Classy

Normalerweise kann ich mit dem kulturellen Phänomen von Let’s Plays und schnappatmenden Jungspunden, die voller Energie und Leidenschaft und oft genug in direkt umgekehrt proportionalem Verhältnis zu ihrem Wissen über Videospiele im Allgemeinen wie im Besonderen ihre Videos produzieren, nur wenig anfangen.

Sonderlich stören tut mich das aber auch nicht, weil … äh, wieso sollte es?

Von daher ignoriere ich der Einfachheit halber diesen Bereich unseres umfangreichen Hobbies. Bis auf die wenigen Ausnahmen, welche üblicherweise die Regel bestätigen. Keine Regel ohne Ausnahme und wenn eine Regel keine Ausnahme kennt, ist es logischerweise keine Regel 🙂

Eine dieser Ausnahmen ist Jim Fucking Sterling Son, Jim Sterling. Seines Zeichens lang gedienter Spiele-Journalist, Ex-Redaktionsleiter bei Destructoid, Freelancer für The Escapist und Kämpfer für eine bessere, schönere Spielewelt. Wider die Gier und Skrupellosigkeit der großen Majors, wider die Gier und schier unfassbare Inkompetenz kleingeistiger Küchentisch-Entwickler, für gute Spiele und faire Anbieter.

Jim Sterling befand sich seit über einem Jahr in juristischen Auseinandersetzungen mit einem Indie-Entwickler, der sein kümmerliches Brot damit verdient hatte billig zusammengeschluderte, abscheuliche Asset-Flips auf Steam einzustellen, deren Qualität in direkt umgekehrt proportionalen Verhältnis zur Streitlust und Unfähigkeit mit Kritik umzugehen, einher ging. „Ging“, weil Valve alle Spiele dieses Entwicklers aus dem Katalog entfernt hatte, nachdem der Entwickler meinte über 100 Steam-User verklagen zu müssen, die sich erdreistet hatten selbigen Entwickler für seine abscheulichen, greuslichen Asset-Flips zu kritisieren.

Der Rechtsstreit Romine (so heisst der Entwickler) vs. Jim Stanton (das ist Herr Sterlings bürgerlicher Name) ist gestern aussergerichtlich beigelegt worden. Der Kläger nimmt alle Vorwürfe zurück und verpflichtet sich, diese Vorwürfe auch nicht mehr in einem anderen Kontext gegen den Angeklagten vorzubringen.

Das ist ein Grund zur Freude, weil es nicht angehen kann, dass schmierlappige, charakterlich unterentwickelte Entwickler meinen mit der juristischen Keule jedwede Kritik an ihren üblen Machwerken kleinhalten zu können.

Aber weil Jim Fucking Sterling Son das hat, was viele seiner Branchen-Kollegen nicht haben, nämlich Class & Style, zelebriert er in seiner Stellungnahme zum Ende der Rechtsstreitigkeit keinen Freudentanz inklusive Häme und Schadenfreude in Richtung des Klägers, sondern … ja, lest es selbst:

A Statement Regarding Romine v. Stanton’s Dismissal With Prejudice

Thank God for him!

5 Kommentare zu „Classy

  1. Ist wie in allen anderen Bereichen: Integrität kann man sich nicht per Spin Doctor zuschneidern lassen, dass muss man UNABHÄNGIG NACHPRÜFBAR IMMER WIEDER SELBST unter Beweis stellen. Für Anwender der heutzutage beliebten alternativen Fakten ein Graus.

  2. Dass es hier überhaupt die Möglichkeit gibt, den Rechtsweg zu beschreiten, ist ein Unding… Gut, dass der Streit beigelegt wurde. 🙂

  3. Tolle Seite. Ich bin auch eine Senioren Gamerin 🙂 Guter Content wird hier geboten

  4. Dadurch, dass Steam seine Pforten nun immer mehr für Einmannentwickler öffnet, indem sie die zu bezahlende Gebühr Stück für Stück herabsetzen, tun sie sich selbst nicht unbedingt einen Gefallen. Der Fall, den du hier ansprichst, ist nur exemplarisch für die ganzen anderen zusammengeklauten Games, die dann für 99 Cent im Store verkloppt werden – zum Glück, dass es da Kritiker wie Jim Sterling oder John „Totalbiscuit“ Bain gibt, die dem entgegenwirken!

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