Es ist noch nicht sooooo lange her, schlappe 21 Jahre, dass der werte Herr Seniorgamer wie entrückt vor seinem schmierigen 14’’-Monitor saß und “Quake” gespielt hat. Stunden, Tage, Wochen. Rauf und runter. Zuerst die Shareware. Dann die Vollversion. Ein Jahr später erschienen die beiden Mission-Packs. Vor allem “Scourge of Armagon” hatte mich vom Hocker geblasen, dessen Leveldesign auch nach 20 Jahren noch zu überzeugen weiß.
Die Jahre gingen ins Land, eigentlich nicht viele, im extrem schnelllebigen Spielebereich aber eine halbe Ewigkeit, und Quake geriet allmählich in Vergessenheit. Nicht in spielekultureller Hinsicht, sondern eher in spielerischer Hinsicht. Ich habe irgendwann vergessen, wie man Quake spielt. Also nicht das grundsätzliche Vorgehen mit Strafen und Ballern und so. Sondern das spezielle Vorgehen.
Wie schaffe ich diese eine Map? Wo sind die nötigen Power-Ups? Wo sind die Secrets mit den nötigen Power-Ups? Wann setze ich ein Power-Up sinnvoll ein? Welche Waffe setze ich gegen welchen Gegner effektiv ein? Wann (!) setze ich welche Waffe ein? Wo stehen welche Gegner? Bei welchen Gegnern verwende ich eher suboptimale Waffen, um Munition für andere Gegner zu sparen?
So ziemlich alles vergessen.
Was ja nicht schlimm ist, macht das erneute Spielen nach langer, langer Pause doch wieder mehr Spaß, oder? Oder nicht?
Prinzipiell und auch tatsächlich macht es wieder Spaß Quake Stück für Stück, Grunt für Ogre, Vore für Spawn wieder zu entdecken. Gut, auf die letzten beiden kann ich gerne verzichten, meine damalige Abneigung gegen diese fiesen Drecksäcke von Gegner habe ich auch wieder entdeckt.
Was ich zudem entdeckt habe, war etwas ernüchternd. Ich habe entdeckt, dass ich keine Geduld mehr mit fiesen Passagen habe. Vor allem das Leveldesign von Episode 4 oder des zweiten Addons ist mit Spielerbestrafung im Hinterkopf entworfen worden. Du wirst bestraft, wenn Du den Level nicht gut genug kennst. Du wirst dafür bestraft nicht die ideale Waffenselektion für jede Ecke und jeden Korridor zu kennen. Du wirst dafür bestraft nicht jede verf… Falle in- und auswendig zu kennen und wie man sie umgeht, überlistet. Du wirst dafür bestraft, wenn Du meinst Du das Spiel mit dem Casual-Feierabend-Mindset eines erschlafften Schreibtischtäters bezwingen zu wollen.
Dabei ist Quake nicht unfair. Jede Stelle ist bezwingbar. Du brauchst nur Geduld und Ausdauer, bis Du jede Stelle in- und auswendig kennst und den nächsthöheren Schwierigkeitsgrad wählst … um dort wieder von vorne bestraft zu werden!
Heutige Shooter sind einfach(er). “Einfach” ist dort wirklich “einfach”. Wer nur gemütlich ein paar Runden ballern will, der kann das tun ohne alle zehn Sekunden mit einem rostigen Nagelstock gesäßpenetriert zu werden.
Quake bot und bietet diesen Luxus nicht. Ist das Spiel zu stark, bist Du zu schwach.
Ich respektiere das.
Quake war deutlich (!) schwerer als Doom, war schwerer als die Konkurrenz von 3DRealms. Man musste hier richtig ranklotzen.
Damals™ war das auch in Ordnung. Damals hatte ich die Muße stundenlang Map für Map zu spielen, bis ich den für mich idealen Pfad gefunden hatte. Oder ich zumindest gut genug war, um das Ende, wenn auch halbtot, ohne Godmode zu erreichen.
Heute will ich das nicht mehr. Ich könnte schon, aber ich will nicht mehr. Ich habe die Muße nicht mehr.
