Das bessere Descent 3

Descent und sein Nachfolger gehören zu den Titeln, die ich mir (mit Hilfe von DXX-Rebirth) regelmäßig mit großer Freude gebe. Der Sage nach soll es irgendwann Ende des letzten Jahrtausends einen dritten Teil gegeben haben, aber aus Gründen, die mir bis heute nicht klar sind, konnte und kann sich meine Begeisterung für das 6DOF-Gameplay (Six Degrees of Freedom) nicht auf diesen Titel erstrecken. Obwohl man alles genauso gestaltet hatte wie bei den Vorgängern. Es funktioniert trotzdem nicht. Zwar ist das kein schlechtes Spiel, ein bisweilen sogar recht kurzweiliges Actionspiel, aber es gelingt ihm nicht die Faszination zu erzeugen, die ich heute noch für Descent 1 und Descent 2 verspüren kann.

Bald fünfundzwanzig Jahre sind seit dem Release von Descent vergangen. Ein Vierteljahrhundert! Jahre, in denen ich die Oldies wieder und wieder durchspielte, auf GOG natürlich nochmals erwarb, mich hin und wieder an Descent 3 versuchte, wieder aufgab und doch lieber die Vorgänger ERNEUT spielte, die Hoffnung auf einen adäquaten dritten Teil längst aufgegeben habend.

Bis letztes Jahr Overload erschien.

Von mir sträflichst übersehen. Nicht nur übersehen, sondern auch vollkommen den Umstand ignorierend, dass Overloads Entwicklungsteam nicht nur aus den beiden Parallax-Gründern besteht, die Descent erfunden haben, sondern auch aus anderen Veteranen der damaligen Projekte.

Und? Können diese alten Säcke das in die Neuzeit überführen, was mich dazu bringt über 20 Jahre alte Spiele wieder und immer wieder zu zocken?

Kurzgesagt: Ja!

Etwas ausführlicher gesagt: Overload ist Descent 2 in Modern!

Diesen Screenshot musst ich aus dem Netz klauen. Ballern, ausweichen UND Screenshot-Taste drücken überfordert mich ganz offensichtlich ….

Bis auf den Umstand, dass die Markenrechte zu Descent weiterhin bei Herve Caen liegen (seine kleine Küchentisch-Firma kennt man auch als Interplay) und man also nicht als der namenlose „Material Defender“ autonome Arbeitsmaschinen der Rohstoffwiederverwendung zuführt, ist das mehr oder weniger eine direkte Kopie von Descent 2. Was nicht verwundert, war das auch das erklärte Ziel der alten Herren von Revival Productions.

Das Bewegungsgefühl ist exakt wie in den Vorgängern. Ich starte eine Partie, meine Muskelerinnerung wird aufgerufen und ich gleite und fliege durch die Gänge, als ob ich vor Descent 2 sitzen würde.

Mit einem Tastendruck wird ein Hologramm aufgerufen, welches mir den jeweils nächsten Schlüssel, dann den Reaktor und mich abschliessend hoffentlich schnell genug zum Ausgang führt.

RAHHH! SCHNÄLLÄÄÄ!

Hier zeigen sich dann auch die ersten Unterschiede zum Original. Denn dummerweise kann man dem hilfreichen Lotsen keine speziellen Befehle geben. Man kann ihn nicht auf die Suche nach zu rettenden Überlebenden der Roboter-Revolte schicken, nicht nach Power-Ups oder Waffen. Er kennt nur das Programm „Schlüssel-Reaktor-Exit“. Das führt dann oft genug dazu, dass man einen Level zwar erfolgreich abschliesst, bei der danach angezeigten Missions-Statistik nicht umhin kommt festzustellen, dass bei nur 1 gefundenen von insgesamt 16 versteckten Secrets wohl noch Optimierungsbedarf besteht. Aber das schockt einen Videospiel-Veteranen nicht, ist Händchenhalten in Spielen doch nur etwas für filthy Casuals!

