Short, Raw & Emotional: Strife – Veteran Edition

SRE oder nicht abgekürzt „Short, Raw & Emotional“ ist ein kleines Experiment. Hier möchte ich nicht abgeklärt, mit einigem zeitlichen Abstand über ein frisch abgeschlossenes oder abgebrochenes Spiel reüssieren und wohlfeile Sätze aus dem Gehirn herausdrechseln, sondern … ungefiltert rauslassen, was mir während des Spielens durch den Kopf ging.

Ich weiß nicht, was dabei herauskommt. Wahrscheinlich viel Fäkalsprache 🙂

Fangen wir an mit Strife – Veteran Edition, dem aufpolierten Re-Release eines auf der klassischen Doom-Engine basierenden Shooters, der zu seinem Release im Jahre 1996 mit einer Reihe von Features aufwarten konnte, die im sehr jungen Shooter-Genre noch ziemlich neu und ungewohnt waren. Es gab Nebenmissionen, viele ansprechbare NPCs, eine sich etwas verzweigende Story, Stealth-Elemente und ein rudimentäres RPG-System. Und Sprachausgabe!!! Blöderweise ist einen Monat später Quake 1 erschienen und Strife ist in Rekordzeit in der Versenkung verschwunden.

Mir ist das originale WAD-File vor einigen Jahren in die Hände und schnell wieder von der Festplatte gefallen, weil Strife-Vanilla nur ein Savegame je Playthrough zuließ und man sich schnell in eine Sackgasse manövrieren konnte. Nightdives Neufassung enthält hingegen nicht nur jede Menge gefixter Bugs, neue Inhalte und neue Graphikfeatures, sondern auch die Möglichkeit MEHRERE Savegames anzulegen. Wahnsinn, nicht wahr?

Also überkam es mich neulich. Hey, so sagte ich mir, Du hast nach Amid Evil immer noch Bock auf Oldschool-Shooter. Warum nicht das hier?

Short, Raw & Emotional: Strife – Veteran Edition

Ok, nicht inner Stadt schiessen, sonst endloser Gegnerrespawn.
Ammo, ich brauch mehr Ammo. Aha, ich sollte vielleicht VOR einer Mission Ammo und Zeugs einkaufen.
Neuladen. Ausstatten. Konsumrausch. Ballerrausch.
Ok, immer noch erste Sackgasse. Das war damals also kein Bug, sondern ein bewusstes Feature. Captain Hindsight-Gamedesign. Toll …
Gut, also NICHT jede Nebenmission annehmen und mit dem Risiko leben viele Secrets zu verpassen. Is mir lieber ersma zu spielen und dann inner Sackgasse zu landen, weil man vor zwei Stunden was falsch gemacht hat.
Gahhh! Kanalisation! Kein Shooter ohne Kanalisation!! *schnarch*
Wo muss ich jetzt hin? Hallooooo?
Wo ist der verfluchte Mapmarker?
Was hat dieser Schalter jetzt bewirkt?
Wo muss ich jetzt hin??
Fuck! Keine Schutzanzüge mehr. Immer noch ahnungslos durch grüne Dämpfe watend. Tot. FUCK!!!
WO MUSS ICH HIN???
Ok, verlaufen. Minutenlang Walkthrough-Videos anschauen. Wo ist die Stelle? WO IST DIE EFFIN STELLE, DIE ICH BRAUCHE? Wenn schon niemand mehr Walkthroughs schreibt, kann man nicht wenigstens Timestamps im Beschreibungstext hinterlassen? Amateure! Blutige Amateure!!
Ach, DA hätte ich hin sollen? *augenroll*
Weiter geht’s. Spiel wird wieder besser.
Waffen bislang eher meh. Bis man endlich den …
Flammenwerfer? Nice!
Aufgemotzter Napalmgranatenwerfer? Nicer!
HOTHOTHOT! Ok, zuerst denken, dann feuern.
Jessesmaria, was hat mich hier ge-oneshottet?
Schon wieder. Himmelsackra.
Ammo ist alle. Toll. Und nun?
Ohhhh, diese Siegelwaffe hätte ich … *patsch*
COME ON! BRING IT! Warum nicht gleich so …
Jaja, alles böse Verräter. Alle umnieten. Aber wen zuerst?
Ok, schlechte Wahl! Neuladen.
Schon besser.
Aber Ammo ist immer noch knapp. Gold auch. Und Health erst.
Haha, ED209. Easy-peasy! Das ist doch kein Gegner … wenn man es vermeidet mitten in seine Raketensalve zu laufen. Und seinem Flammenwerfer ausweicht. Wenn man Platz zum Ausweichen hat …
Urghs, so langsam wird es anstrengend.
Arghhll, wie soll man denn hier …
WAS IST DAS? WIE SOLL ICH DAS BESIEGEN??
Und jetzt auch noch ZWEI VON DENEN?
*mami*
Ok, das wird mir hier zu stressig. Orientierungslos durch überkomplizierte Level irren. Überall Gegner. Kaum noch Ammo. Health zu wenig. Ein paar Gegner besiegen. Wieder zurück inne Stadt. Auffüllen. Zurück zur Mission. Wieder ein Stückchen geschafft. Inne Stadt. Auffüllen. Rinse. Repeat! Meh! Ist jetzt Grind & Arbeit!
Das letzte Fünftel nervt.
Trotz erster Schockmomente zwar schaffbar, macht aber keinen Spaß mehr.
Davor sehr lustig.
God mode! Scheiss doch auf Achievements!
Und er kriegt das Mädchen! Natürlich. Oh, my hero! *rauchige stimme*