Was nicht schlimm ist. Überhaupt nicht. Godmode anwerfen und Spaß haben. Weil ich ein alter Sack bin, der sein Selbstwertgefühl nicht mehr darüber definiert, wie “gut” er in einem Videospiel ist 🙂
Quake ist eine Reise in die Vergangenheit wert. Nicht nur in die Vergangenheit des Shooter-Genres, sondern vor allem in die eigene Vergangenheit. Die nur läppische 21 Jahre zurückliegt und sich dennoch anfühlt, als ob Jahrhunderte vergangen wären. War mein Leben, war ich so sehr viel anders?
Ja. Es war anders. Nicht besser, nicht schlechter. Nur anders.
Anyway, “Quake Epsilon” (auf Basis der Darkplaces-Engine) hilft gegen potentiellen Augenkrebs, sowie akute Fingerverknotung und sorgt für schönes Bildmaterial.
Quake! Fit für die nächsten zwanzig Jahre. Sag ja und tritt ein …
PS: Ich hoffe ja schwer, dass ich im Rentenalter mit Quake und Co. meine Finger und mein Gehirn fit halten kann. Deathmatch gegen die jungen Pfleger würde ich zwar nicht riskieren wollen, aber so unter sich … eine Stunde Quake täglich hilft bestimmt gegen irgendein Zipperlein, welches uns ohne Quake plagen würde 🙂
Ja, auch bei mir ist die Frusttoleranz nicht mehr wie früher. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob eher das Alter oder doch die Gewöhnung an neuere Spiele mit seichten Schwierigkeitsgrad dafür verantwortlich sind.
Interessanterweise erfreuen sich Games mit knackiger Härte und erhöhtem Frustpotential seit einiger Zeit ja immer größerer Beliebtheit. Man denke nur an die Souls Reihe oder ganz neu Metroid: Samus Returns für den 3DS.
Wie auch immer, ich muss mir wohl eingestehen, dass heutige Spiele auf normalen Schwierigkeitsgrad mir angenehm entgegen kommen und gleichermaßen fordern und unterhalten. Aber so hin und wieder mal, da kitzelt und reizt es mein Gamer-Ego doch noch so sehr, dass ich mich gerne auch den sperrigeren, weniger stromlinienförmigen Biestern von Games stellen möchte 🙂
Nachdem ich einst an meinem schmierigen 14 Zöller Doom von Disketten installierte habe ich mich gerade an DOOM 2016 versucht (gegen den Download mit DSL2000 ging das früher übrigens ratzfatz, eine Woche logistische Datenverkehrsplanung).
Schön auf Easy, die Frusttoleranz ist bei mir auch nicht mehr so hoch. Und was soll ich sagen? Es ist bislang einfach zu Easy. Ich merk mir die Healthpacks, ich merkt mir die Ammopakete, ich strafe aime und baller Gore-katapultierend durch die Gegnerhorden…aber der eigene Körper schwächelt. Links fängts nach 20 Minuten an in den Fingern zu kribbeln, rechts wird der mausführende Unterarm krampfig. Verdammt 😀
Geiler Beitrag! Gott, wie habe ich Quake geliebt, Doom war natürlich auch ausgesaftet worden bis zum Anschlag, aber Quake war echtes 3D und hatte Physics! Was noch dazu kam, bei meinem 486ér hat alles wie die Sau geruckelt, ich war gezwungen das Fenster zu verkleinern, aber egal, Hauptsache QUAKE! Dann dieser ausgesprochen herrliche Splatter-Effekt, mit richtigen Polygon-Brocken und diesem fies geilen Blut-Gegurgel Geräusch, 1A! Der Sound von NIN war auch genau meine Kragenweite. Nach ein paar Wochen der Erscheinung von Quake im Handel, war es auch schon verboten, was wollte man mehr?
Mit Quake habe ich mein erstes Multiplayer im Internet erlebt, bei ca. 300+ Ping. Sprich Rockets 100 m vor den nach links rennenden Gegener und mit etwas Glück „Gore“ 🙂 War alles noch purer Underground für echte Freaks, jeder „Normali“ hat rein gar nichts kapiert, warum das einfach extrem geil war.
Zur Zeit zogge ich gerne mal die Arcane Dimensions Mod (Quakespasm). Irre schön und mit 100 % liebe zum Detail gemacht, absolut zu empfehlen. Natürlich in 2560×1140. Das Original kenne ich einfach schon in und auswendig.
