Eigentlich war ich am Ende der letzten Season (Nummer 7) durch.
Hauptfiguren teleportierten instantan ganz Westeros rauf und runter, Zeit und Raum verkamen zu einem nebensächlichen, am besten zu ignorierenden Detail und anstatt ausgefeilter Dialoge und überzeugenden Charakterentwicklungen gab es nur oberflächliche Schlagworte und Charaktere als passive Beobachter einer hektisch durch lediglich sieben Episoden getriebenen Handlung.
Am Wochenende doch aus einem Impuls heraus alle bisherigen Folgen der aktuellen Season und dann das Finale angeschaut. Arg viel besser ist es nicht geworden (bezeichnenderweise war die beste Folge der beiden letzten Seasons (S0802) auch die mit Abstand ruhigste), aber es gab einige sehr nette Momente und einen halbwegs überzeugenden Schluss.
Klappe, Schluss, Aus! Endlich.
Alles in allem war und ist GoT natürlich großartige, erstklassige TV-Unterhaltung, die zum Schluss leider unter dem Konflikt zwischen Show-Runnern und HBO litt, wo erstere unwillig waren die Serie noch länger fortführen zu wollen und bereits 2017 aufhören wollten (Wie? ETWA NOCH HEKTISCHER?) und letzere ausdrücklich unwillig waren die Serie so früh zu beenden, wo doch kein Ende der Popularität zu erkennen war.
Die einzige Frage, die sich mir in diesem Kontext nun stellt: Wie geht es weiter als Freund epischer Fantasy?
- HBO will GoT-Prequels machen
- *yawn*
- Amazon möchte „Irgendwas mit Herr der Ringe“ machen
- Hmm, hmm, hmm … weiß nich
- Netflix will was mit dem Sapkowski-Witcher machen
- Hmm, hmm, hmm … abwarten
- Netflix will die Welt des Dunklen Kristall auf den Bildschirm bringen
- kein Remake, sondern, hahaha, ein PREQUEL zum Kinofilm
- *seufz*
- Amazon will das „Rad der Zeit“ in Schwung bringen
- Ok, erstes leichtes Heben der rechten Augenbraue!
- Netflix kontert mit einer Narnia-Serie
- Hrmpf, Geschmäcker und so.
- Und dann noch einige andere Projekte in diversen Planungstadien bei den diversen Streaming-Anbietern, zu denen ich vor allem deswegen nix sagen kann, weil mir die literarische Vorlage nicht bekannt ist
Sicher, anschauen, auch wenn es nur die erste Folge wäre, werde ich höchstwahrscheinlich alle. Vielleicht werden sich einige davon als richtig, RICHTIG gute Shows entpuppen. Dennoch hält sich meine Begeisterung in Grenzen. Obwohl ich, schaut man die aktuelle Lage an, aus dem Jubeln nicht herauskommen sollte.
Fantasy-Serien gab es schon lange vor Game of Thrones, aber meist von eher unterdurchschnitlicher Qualität, weil ein begrenztes FX-Budget konträr zu den phantastischen Welten stand, die nur in der Vorstellungswelt der Menschen zu existieren brauchten. Von daher sollte ich froh sein, dass GoT einige Dämme gebrochen und gezeigt hat, dass hochwertig produzierte Fantasy-Serien durchaus kommerziell erfolgreich sein können. Ich sollte froh sein, dass der Kampf der Streaming-Anbieter um Zuschauer zu einer irren Investitionsflut geführt hat, wo Projekte wie z.B. Amazons „Wheel of Time“ plötzlich sehbare Realität werden, anstatt jahrzehntelang wie Sauerbier herumgereicht zu werden, weil niemand die Kosten dafür stemmen wollte. Jetzt will man!
Nein, jetzt MUSS man. Die Streaming-Anbieter müssen klotzen, wenn sie in vertretbarer Zeit entsprechende Marktanteile sichern wollen. Wer zu langsam ist, wer zu knauserig ist, muss später viel Geld für teure Lizenzen zahlen, was kein Investor mit etwas Verstand will. Der Streaming-Hype hat zudem noch nicht einmal den Höhepunkt erreicht, so dass der letztjährige Hinweis von Steven Erikson, Autor der Malazan-Saga, sein Agent würde sich angeblich in ernsthaften Gesprächen mit Netflix Canada befinden … nun, wie soll ich sagen, HIER hat mein Herz wirklich einen heftigen Hüpfer getan.
Aber nur kurz. Um die malazanische Welt adäquat zu verfilmen, müssen immense Kosten gestemmt werden. Das ist nicht nur hier und da mal ein Drache oder ein paar Untote, hier wird alles an Registern gezogen, was das menschliche Hirn sich vorstellen kann.
Und genau deswegen bleibe ich so … unbegeistert?
