozusagen.

  9. @Alien: Jaja, bei NoMansSky wäre auch ich fast schwach geworden. Planeten mit Riesenwürmern und dynamischer Natur? Selbst als reiner Wandersimulator™ muss das ja gut sein. Zum Glück hat auf der einen Seite mein Resthirn noch ein wenig gejuckt („Hey du Depp, wenn du unbedingt Prozedural generierte Welten willst, wieso setzt du dich nicht mal wieder an Minecraft?“), zum anderen hat mein Kontostand mir dann doch recht deutlich zu verstehen gegeben dass ich bei 50 Euro ja auch noch den einen oder anderen Monat warten kann.

    Und zum ersten Kommentar zu Shadow Warrior2: Es ist bei mir echt auf der Kippe. Das Spiel ist geil, keine Frage, aber hätte man nicht noch 1-2 weitere Levelsets einbauen können? Irgendwas mit dreckiger Industrie? Oder Friedhöfe? Tempelstädte? Slums? Vielleicht sollte ich mal wieder Painkiller auspacken, aber da ist das zerhackstückeln dann nicht ganz so befriedigend wie in SW2. Ich bin schon ein verwöhnter Sack.

    Um wieder Ontopic zu kommen: Ich kann mich ehrlich gesagt jetzt so direkt nicht mehr an meinen letzten Fehlkauf erinnern. Das ist wohl die Gnade eines schlechten Langzeitgedächtnisses.

  10. In den 90ern habe ich so gut wie gar keine Spiele gekauft (was ich heute eher bereue), sondern mich über dunkle Kanäle versorgen lassen. Da gab es automatisch eine gewisse Auslese und Rebel Aussault habe ich dementsprechend nie zu Gesicht bekommen.

    In jüngerer Zeit reingefallen bin ich nur mit XCOM 2. Mit dem Vorgänger war ich sehr zufrieden. Die Entwickler betonten, sie machen den Nachfolger mal nur für den PC (was sich nachträglich als Lüge erwies) und meinten damit nur, daß die Performance der zerbastelten UE3 ziemliche Grütze ist. Oben drauf kamen noch ziemlich fragwürdige Game-Design-Entscheidungen und das Post-Release-Rebalancing der Single-Player-Kampagne auf Basis von YouTube-Playthroughs machten das ganze eher zu einem Vollpreis-Early-Access-Betatest für den Konsolen-Release.

    Und Shadow Warrior 2? Ich denke, ich werde es damit halten wie früher: Erst durchspielen und dann bezahlen. Vollpreis gibt’s bei mir nur für physische Releases.

  11. Oh ja, Rebel Assault habe ich als damaliger Star Wars Fan und nach dem ganzen Hype in Zeitschriften natürlich auch erstanden.
    Du beschreibst die ganze Situation drum herum auch sehr gut (Multimedia, CD-Rom -> heißer Scheiß), so dass mir sofort Erinnerungen wieder hochkommen. Ist eine ähnliche Situation wie dieser Tage mit VR und den eher mäßigen ersten Games.
    Die Grafik inklusive Zwischensequenzen hatte mich anfangs richtig begeistert, aber dann kam wegen der spielerischen Armut und unpräzisen Steuerung schnell Ernüchterung auf.
    Werde nie vergessen, wie ich wegen des scheiß Spiels meinen für unzerstörbar gehalten CH-Flightstick Pro gehimmelt hatte. Gott wie ich Rebel Assault seitdem hasse ;(

    PS: Und sonderlich weit gekommen bin ich auch nicht. Ein Kampf gegen einen Sternenzerstörer und eine Bodenmission bringt meine Erinnerung noch zu Tage 😉

  12. Mein persönliches Bollwerk gegen spontane Käufe zum Vollpreis und Hypeattacken hat ne Mumu und zwei Knöpfe haha 😛

    Ja ,die Generälin an der Heimatfront wedelt nicht nur die ganze Zeit mit Rechnungen rum (Prioritäten und so), nein bei absolut sinnlosen Käufen, weil *muss sofort haben* anstatt 3 Monate warten und zum halben Preis mitnehmen, droht auch der nukleare Verbal-Fallout…

    …glücklicherweise kommt sowas nicht mehr all zu oft vor, weil irgendwie mit dem alter Sack sein, nicht nur die Haare oben weniger werden, sondern sich auch ein Hauch Vernunft eingestellt hat. Und so gehe WWIII@home schön aus dem Weg und sonne mich in der Erkenntniss auch vermeintlich etwas Altersweisheit abbekommen zu haben.

    PS.:
    RB-Aussault 1, mein erstes CD-Rom Spiel, ja sogar der Anschaffungsgrund für dieses…eine Hass/Liebe kann man im nachhinein sagen…das teil hat mich immerhin zweieinhalb Joysticks gekostet…aber die Nachmittage mit den Kumpels nach der Schule zu dritt bei mir vorm 14″er will ich nicht missen.

    Danke für den Artikel Harzzach, hat mal wieder ein paar schöne Erinnerungen hochgebracht.

