Das Gute vorne weg:
- Hochwertige, sehr gute Produktionswerte.
- Vielversprechende Ansätze bei den Charakteren.
Netflix’s „Lost in Space“, das Remake der alten Serie aus den 1960ern, kleckert nicht, sondern klotzt mit sehr hübschen und bisweilen atemberaubenden Schauwerten. Effekte und Ausstattung, Anzüge, Fahrzeuge, Cockpits, das sieht alles gut und hochwertig aus. Dass „Robot“ nach der Pilotfolge leider nicht mehr dieses atemberaubende, vogelhufige, vierarmige Klingen-Design aufweist, sondern aus nachvollziehbaren, aber enttäuschenden Budget-Gründen dann nur noch ein klar erkennbarer Statist im Cosplay-Outfit ist … gut, man kann nicht alles haben.
Und fern jedweder betulicher Familienharmonie (Papa, Mama, Kind), wie sie in jedem konservativen Politikentwurf vorkommt, ist die Famlie Robinson hier leicht dysfunktional und zerstritten und auseinandergelebt und seltsam und voller kleiner Sticheleien und Eifersüchteleien und überhaupt. Also eine ganz normale Familie. Denn so wie es die Figur des Don West in einer Folge sagt: „Ihr Kolonisten glaubt einen neuen Anfang zu machen und trotzdem nehmt ihr doch Euren ganzen Ballast von der Erde mit!“. Daher sticht Dr. Smith als „böser“ Protagonist leider nicht mehr ganz so hervor, aber Parker Posey spielt die Rolle mit einem sehr überzeugenden und beunruhigenden, soziopathischen Egoismus. Weniger ein überzogener „Haha, ich bin der Böse“-Charakter, sondern einen Charakter, von dem jeder sagt, dass sie doch immer so nett und freundlich war und man sich gar nicht vorstellen könne, dass sie all die Dinge getan hat, die man ihr vorwirft …
Der Hintergrund der Handlung, warum überhaupt all der Aufwand mit der Besiedlung fremder Welten, wird lange nur sparsam angedeutet und kaum explizit erwähnt, weil es den Charakteren in der Handlung natürlich klar ist, warum sie hier sind und Selbstverständlichkeiten nicht alle fünf Minuten ausgesprochen werden. Rede nicht darüber, zeige es! Diese Grundregel des Filmemachens, welche so verdammt oft selbst in eigentlich guten Werken gebrochen wird, wird hier konsequent durchgezogen.
Die Ansätze sind gut, die Kiddies aka eigentlich Teenager meistens erfreulich unnervig und obwohl „Lost in Space“ ganz klar eine positive, bisweilen heitere Familienserie sein will und kein düsteres SF-Epos a la „The Expanse“ oder „Altered Carbon“, so stelle ich nach der ersten Episode fest, dass ich gerne weiterschauen möchte. Nur um nach der vierten Folge entnervt vor dem Bildschirm zu sitzen.
Vielleicht bin ich gerade etwas empfindlich für Detailfehler und logische Inkonsistenzen, aber in „Lost in Space“ stecken so einige. Bereits in der ersten Folge droht ein eionem Eisloch feststeckender Charakter durch einsetzenden Regen wieder zu zufrieren. Anstatt das DIREKT NEBEM DEM LOCH stehende Zelt zu nehmen und ÜBER das Loch zu stellen, wird erst panisch mit kleinen Zahnputzbechern Wasser aus dem Loch geschöpft und dann hilflos zugesehen, wie das Loch wieder zufriert. Während man im Hintergrund das Zelt sehen kann. Und nein, die Robinsons sind keine Otto-Normal-Familie, die halt panisch wird. Das sind geschulte und geprüfte Kolonisten mit Survivalerfahrung. der Vater sogar ein Army-Mitglied.
Dann fragt sich jeder, wie denn wohl eine weitere, schwerverletzte Überlebende heisst, weil sich diese in Koma befindet. Eine Folge zuvor sehen wir, wie sich die Figur des Dr. Smith einen biometrischen Chip besorgt und sich damit Zugang zum Kolonistenschiff verschafft und auf dem Schiff entsprechende Zugangskontrollen klärt. Auf die Idee, diesen Chip auszulesen, kommt an Bord eines ansonsten hervorragend ausgestatteten Kolonisten-Beibootes niemand.