*leichtes fremdschämen ob dieses holzhammer-happyendes*

Ja, die 90er waren eine andere Zeit! Nicht unbedingt eine bessere oder schlechtere, eine andere Zeit.

Und Strife so?

Nett. Nicht perfekt, um es höflich auszudrücken, aber nett. Vor allem kann man viel darüber lernen, was in Sachen Gamedesign alles möglich und dabei gleichzeitig zu vermeiden ist. Ist dem Team aber nicht unbedingt vorzuwerfen, weil es gab bis auf vielleicht Cybermage einfach nix vergleichbares.

Und wenn man daran denkt, dass lediglich zwei Jahre später Half-Life erschienen ist … die 90er waren auch ein Goldenes Zeitalter der Videospielgeschichte, wo sich die Technik und die Genres in enorm kurzer Zeit mit Riesenschritten weiterentwickelt haben. Zumindest in Sachen Videospiele war das eine glorreiche Zeit. Für uns damals. Die wir nichts anderes kannten ;-P

8 Kommentare zu „Short, Raw & Emotional: Strife – Veteran Edition

  1. Schriftliches LetsPlay mit 3 facher Geschwindigkeit?

    Interessant…

    Mach mal noch so 3 – 48 Stück davon, dann sagen wir dir ob das gut ist.
    OK, das is dir eh Wumpe was die Nörgler so plärren aber grundsätzlich sag ich mal:

    Interessant…

    P.S. Hab jetzt Returns und Dragonfall durch und fang heute Hong Kong an
    MEHR DAVON!!!!!!
    Ich mein jetzt Shadowrun, nicht SRE, denn das ist:

    Interessant…

  2. Hmmm, es ist noch nicht das, was mir vorschwebt. Da müssen noch einige Iterationen über die Bühne gehen 🙂

    Und ja, Shadowrun von Harebrained ist sehr, sehr fein geworden. Freut mich, dass es Dir gefällt.

  3. Dann sag ich doch hier gleich mal Danke, daß du mir das (mal wieder) in Erinnerung gerufen hast.
    Und bei SRE einfach an deine einleitenden Worte denken: ungefiltert rauslassen!
    Sonst wird das zu verklausuliert und du drechselst genau so lange wie an deinen normalen Posts.
    Wie gesagt: einfach noch 2 – 53 mal ausprobieren

  4. Strife ist komplett an mir vorbei gegangen… erst dachte ich schade – RPG-Elemente usw. Aber endloses Rewspaning; vor allem aber SACKGASSEN geht gar nicht.
    Dein Gemüt mit dieser Geduld will ich haben! Wieviel Stunden hast du versenkt?

    Ich quäle mich eher (verglichen zu anderen Spielen) durch Doom 3 (BFG) Addon „resurrection of evil“. Das ist ja noch mieser als das Hauptspiel!