(hier zum anguggn: https://www.youtube.com/watch?v=R6u8S7jau88)
Zuguterletzt kann ich auch Quake Champions empfehlen (und nein, trotz Heldensystem hat das nichts mit Overwatch gemein!). Trotz meiner 49 Jahre auf meinem krummem Buckel, macht es einen Heidenspass, junge, spritzige Noobs zu klatschen. Denn dort wo meine Reaktion nachlässt, weiß ich dafür, wie ich den PC abstimmen muss, damit eine extrem kleine Latenz erreicht wird (+ Fastpath). Zudem bin ich immer noch die dreckige Rail-Bitch von früher…hahahaha!!
Quake ist tot, es lebe Quake!
DAS ist Quake? Heilige Sch…! Danke für den Hinweis 🙂
Ich habe mich mit Doom, Quake oder den anderen Ego-Shootern kaum anfreunden können. Trotzdem mache ich heute dieselben Erfahrungen. Ich habe letzte Woche mal wieder Prince of Persia gespielt und war nach ca. 1,5 Stunden so entnervt, dass ich den Rechner runtergefahren habe, ohne auf offene Dokumente zu achten. Die Frustgrenze ist definitiv niedriger als früher. Aber irgendwann machen Geist & Körper eben nicht mehr alles mit. Bei Wolfenstein 3D, hatte ich schon früher immer Probleme mit leichter Übelkeit. Die ist heute weg oder ich halte nicht mehr so lange durch, bis mir übel werden könnte:)
Geist und Körper können schon noch mitmachen. Zwar lassen mit dem Alter Reflexe nach, aber es kommt ja bei so ziemlich allen Spielen nicht so sehr auf Reflexe, sondern auf Ausdauer und Auswendiglernen an. Wer stur und nicht ein hoffnungsloser Grobmotoriker ist, der kommt in allen SP-Spielen bis ans Ende. Gerade das in GidGud-Kreisen so hochgejubelte Dark Souls ist sogar kinderleicht, wenn man nur lange genug geübt hat und die Angriffsmuster und das Auftreten aller Gegner kennt.
Auch in einem MP-Shooter kann man als alter Sack noch bestehen, wenn man min. die gleiche Zeit in das Spiel investiert wie „damals“, als man noch „gut“ war 🙂
Was uns zu früher aber fehlt, ist diese Ausdauer und Sturheit. Unsere Freizeit ist begrenzt und unser Kopf ist angefüllt mit all den tausend Dingen, um die wir uns kümmern müssen. Wir sind keine Schüler, keine Studenten mehr. Unsere einzige Hoffnung ist die Rente 😛
@Harzzach
Hier der Link zum Modder + Dateien + Insta-Anleitung:
http://www.simonoc.com/pages/design/sp/ad.htm
Ich konnte mich mit Quake nie anfreunden und habe weiter Doom, Tomb Raider und Duke3D gespielt. Ich mochte weder Quakes Artwork noch das klobige Polygon-Design. Vom Soundtrack habe ich nie was mitbekommen, da ich nur Shareware hatte.
Zum Thema Geduld: Ich bin immer noch gern bereit, mich in die Mechaniken zeitgemäßer Spiele einzuarbeiten. Auch heute beende ich im mittleren Alter noch Kampagnen mit 30-50 Stunden Gesamtdauer, die ja zumindest zum Ende auch mal knackig schwierig werden. Die Zeit ist da kein Problem, dann verteilt sich das Ganze halt über ein paar Wochen (oder Monate) mehr als früher. Man frißt nicht mehr die Menge Spiele wie früher.
Allerdings (erneut) zu lernen, wie man Dekaden alte Spiele spielt, der Ofen ist für mich aus. Nach dem Retro-Hype des vergangenen Jahrzehnts ist mein Pensum an verpaßten Klassikern langsam aber sicher aufgebraucht. Es half auch nichts, daß zwischen drin immer mal Titel waren, die zwar von einer geradezu fanatische Fangemeinde in den Himmel gelobt werden, aber an neutralen Maßstäben gemessen einfach richtig schlecht sind, sobald man selbst die Pubertät verlassen hat („Vampire The Masquerade: Bloodlines“). Und es wird auch nicht besser durch die mittlerweile vielerorts auftauchenden „originalgetreuen“ Remakes von Sachen, die ich nie gespielt habe: Da komme ich von einem Steam Free Weekend auch schon mal kopfschüttelnd zurück: „Hat schon seine guten Gründe, warum man das heute nicht mehr so macht.“
Sobald die Nostalgiebrille fehlt, weil man mit einer bestimmten Marke keine juvenilen Erinnerungen verbindet, kann vieles den Maßstäben eines mittlerweile entwickelten Mediums nicht mehr wirklich standhalten. Ganz unabhängig von Reflexen oder persönlichem Zeitbudget.