  13. Lehrgeld im Sinne von „ich hab Bockmist gekauft“ habe ich zum Glück nie hinbekommen. Einige andere (damals) absolute überteuerte Aktionen hab ich aber dennoch geschafft. So zog man als Teenie mit dem mühsam zusammengesparten los um dem heimischen PC eine Soundkarte zu kaufen… womit kam man zurück? Mit dem hier: Tornado von Digital Integration. https://en.wikipedia.org/wiki/Tornado_(1993_video_game)
    Für den selben Preis wie die Soundkarte von damals unvorstellbaren ~100 DM.

    Ich habs allerdings auch nie bereut (auch wenns daheim mächtig Ärger gab – wie keine Soundkarte, nur ein „doofes“ Spiel!?!?! ). Was Simulation/Komplexität/Missionsplanung angeht war das Spiel absolute Spitzenklasse. Missionsplanung für 4 Tornados + Air Support zu erstellen, Ziele auswählen, genaues Timing um schnell rein/raus zu kommen – Heute immernoch unerreicht. Das 350 Seiten Handbuch hat man gebraucht um da durchzusteigen.

    Ein Paar Jahre später gabs‘ dann nochmal sowas ähnliches mit Terminus. https://en.wikipedia.org/wiki/Terminus_(video_game)
    Das Budget hab ich verdrängt aber es war viel. Mehr als Heute Neuwert-AAA Titel kosten. Dafür höre ich immer noch gerne den Soundtrack (war als CD dabei) und es war der damalige Elite-ergänzungs Fix.

    Heutzutage ist man ruhiger/gelassener und der Hype geht meist vorüber. Später wird dann eine GOTY Version besorgt (wie vor kurzem gerade für den Hexer 3 erstanden…).

  14. Oh ja … Tornado. Mir waren Flugsims schon damals zu sehr „Arbeit“, aber ein Studienkollege hat deswegen zwei (!) Semester in den Wind geschossen. War schlimmer in diesem Spiel abgetaucht, als heute so mancher Hardcore-WoW-Fanatiker.

  15. Tja, dass Ding mit den Erfahrungen, dass alle nur Dein Bestes wollen! Mein erster und dank Lerneffekt letzter wirklicher Entertainment-Software-Fehlkauf war

    – früh
    – gründlich (die Mutter aller Totalausfälle) und
    – finanziell nicht ruinös, aber schmerzhaft.

    Ja, damals 1990 als ich dachte, dass es eine gute Idee wäre, anstelle des eisernen Sparens auf meinen Traum-Amiga doch bei dem coolen Art Design (I’m a sucker for Art Design!) der C64-Spielebox des damals mega-angesagten Dick Tracy zuzuschlagen. Ohne Test in Fachmagazinen. Nein. Kaufen…
    Nuja, wer auf eigene Gefahr wissen will, worin ich damals meine 59,90 DM für die Diskversion versenkt habe, sollte mal bei DuRöhre nach den Stichworten „C64 Dick Tracy Longplay“ suchen. Keine Angst, der Longplay dauert auch nur ~8 min.
    Um Fragen vorzubeugen: Ja, das was ihr da zu sehen bekommt ist wirklich das ganze Spiel. In der geilen Box lag aber als weiterer Trost auch ein wirklich schön gemachtes Anleitungsheft im Stile einer Zeitung. Nie hat der Spruch „Außen hui, innen pfui!“ besser gepasst. Im Nachhinein betrachtet aber sicher weniger schmerzvoll als ein 7th Guest mit extra dafür erworbenem CD-ROM.
    Die einzig nennenswerte Nachwirkung ist, dass ich immer wenn ich Warren Beatty in einem Film mitspielen sehe, so ein nervöses Zucken in meinem linken Auge bekomme 😀

  16. @Aloha2: Sag wast du willst, aber der Soundtrack ist echt catchy 😀 Liegt aber villeicht auch daran weil er nicht länger als 8 Minuten geht.

  17. @Boreas:
    Hmm, Du bringst mich grade ins Grübeln. Mir sind nämlich beim Video auch einige Sachen aufgefallen. So z.B. das die Gegner am Anfang auch ganz von selbst in die Faust laufen, ohne timing –> Fast so wie in den sich selbst spielenden Sequenzen eines modernen CoD im Storymodus. Oder bei Farbgleichheit des Mantels und des Hutes mit der Hintergrundgrafik partielle Unsichtbarkeit –> Wenn das kein Vorgriff auf das Stealth-Genre ist, weiß ich auch nicht mehr!
    Ist dies am Ende gar das am meisten in seiner Auswirkung verkannte Machw… ähh Unterhaltungswerk der Spielegeschichte?
    …bin grade verwirrt…

  18. Mir scheint, hier sind viele mit dem CD-ROM-Hype reingefallen. Mein erstes CD-Laufwerk erwarb in einem Paket mit einer 16-Bit-Soundkarte erst zu Weihnachten 1995, wo wie Early-Adopter-Phase praktisch schon vorbei war. Dabei gebündelt lag eine CD von Interplay mit zehn Spielen seit 1983. Das waren natürlich nur Floppy-Versionen, aber dafür eine sehr gute dabei, u. a. Star Trek 25th Anniversary und Out of this world.