Treibstoffschlürfende Alien-Aale finden sich plötzlich in allen (!) gelandeten Beibooten, sogar in denen, die ganz normal auf dem Trockenen (!) gelandet sind. Dass diese Alien-Aale sich auch durch dickes Packeis fressen können, nehme ich einfach mal als ausserirdische künstlerische Freiheit hin, das simultane „Oh, auch unsere Treibstoffreserven sind „getrunken“ worden“ eher nicht. Gut, diese Tiere können wohl auch fliegen. Und sich durch harte Polycarbon-Schiffshüllen bohren. Und Stepptanzen.
Die Robinsonteenager bekommen mit, wie aus einer angeblichen Notfallübung eine richtige Katastrophe wird, mit brennenden und explodierenden Trümmern des Hauptschiffes, die beinahe ihr Beiboot, die Jupiter 2, zerstören. Sie sehen, wie diese Trümmer rauchend und brennend um sie herum auf dutzenden Quadratkilometern vom Himmel regnen und aufschlagen, sie selbst gerade so mit dem Leben davon gekommen. Sie wissen, dass hier gerade viele, viele Menschen gestorben sind. Nacheinander erfahren sie, dass „Robot“ für diese Katastrophe verantwortlich war, er nicht immer der freundliche Helfer war, sondern ein ausserirdischer taktischer Offensivdroide, der zudem Dutzende von Kolonisten und Besatzungsmitglieder beim Entern des Schiffes erschossen hat. Was machen sie, nachdem sie davon erfahren? Will, dem Jüngsten, dabei helfen Robot zu verstecken, damit ihn die Eltern oder andere Kolonisten nicht finden. Weil Robot jetzt ja ein „Guter“ ist und nur helfen will. Aber danach sagt man es den Eltern. Doppelschwör.
*seufz*
Ja, ich schaue mir den Rest auch noch an. Schauwerte und so. Aber ich muss mein Hirn dafür stärker betäuben als gedacht, um großzügig über diverse Nicklichkeiten und Handlungslöcher hinwegsehen zu können.
Witzig dass dieser Satz nach einem Satz über Detailfehler auftaucht: „Bereits in der ersten Folge droht ein eionem Eisloch feststeckender Charakter durch einsetzenden Regen wieder zu zufrieren.“ 😀
Ich bin erst bei der 2. Folge und auch wenn ich die grundlegende Thematik interessant finde, fehlt mir die Spannung. Als eine der Ursachen sehe auch auch die Logikfehler die ich bisher bemerkt habe. Generell kann ich mit einem düsteren Setting auch viel mehr anfangen als mit dem was bei Lost in Space bisher geboten wird. Wirklich schlecht ist die Serie bisher allerdings nicht und auch ich werde weiter am Ball bleiben, aber Altered Carbon z. B. ist deutlich fesselnder.
@Fipptehler:
Ja, das kommt immer davon, wenn man den Satz gedanklich bereits dreimal umgebaut hat, die Finger aber immer noch die Wortfolge vom ersten Entwurf ausführen 🙂
@Serie:
Eben die letzte Folge gesehen. Schwülstige, ausufernde Dialoge in Situationen, wo es eigentlich auf jede Sekunde ankommt und mit dem Holzhammer in die Handlung geprügelte Dramatik samt der millisekundengenauen Rettung aus dem Nichts. Die letzten paar Folgen waren ja eigentlich ganz nett, aber das hier war so ein Downer …
Müssen Familienserien eigentlich immer strunzdumm sein? Muss eine Serie, in deren Mittelpunkt eine Familie aus rational-logisch erzogenen Ingenieuren, Medizinern und anderweitig talentierten Mitgliedern besteht, peinsames DeusExMachina und Plotlöcher von den Ausmaßen einer Galaxis enthalten? Wieviel Bier muss ich denn noch trinken, um mich an sowas ohne Gewissensbisse ergötzen zu können? 🙂
Irgendwas stimmt nicht. Mein längerer Kommentar wird nicht angezeigt.
Ich hatte mich zwar auf die Serie gefreut, war aber von Anfang an enttäuscht. Die ersten 2 Folgen sind extrem langatmig, voller schlechter Dialoge und sehr convenient Plot Points, die plötzlich die Situation retten. Auch die „Science“ kommt direkt im Pilot zu kurz. Magnesium muss man nicht entzünden, es reagiert heftig mit Wasser / Eis.
Am meisten haben mich aber die Charaktere genervt.
Alle Frauen in der Robinson Familie sind „bossy“, arrogant und unfreundlich, mit dem Befehlston eines Drill-Sergeanten und der Empathie eines Steines.
Der Vater wird ständig schlecht behandelt und auch später kommandiert Penny den Pseudo-Boyfriend herum und behandelt ihn wie Abfall.
Es nervt und erst gegen Ende der Staffel wir es ein wenig besser.
Die einzigen Charaktere die nicht nerven sind Will, Don West und und der Robinson-Vater.