Und so neige ich dazu nicht gleich zum nächsten Level voranzuschreiten, sondern den eben beendeten Level einfach nochmal zu spielen. Nicht, weil ich Sklave meines inneren OCD-Schweinehundes bin, sondern weil sich in geheimen Verstecken nicht nur Power-Ups und Waffen finden lassen, sondern auch Upgrade-Points, die man zwischen den Leveln in die Verbesserung der Waffen oder des Schiffes stecken kann. Auf höheren Schwierigkeitsgraden sogar explizit muss, weil sonst Game over!

Also spiele ich den Level nochmal. Und nochmal. Und vielleicht ein viertes Mal, weil ich meine Entdeckungsquote weiterhin viel Raum für Verbesserungen lässt. Nur 7 von 16. Ouch!

Verfliege ich mich in Overload? Anfänglich nicht. Anfänglich ist das alles schön übersichtlich. Doch bereits ab Level 3 ist es keine Schande das Lotsen-Hologramm einzuschalten und ab Level 4 eine Notwendigkeit.

Hülfä!

Auf die wohl wichtigste Neuerung weist das User-Interface hin. Dem geneigten Leser wird aufgefallen sein, dass alle Menüs gekrümmt sind, so als ob man ein Head-Up-Display verwendet. Das ist bei Overload kein optisches Gimmick, sondern eine einfache Lösung, um für Otto-Normal-Zocker und die Besitzer von Oculus- oder Steam-VR-Hardware jeweils keine Extrawurst machen zu müssen.

Richtig. Overload kann man auch via VR spielen. Als der filthy Casual, der ich nunmal bin, habe ich mich dieser Revolution des Home-Entertainments zwar bislang verweigert (Ja, ich bin mitverantwortlich, dass diese Revolution ums Verrecken ihre Nerd-Nische nicht verlassen will!), aber wozu gibt es Youtube:

Und wenn man sich an der Kampagne, dem Challenge-Mode oder dem Multiplayer satt gespielt hat, kann man mit dem Editor neue Inhalte erstellen oder sich an User-Maps erfreuen.

Ich bin zufrieden mit Overload. Sehr zufrieden. Für mich ist dieses Spiel endlich der Nachfolger zu Descent 2, der Wir wollen seinen Namen nicht mehr nennen leider nicht ganz geworden ist.

Feine, richtig feine Sache, das. Zumindest für mich. Your mileage may vary.

Doch was ist mit Descent Underground, dem von ehem. Star Citizen-Leuten entwickelten Projekt, welches mit der offiziellen Descent-Lizenz daher kommen darf?

Weiß nich. Ist ja noch nicht erschienen. Interessiert mich derzeit auch nicht. Overload rockt! Ich brauche derzeit keinen anderen 6DOF-Shooter.

Und wenn ich doch einen anderen 6DOF-Shooter brauche, spiele ich wieder Descent 1 und Descent 2, denn DXX-Rebirth wird stetig weiterentwickelt, lebt und gedeiht.

16 Kommentare zu „Das bessere Descent 3

  1. Ende der 90er gab’s ja auch noch Forsaken. Wie gefiel Dir das denn damals ™? Gibbet ja auch ein „Remaster“ von. Ich sehe da allerdings grafisch keinen großen Sprung zur Ursprungsversion…

  2. Forsaken war glaube ich hauptsächlich Grafikdemo für buntes Licht mit Beschleunigerkarten.
    Hab das sehr gern gespielt aber an Descent 2 kommts leider nicht ran.

    Die Aussage „Overload ist Descent 2 in modern“ ist natürlich schon ne Nummer.
    Die Demo kam mir etwas zu modular vor, soll heißen man merkt wo die Level zusammengesetzt sind.

    Mal sehen.

  3. Hahaha, Forsaken! Weiter als Level 2 nie gekommen. Vorher eingeschlafen.

    Ja, hübsches Blingbling ohne Substanz.