Hach ja Quake, das war für mich der Titel mit dem ich gelernt hab Shooter mit Maus und Tastatur zu spielen und nicht wie vorher Doom, Wolfenstein oder den Duke nur mit Tastatur…Aber ich hatte sie alle durch, trotz keyboard only 😛
Geht mir ganz genauso. Wobei ich auch nicht sagen könnte, woran es liegt. Das neue Doom hab ich auf Ultra Violence gespielt und fand mich angenehm herausgefordert, ohne in Stress zu geraten. Und dass sowohl auf dem Rechner mit M/T, als auch auf der Konsole mit Gamepad; was ich nun gar nicht erwartet hätte.
Andererseits habe ich mit zum Beispiel mit den Spielen der Oddworld-Reihe so gar keine Geduld mehr, da ist mir dann die Zeit einfach zu schade. Wenn ich will, dass mich jemand in den Boden stampft, spiel ich inzwischen lieber mit meiner 6-jährigen Nichte eine Runde Memory. 😀
Deshalb bin ich wohl auch kein Fan dieser Roguelikes, die seit ein paar Jahren wie Pilze aus dem Boden schießen, schon gar nicht, wenn sie mit einem unfairen RNG oder ähnlich dämlichen Spielerbestrafungsmechanismen verbunden sind. „Halfway“ zum Beispiel fand ich eigentlich super, aber die Entwickler meinten wohl, dass es eine gute Idee sei; Kämpfe aneinander zu reihen ohne dem Spieler Zeit zum erholen und aufmunitionieren zu geben. Rechnet man dann noch hinzu, dass bei einem Sniper eine Trefferwahrscheinlichkeit von 90% bedeutet, dass er wahrscheinlich 9 von 10 Schüssen selbst aus Kernschussnähe vergeigt… nee, danke.
Vielleicht liegt es einfach auch daran, dass ich vor 21 Jahren noch relativ ungestresst durch das Leben marschiert bin. Wenn ich heute von Arbeit komme (Krankenpfleger auf Radio-Onko), dann hab ich oft einfach keinen Bock mich auch noch von einem Spiel stressen oder gar für dumm verkaufen zu lassen.
Doom 2016 ist da eigentlich gerade richtig. Man kommt in so einen schönen Flow, man rennt, schießt, reisst Dämonen die Rübe vom Stamm und kann dabei sogar die Gedanken treiben lassen. Fast schon ein wenig meditativ.
Kann es sein, dass es auch „schon“ mit 30 anfängt (wenn man VZ arbeitet nebst den anderen Verpflichtungen)?
Zu 66-80% wähle ich noch normal, sonst easy. V.a. weil letzteres schneller durchs Spiel geht oder wenn ich die Story/Umgebung mehr genießen will.
Wobei normal meist nach wie vor das Easy früherer Games bedeutet (bin mit Tomb Raider 1, Dark Projekt) aufgewachsen.
Bei mir als RPG-Spieler ist weniger als der Schwierigkeitsgrad eher die teils überbordenden Lore das Problem – Wissen, was mir im Leben nicht weiterhilft. Die Speerspitze dessen bildet natürlich The Elder Scrolls (Morrowind, Oblivion, Skyrim). Wären soo geile Spiele, aber da hat wirklich jedes Ding von der Zeit, Geschichte & Co ihre eigenen Bedeutung. Verstehst du eine, kommen drei neue dazu.
Selbst Gothic ist da schon an der Grenze.
Es ist einfach geil sowas zu lesen…ich habe selbst das Spiel zwar nicht gespielt mir jedoch so viele Videos angeschaut. Wenn ich hier lese das vor 21 Jahren schon Leute permanent gezockt haben, schlägt mein Herzchen gleich höher. Freue mich weiter Beiträge hier zu lesen 🙂