    Im Grunde fühlt es sich echt an wie

    DOOM 3 Game = (MAP*Zufallsgenerator)x10

    Alle Levels spielen sich komplett gleich!
    Normalerweise habe ich damit kein großes Problem, aber die Mechanik ist so sh** (doppelbelegte Tasten für häufig verwendete Funktionen wie z.B. 1 mit total (!) nutzloser Faust vs. Gravity Gun) was den Spielfluß erheblich stört. Location total uninteressant; Texturmatsch überall was selbst 1998 Spiele besser konnten (Unreal).
    Jetzt bin ich bei 75%, da schaff es noch durch.
    Und eine recht hohe HW-Belastung… teilweise ist die GTX 770/1050Ti zu 85% ausgelastet – ich spiele nichtmal in FullHD!

    Ohne den großen Namen und der langen Vorgeschichte, Entwicklungszeit, Engine, würde das Spiel verissen werden ohne Ende.

    Sorry, dass ich deinen Artikel als Frust-Vehikel nutze…
    btw.. was ist DEINE Meinung zu D³?

  5. Du, kein Ding. Alles muss raus! 🙂

    Hmm, Doom 3. Für mich in erster Linie die Geschichte eines riesengroßen Mißverständnisses. Tim Willits (der übrigens diese Tage id nach 24 Jahren verlassen hat), war Leveldesigner für Ultimate Doom & Strife und bekam nach dem Weggang fast aller Gründer und Mitstreiter aus den frühen id-Tagen den Job eines Game Designers. Als verantwortlicher Game Designer für das Doom 3-Projekt interpretierte Willits Doom in erster Linie als Horror-Spiel und dementsprechend wurde dem alles untergeordnet:

    • Jump Scares
    • sehr langsames Lauftempo, Sprint nur für kurze Zeit möglich
    • viele Waffen wurden in der Wirksamkeit reduziert, der Spieler sollte schwach wirken
    • entweder Taschenlampe oder Waffe, der Spieler sollte in dunklen Passagen Panik verspüren

    Doom 3 war zwar kein ausdrücklich schlechtes Spiel, aber eben ein ziemliches mieses Doom, weil alles rausgeworfen wurde, was Doom 1 und 2 ausgemacht hatte. Aus einer irren, pausenlosen Nonstop-Action wurde eine zähe Jump-Scare-Geisterbahn, weil Willits diesen EINEN EINZIGEN Horror-Abschnitt aus Doom 1, Episode 1, Map 2 mit seinen Flackerkorridoren für den Wesenskern von Doom gehalten hat.

    „Ressurection of Evil“ halte ich für das bessere Spiel, weil versucht wurde genau dieses Mißverständnis zumindest teilweise zu beheben. Zum Schluß hat man es auch hier mit der Schwierigkeit übertrieben, aber im Großen und Ganzen hatte ich meinen Spaß damit.

  6. Soviel Background KnowHow… du hast dich mit Leib & Seele dem Gaming verschrieben… Was ist der Preis? Ewiges Höllenfeuer – also DOOMed?

    Übrigens mit dem Addon fast durch… die Levels sind echt, echt winzig klein. Gegen Ende ändert sich das Spiel dann doch etwas… rettet es zwar für mich persönlich nicht mehr, aber der Versuch ehrt 😀

  7. Keine Ahnung ob sowas hier reinpasst, aber zum Thema Retro-Shooter:
    Bethesda hat Doom1-3 für die aktuellen Konsolen verfügbar gemacht.
    Leider haben sie ‚ausversehentlich‘ eingefügt dass man die alten Schinken nur mit Bethesda-Account spielen kann. Die Aufforderung sich einen Account zu erstellen aber ganz im klassischen Doom Stil gehalten.

    Hat auf jeden Fall auf Twitter zu kreativen Antworten geführt:

  8. Ließt sich erstaunlich gut und mich extrem gut an meine Spielerfahrung, als ich den Titel zum ersten mal vor ca. 10 Jahren ausprobierte (hoch erstaunt das ich ihn nicht kannte ) und nach 1 Stunde spielen entgeistert gelöscht habe. Muss man wohl erlebt haben als der Titel neu war :/

    Ja wirklich beeindruckend das so kurz danach Half-Life kam. Wie spannend es da war Spiele News und Ankündigungen zu verfolgen! Vielleicht weil man jung war, vielleicht weil Bilder und Zeitungsschnipsel mehr an die Vorstellungskraft appelierten als Teaser Videos.

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