Auch die „böse“ ist nervig. Gegen Ende gelingt es der Serie noch, Will als Charakter zu beschädigen, obwohl er eigentlich recht häufig glaubhaft als symphatisches und clevereres Kerlchen rüberkommt.
Es ist die einzige SF-Serie bisher, wo ich regelmässig über Szenen und Dialoge vorgespult habe, weil ich sie nicht ertragen konnte.
Schade, ohne diese feministische Agenda wäre die Serie auf jeden Fall besser gewesen. Auch das Judy eine „Schwarze“ ist, in einer weissen Famile wird nirgendwo erklärt. Hat man da irgendwelche Diversity-Quoten einhalten wollen? In den ganzen 10 Folgen wird darüber EIN Satz verloren.
Daran, dass ich mir alle 10 Folgen angetan habe, sollte man merken, dass ich der Serie wirklich eine Chance geben wollte, aber sie macht es einem nicht leicht. Unsymphatische Charaktere, Plot-Lücken, übertriebene feministische Agenda, Fehler in der „Wissenschaft“ und nervige Längen, machen diese neue Serie zu einem Geduldsspiel.
Mehr als einmal sass ich da, habe mit den Augen gerollt oder gesagt / gedacht:“Echt jetzt?“.
6/10, mehr ist echt nicht drin, trotz der guten Visuals.
Ich hoffe Staffel 2 wird besser.
Nun, der Vater hat ohne Rücksprache freiwillig nochmal Militärdienst geleistet, weil er sich von seiner Frau entfremdet hatte und er von zu Hause geflohen ist. Dass die Kinder das nicht wirklich toll fanden und daher entsprechend allergisch auf ihn reagieren, ist eigentlich ausführlich gezeigt worden.
Die „Hautfarbe“ Judys wurde auch erklärt, sie ist die Tochter aus einer früheren Beziehung der Mutter.
Von daher kann ich da nix von „Agenda“ und anderen Verschwörungstheorien erkennen. Vielleicht doch nicht alle Dialoge und Szenen überspringen, auch wenn’s manchmal schwer fällt dem Getue zu folgen? 🙂
Habe ich doch gesagt, es gab einen Satz darüber, irgendwo in Folge 6 oder 7. Ich fands ein wenig spät. Aber nicht so wichtig.
Von VT habe ich nicht gesprochen, aber wie die Robinson-Frauen mit den Männern umgehen, KANN einem eigentlich nicht verborgen bleiben.
Der Typ den Penny aufgabelt, hör dir mal die ersten Gespräche an, ich hätte direkt dort die Reissleine gezogen. Daher auch meine zusätzliche Vermutung diversity Agenda bezüglich Judy.
Man sollte zur Bewertung dieser Punkte eher die momentane amerikanische / kanadische kulturelle Landschaft heranziehen, das gibt einem den besseren Kontext.
Egal was und ob was dahinter steckt. Unsymphatische weibliche Charaktere, egal aus welchem Grund, sind keine gute Basis. Sind einem die Leute egal, ist einem was passiert egal.
Ich weiss sehr wohl, dass der Vater freiwillig weiter im Einsatz war, aber erstmal geht grade die Welt unter und zweitens war die Ehe schon am bröckeln. Es gehören immer zwei dazu und Ms. Robinson ist da keineswegs unschuldig, aber es dauert bis kurz vor Ende Staffel 1, dass Frau Doktor das einsieht und Papa gibt sich ja nun wirklich viel Mühe.
Aber egal, sicher kann man das ignorieren, wenn die Serie nicht an so vielen anderen Dingen kranken würde.
Ich habs mir auch übers Wochenende großteils angeschaut. Die erste Folge ist grauenvoll, ich hätts beinahe abgebrochen aber irgendwas in mir sträubt sich wohl Discovery weiterzuschauen.
Danach wirds besser aber über Mittelmaß kommts nicht hinaus. Wissenschaftlich auf Comic-Niveau (zB. ein mehrere Meter tiefer Teich der in sekundenschnelle zufriert ohne daß es sichtbar kälter wird) unerklärte Plot-Punkte wie daß Will die Gedanken des Roboters lesen kann und umgekehrt und billige Effekte (in einer Großaufnahme sieht man einen fremdartigen Baum, in der nächsten( Weit-)Aufnahme endlose Fichtenwälder).
Immernoch krank alter Mann? Gute Besserung!
Die Netflix-SciFi-Produktion „Auslöschung“ fand ich ganz nett, auch wenn hier auch oft die Hand vor die Stirn klatscht.