Ich traue den jeweiligen Plattformen auf jeden Fall zu wenigstens eine Season lang richtig tolle Sachen zu produzieren. Alle haben den monströsen Erfolg von GoT im Kopf, da will jeder mitmischen. Aber wenn sich der Erfolg nicht schnell genug einstellt, wenn der Zuschauerzuspruch nur gut, aber nicht phänomenal ist … dann haben wir sowas wie „Marco Polo“ oder „Sense8“ von Netflix, die zwar viele Zuschauer gefunden haben, angesichts der horrenden Produktionskosten aber nicht genug! Also wurden beide abgebrochen.
Ich bin auch immer noch ein gebranntes Kind aus Zeiten von Firefly und Star Trek Enterprise. Firefly war sensationell, fand Anklang, aber angesichts der hohen Produktionskosten eben nicht genug. Bämmm, mitten drin abgesägt. Gut, Enterprise litt lange unter der Unentschlossen seiner Produzenten, aber die vierte Season gehört mit zum Besten, was es an Star Trek im Laufe der letzten Jahrzehnte gab. Bereits zu Beginn von Season 4 wurde beschlossen, dass es die letzte sein würde. Grund: Angesichts der hohen Kosten nicht genug Zuschauer. Erfolgreich war nicht genug, ERFOLGREICH wäre das Minimum gewesen.
Keine dieser neuen Serien wird GoTs Popularität erreichen können. Alleine die letzte Folge hat nochmals alle HBO-Rekorde gebrochen, welche die Serie in den Jahren zuvor selber aufgestellt hatte. Die Erwartungen der Auftraggeber, die sind hingegen erfahrungsgemäß weniger stark von der Wirklichkeit des Marktes beeinflusst. Wenn man hier schon Millionen Dollar in eine einzige Episode steckt, muss auch entsprechend was rüberwachsen.
Ich befürchte, nein, ich gehe fest davon aus, dass die meisten dieser Projekte nicht mehr als ein, zwei Seasons erleben werden. Das bedeutet entweder haufenweise nicht abgeschlossene oder extrem verkürzte und vereinfachte Handlungsstränge, um auf das jederzeit fällige Aus vorbereitet zu sein. Ja, das ist normaler TV-Show-Alltag. So ist das überall, ob schweineteure Kostümschinken-Serie an exotischen Drehorten oder irgendeine billige Soap im Studio. Je teurer der Aufwand aber ist, desto schnell wird der Daumen gesenkt, wenn die Erwartungen nicht erfüllt wurden.
Es zerreist mir jetzt schon mein Fan-Herz.
Malazan korrekt verfilmt würde mir einen echten Herzinfarkt bescheren. Ich würde es Steven Erikson ja wünschen, aber Hoffnung hab ich keine. Dafür ist die breite Masse einfach nicht bereit…
Vor GoT hätte ich nicht gedacht, dass Fantasy was für die breite Masse der Zuschauer wäre. Schau mer mal … Idris Elba als Kalam, Djimon Hounsou als Quick Ben … *hach*
Fantasy wird so schnell schlecht wenn es zu billig produziert wird. In der Öffentlichkeit oute ich mich ungern als Fan dieses Genres. Allein wie wenig gute Fantasy Filme es gibt…
Ich fürchte auch das GoT war ein Phänomen war. Der Gedanke auf den Zug aufzuspringen liegt Nahe, aber man muss schon verdammt viel richtig machen, um das zu schaffen. An mangelnden oder schlechten Vorlagen wird es sicher nicht scheitern!
Die popularität GoTs war für mich ähnlich überraschend, wie es wäre Blind Guardian im Radio zu hören. Allerdings haben Xena und Herkules damals auch stattlich produziert… und Manowar lief damals auch im Funk.
Xena und Hercules haben aber schon angedeutet, dass auch Fantasy entsprechende Zuschauermengen anziehen kann, wenn man die Zuschauer nicht wie dumme, kleine Kinder behandelt, Stories für Erwachsene schreibt und sich im Rahmen des Produktionsmöglichen ins Zeug legt.
Das hatte ich eigentlich auch vor zuschreiben 😐 Genau: es funktioniere damals schon. Sogar heute noch! Die Wiederholungen sind ein großer Spaß. Budget-Technisch vermutlich Weiten von GoT entfernt.
Ich weiss, dass ich jetzt gleich wieder als Partycrasher in dieser Fantasy-Runde ausgebuht werde, aber dennoch:
Jeff Bezos (oder jeder andere Mäzen der hier zuliest), kannst Du mal bitte dafür sorgen, dass die Hälfte des Serienbudgets zwingend in SF oder Hard SF investiert werden muss? Als erste Serie bitte den werkstreu umgesetzten Foundation-Zyklus.
Bittedanke!