    Mein erstes richtiges CD-ROM-Spiel war der Microsoft Flugsimulator 5.0 dank CD mit komplett befliegbarer Erde. Das zweite war Flight Unlimited, welches dafür beeindruckende Voxel-Landschaften bot. Letzteres auch mit VR-Unterstützung, was ja jetzt auch wieder aktuell Thema ist.

  19. Brauchbare Informationen über neue Spiele sind für den interessierten Spieler heutzutage besser zu bekommen als 1994. Wenn der Publisher genug Vertrauen in das eigene Produkt hat dann werden in der Regel an Streamer und Youtuber vorab Steamkeys verteilt. Anhand des dann produzierten Videomaterials kann man sich dann einen wesentlich besseres Bild von der Qualität machen als vor 20 Jahren. Ist schon klar dass diese Leute mittlerweile von der Industrie als sogenannte „Influencer“ identifiziert worden sind und entsprechend umworben werden. Andererseits sind sie darauf angewiesen dass sie als glaubwürdig, integer und kompetent wahrgenommen werden sonst sind sie bald ihre Abonnenten und damit ihre Einnahmen los.

    Das grösste Warnzeichen bei Neuveröffentlichungen ist mittlerweile wenn Gamekeys NICHT vorab an diese Leute verteilt werden.

  20. Meine schlimmsten Fehlkäufe haben mit Computerspielen zu tun, ohne selbst welche zu sein:

    1. Ein Kumpel hat mal ein Wochenende keine Zeit im (lokalen) Netzwerk zu spielen plus Übermut durch ersten Lohn: Kauf ich mir doch mal eine Konsole. Alle stehen doch auf den Kram (die stehen im Gegensatz zu mir, aber auch auf Rennspiele, Flugsimulatoren, Jump and Run, Adventures oder Sportspiele usw.).
    Tja, also meine Gesamtspielzeit auf der Playstation 1 liegt bei einem beschämendem Verhältnis zum Neukaufpreis. Ins Kino gehen wäre wohl günstiger gewesen. Immerhin hat Mortal Kombat etwas Spaß gemacht.

    2. Kauf einer Box, deren Inhalt verspricht mich in kürzester Zeit zum Programmierer meiner eigenen fantastischen Spiele zu machen.

    -.-„

  21. Ist schon klar dass diese Leute mittlerweile von der Industrie als sogenannte „Influencer“ identifiziert worden sind und entsprechend umworben werden. Andererseits sind sie darauf angewiesen dass sie als glaubwürdig, integer und kompetent wahrgenommen werden sonst sind sie bald ihre Abonnenten und damit ihre Einnahmen los.

    Die werden auch nur von den Publishern bezahlt. Allerdings nicht direkt und offiziell – denn das müßten sie nämlich bei YouTube offenlegen, was die ganze Scharade witzlos werden läßt – sondern über den Geldwäsche-Umweg „Patreon“. Solchen Leuten habe ich auch geglaubt, als sie XCOM 2 beworben haben und bin dementsprechend reingefallen.

    Nein, ich gucke keine Werbefilmchen mehr, egal wer die macht. Spielbare Demos bitte! Die von Doom4 war sehr aufschlußreich.

  22. Legendary.

    Es deutete sich eigentlich schon an, dass das Scheiße werden würde. Aber ich wollte einfach, dass es gut wird. Kinder, die was wollen…tja, das hat wirklich weh getan. Da muss ich an den Spruch zu Outlander weiter oben denken: „Nach ein paar Minuten peinlich berührt abgebrochen.“

  23. Bin ich etwas komisch, weil ich noch nie ein Spiel zum Vollpreis oder gar zum Release gekauft habe?
    Oder einfach der erklärte Erzfeind der Marketingleute?

  24. Du bist ein Konsum-Terrorist, der ganz bewusst diese unsere freiheitliche Wirtschaftsordnung durch Konsumzurückhaltung zerstören will. Wart nur, Deine IP habe ich schon gemeldet 🙂

  25. Pass bloß auf Anonymous, das hat er bei mir auch schon gemacht. Dann steckt man dich in ein EA-Bootcamp solange bis du dich darüber freust Battlefield mit SeasonPass und Premium-Mitgliedschaft zu erwerben 😉

  26. Oh Gott, wie ausgiebig ich mich damals mit diesem Spiel vergnügt habe. Tag für Tag und habe ebenfalls einfach alles Toll gefunden auf dem irgendwas mit StarWars stand 😀
    Toller Beitrag.

  27. Was hatte ich mich auf dieses Spiel gefreut! Dann bekam ich es geliehen… und habe es nach 2h in die Ecke gefeuert. Was für ein sch* Spiel, auch der SW-Bonus konnte das nicht raushauen. 😉

  28. Hey, so geht man aber nicht mit geliehenen Spielen um, selbst wenn sie shice sind 😛

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