Sagen wir so, nicht mehr krank geschrieben. Gesund ist aber was anneres …
„Auslöschung“ war nicht fehlerfrei, aber in seiner Prämisse und Umsetzung gut und faszinierend genug, um über Fehler hinwegsehen zu können. Hier bekam ich aber jedes Mal fast einen Anfall, wenn seitens des Drehbuches auf innere wie äussere Logik geschissen wurde.
Gut das ich nach der ersten Folge abgeschaltet hab, so ein Schund. Die erste Folge hatte alles das, was ich an Unterhaltungsserien verachte.
Noch besser wäre gewesen, wenn ich meinem ersten Impuls gefolgt wäre und gleich nach 5 Minuten abgeschaltet hätte…da war mir schon klar wohin die Reise geht…
So jetzt guck ich mir mal wieder „Lost in Space“ den Film an, der war zwar auch kein Oscar Kandidat…aber der kam wenigstens noch ohne den unterschwelligen Müll aus.
(nur persönliche Meinung, wer mit der Serie Spaß hat, dem sei’s von meiner Seite selbstverständlich gegönnt)
Glücklicherweise wie ich gerade sehe, kann man sich mit The Expanse Season 3 seinen Sci-Fi fix holen, der zumindest meinem Geschmack entspricht…hach heut wird nochn schöner Abend 😀
Wie jetzt?
The Expanse Season 3 bei Netflix? Sicher?
Jetzt hast du mich so früh Morgens auf Arbeit aber kalt erwischt…
Das wär ja was…
Ah, ich seh gerade, Staffel 3 ist am 11.04. auf SYFY gestartet.
Puh, mach mich doch nicht so fertig, Junge…
Ich schaute auch gerade bei Netflix vorbei, ein wenig verwundert, dass die dritte Season schon jetzt kommen soll 🙂
Gut, ich könnte jetzt auch Torrents ziehen, aber ich habe eh genug zum Lesen, Schauen und Zocken, das eilt alles nicht mehr …
Recht hast du Harzzach, hätte es besser sein lassen und gewartet bis alle Folgen draussen sind, spart man sich unnötige cliffhanger und die Warterei auf die nächste Folge…hätte ich mir wie anno dazumals nen Torrent ziehen müssen, wäre es wohl auch so gelaufen.
…aber die HD stream sind nur einen Klick weit weg…und mein Geist ist zwar willig, aber mein Fleisch so schwach 😀
Eigentlich auch wieder gut, dass noch nicht alle Folgen draussen sind, die spärliche Freizeit der nächsten zwei Wochen war und ist schon reserviert für so Haus große Roboter Dingens, die sich rundenmäßig aufs Maul geben…huiuiui ist das mal wieder schön in Vorfreude zu schwelgen…
Diese Momente, die die letzten Jahre so rar geworden sind^^
@Chico: Auch Backer? 😉
ich warte auch schon Sehnsüchtig.
@Eno
Nur Fan von Battletech und von Rundentaktik/strategie, backen is bei mir so ein grundsätzliches Ding, ohne Sicherheiten gibts von mir keine Kohle, für nix…es sei den du erwischst mich grad mal, wenn ich die Spendierhosen an hab 😀
Ich hoffe aber GOG wird meine Kohle auch so am 24. nehmen haha^^
Wo wir bei SiFi Serien sind:Für Zeitreiseninteressierte: Habe grade eine Folge „Timeless“ angeschaut, und bisher sieht es ansprechend aus. Das ein oder andere Plotloch hat sich zwar schon aufgetan, aber wenn es um Zeitreisen geht passiert sowas ja schnell – bisher konnte ich es ihnen nachsehen damit die Story einfacher vonstatten geht.
Danke für den Hinweis! Bin ich auch schon aufmerksam geworden, war aber bislang etwas skeptisch. Also ruff auf die Merkliste und dann in einem halben Jahr reinschauen 🙂
Nach ungefähr 3/4 der Serie kann ich Sie weiterempfehlen. Ist kein Hit, allerdings solide Unterhaltung, die wenig falsch macht.
Man merkt ihr deutlich die amerikanische Herkunft an – was sich sowohl in gesellschaftspolitischen Themen wiederspiegelt die in den Fokus gerückt werden, sowie auch in den Ereignissen die durch die Zeitreise besucht werden. Kann manchen Personen sauer aufstoßen, mir hats gefallen, vor allem da beides durch die Story begründet wird. Negativ sind mir manche Charakterentwicklungen und einige Storybögen aufgestoßen, welche gefühlt ein wenig zu kurz gegriffen waren. Vielleicht fehlte hier Zeit, Budget, oder ich bin einfach verwöhnt.