Wenn die coolen Worte ausgehen

Als Bethesda vor ein paar Jahren das damals neueste Projekt der Arcane Studios als „Prey“ vorstellte, war klar, dass man dort gerade keine Lust hatte sich tage- oder gar wochenlang zuerst mit Ideenfindung und dann mit Markenrecherche bezüglich eines Namens für dieses Projekt abzumühen. Prey als Namen für ein Videospiel gehörte Bethesda bereits und weil man offenbar keine Lust mehr hatte, nach dem Destaster mit Prey 2 jemals wieder einen Nachfolger für das Spiel aus dem Jahr 2006 zu entwickeln:

„Hey, lass uns doch einfach den Namen Prey verwenden! Klingt cool, kurz, prägnant und wir brauchen keinen müden Cent mehr dafür ausgeben, weil uns die Marke schon gehört!“

„Yay, gute Idee!!“ *schnief* „Und jetzt Koks für alle!!“

Einige Zeit später stand man bei 3DRealms vor den gleichen Mühen, als man einen Namen für ein Retro-Shooterprojekt auf Basis der Quake 1-Engine suchte. Eigentlich hätte man dort ebenso Prey verwenden können, weil „Prey“ damals für 3DRealms entwickelt wurde, doch wenn man Jahr um Jahr viel, viel Geld in die frucht- und ergebnislose Entwicklung von „Duke Nukem Forever“ gesteckt hat, gehen einem allmählich die Optionen aus. Also wurden die Markenrechte an Prey verkauft, weil sich das Spiel gut verkauft hatte und man gutes Geld dafür bekommen konnte.

„Wie nennen wir das Spiel also? Wir nennen es … *trommelwirbel*:

… Wrath – Aeon of Ruin!“

Wow! Generic game title is very generic.

Ich sage nicht, dass das Spiel deswegen nichts taugen kann, vor allem, wenn es laut Trailer …

… ähnlich wie bei Ion Maiden, offenbar von erfahrenen Quake-Mappern und -Moddern erstellt wird.

Was bereits zu sehen ist …

… wirkt vielversprechend. Ich spüre ein nicht zu leugnendes Interesse durch die Panzerschichten meines Zynismus dringen.

Nein, mir ist in diesem Fall nur überdeutlich bewusst geworden, dass man nach knapp 40 Jahren Videospielgeschichte wohl durch ist mit knappen, kurzen und coolen Begriffen. Mehr gibt die englische Sprache nicht her. Und ob die Zuflucht zu anderen Sprachen viel hilft, wenn man ein Spiel zum Beispiel Mwindaji nennt, Suaheli für Jäger, ich wage es zu bezweifeln.

Obwohl, für „Pacific Rim“ hat Guillermo del Toro das deutsche „Jäger“ als Bezeichnung für die hochhausgroßen Mechs verwendet, weil „Mech“ bereits mehrfach besetzt ist. Hmm, vielleicht sollte ich doch in Wörterbücher Englisch – Suaheli investieren?

Wie auch immer, ich harre durchaus freudig gespannt der kommenden Dinge, sowohl was „Wrath“ als auch „Ion Maiden“ betrifft und werde mir angewöhnen müssen nicht ständig laut prustend Kaffee auf dem Monitor zu verteilen, wenn in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer mehr neue Spiele mit abgedroschenen, x-mal durchgekauten Begriffskombinationen angekündigt werden.

10 Kommentare zu „Wenn die coolen Worte ausgehen

  1. Kurze Googlesuche bestätigt, wir hatten als Spiele bereits „Fury“ (und „Furi“), „Hatred“, „Rage“ natürlich und jetzt auch „Wrath“. Frage mich wie lange es dauert bis man auf Titel wie „Not Amused“ zurückgreift.

  2. Email bekommen: [Neuer Eintrag] Wenn die coolen Worte ausgehen. Link geklickt, erste Worte gelesen: „Wrath – Aeon of Ruin“. Sehr laut gelacht. Danke! 😉

  3. Warum Kisuaheli? Gibt doch noch genug deutsche Begriffe, die für Spieletitel Verwendung finden könnten. 😉

  4. Als deutscher Muttersprachler muss ich bei „Zorn – Ewigkeit des Verderbens“ ja noch mehr lachen 🙂

    Swahili (wie man es korrekterweise nennt) hat den Vorteil, dass es cool klingt, ohne dass man weiß, was es letztendlich bedeutet. Die Gefahr, dass dann z.B. Kenianer in schallendes Gelächter ausbrechen, so wie das angeblich bei Vorführungen des Filmes „König Salomons Diamanten“ passiert sein soll, weil Statisten, die den Auftrag bekamen in einer Szene etwas „Exotisches zu sagen, sich vor laufender Kamera dann darüber beklagten, wie armselig sie von den Producern für den Job hier bezahlt werden, ist natürlich groß. Aber wenn die Japaner für ihre Mangas und Animes regelmäßig die deutsche Sprache verunstalten, sollte man nicht so kleinlich sein und jedem das Recht geben jede Sprache der Welt willkürlich zu verwenden. Einzige Bedingung: Es muss für Leute, die der Sprache nicht mächtig sind, cool klingen! 🙂

  5. Ja, das Problem hatte Heavy Metal bereits mit Bandnamen. Irgendwann waren die coolen Worte schon alle vergeben und man musste „Bandnamen-o-mats“ bemühen um sich was auszudenken. Auch da ist man irgendwann auf Fantasienamen und andere Sprachen ausgewichen.

  6. Genau wie die (norwegische) Band ‚Trollfest‘. Wir würden gerne deutsch singen weil es so schön hart klingt, aber können kein deutsch? Dann machen wir einfach trollspråk draus!
    Ein kurioser Mix aus deutsch, Englisch und norwegisch.

    Gibt ein schönes Cover mit Korpiklaani:

  7. Hehe, der erste Kommentar trifft es perfekt: „My liver failed twice before I even finished the song“

    🙂

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