  4. Was ich ja früher sehr geil fand war Terminal Velocity von 3D Realms. Das war so ein Spiel bei dem ich im Nullmodem-Kabel Multiplayer mit meinem MS Sidewinder 3D Pro alle Kumpels auch im Halbschlaf dominieren konnte. Hier es immer ein relatives „unten“, was mir bei Descent fehlte. Bei Descent hab ich mich immer auf den Maps verfranzt. Deshalb buche ich lieber auch keine Übernachtung in der ISS >:]

  5. Ja, wollte Forsaken eigentlich auch noch erwähnen. Mir hat das nach Descent wirklich viel Spass gemacht.

  6. Ich mochte Forsaken sehr und spiele das von Zeit zu Zeit immer noch. Viele bunte Lichter und weniger Substanz, keine Frage, aber ich war halt auch noch nie der riesige Fan von „also eigentlich isses optional, aber wenn du nicht alle Secrets findest, dann geht es halt auch nicht weiter“-Spielen. Und wenn die KI beim Aufsammeln einer neuer Waffe fröhlich singt „Viele, viele bunte Rakeeeeten!“, dann hab ich immer noch ein breites Grinsen im Gesicht.

  7. Habe Descent geliebt, dieses hat mich leider so garnicht abgeholt. Und abgeholt werden sollte man bei einem Spiel immer, sonst lohnt es sich nicht! XD

  8. Ach und, schön das du in letzter Zeit so häufig Blogeinträge raushaust. Ich lese die immer sehr gern! 🙂

  9. Passabler Decent Nachfolger mit Oculus support? ch ch ch ch…
    Da hab ich was übersehen. Muss ich haben!
    Herr Ober! Einmal bitte!

  10. Spielt sich das gut mit Maus und Tastatur? Oder braucht’s idealerweise Gamepad oder Joystick?

  11. Wenn Du M/K für die alten Descent-Teile verwendet hast, wirst Du hier keinen Unterschied bemerken. Flutscht!

  12. Overload hatte (oder hat immer noch?) eine spielbare Demo auf Steam. Fand das damals ganz überzeugend und ließ mich alten Descent Liebhaber auf die Wiederkehr von guten alten Zeiten hoffen. Hab leider Overload seitdem komplett aus dem Fokus verloren. Sogesehen freut es mich, dass unser lieblings- Senior Gamer mich wieder daran errinnert 🙂

    Hab grad auf Steam gesehen, dass der Level Editor ebenfalls dabei ist. Und wo ein Level Editor ist, sind unzählige Levels ebenfalls nicht weit. Nach gaaanz langer und schwieriger Suche: https://www.overloadmaps.com/

    Die Abende für die Woche sind gerettet.

    Und Overload in VR, hat das jemand mal ausprobiert? Dermassen schnelle 6DoF Spiele sind doch wie gemacht für schnelle Übelkeit. Everspace VR stell ich mir ähnlich vor. Aber VR ist so ne Sache, konnte mich noch nicht dazu gewegen mir nen Helm anzuschaffen.

  13. Wenn ich so ein VR-Headset bei eventueller Inkompatibilität mit meinem Gehirn und Innenohr zurückgeben könnte …

    Ja, ich könnte das mit Sicherheit irgendwo im Raum Karlsruhe ausprobieren, aber alleine der Umstand, dass ich es NOCH NICHT ausprobiert habe und auch nicht weiß, wo man so was ausprobieren kann, zeigt mir deutlich, dass es mich nicht so brennend interessiert.

  14. Also ich konnte mal VR bei nem Kumpel mit Elite Dangerous und X-Plane ausprobieren, was wirklich großartig war. Ist aber auch ein anderes Genre und deutlich gemüdlicher. Bei schnelleren Spielen wie Overload und Everspace, hmmm, weiß net, auch wenn man bei allen „im Cockpit“ sitzt.

  15. Was liebe ich diesen Blog.
    Und seine Schreibe.
    Und seine Gedanken.
    Offtopic-whore.^^

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