Normalerweise ist es kein gutes Zeichen, wenn ich ein Spiel beginne und Blick und Maus-Cursor zuerst eine ganze Weile ziellos und hilflos über den Bildschirm wandern. Ich verstehe nichts und werde mit Abertonnen von neuen Informationen zugeballert.
So geschehen während den ersten Minuten in Space Haven.
Laut Tutorial-Anweisung soll ich X und dann Y und dann Z bauen und zwischendurch auf A, B und idealerweise noch C achten, weil sonst viel Aua, Tod und Spielende. Ich baue X und Y und dann Z, sehe durchaus ein auf A, B und C zu achten, ignoriere aber vorerst A, B, C und all den ganzen Rest, derweil ich jetzt weitere Sachen bauen soll, die meine Crew wohl benötigt.
Erst allmählich wird mir bewusst, was ich hier eigentlich baue. Kein Habitat, in dem die sich unfreiwillig meiner Willkür aussetzenden „Gäste“ mehr schlecht als recht überleben. Nein, wir bauen hier an einem Raumschiff, welches uns später glorreich durch die Weite des Alls tragen soll. Tragen muss, wenn wir mal wieder alle verfügbaren Ressourcen im aktuellen System aufgebraucht haben. Unterstützen tun mich dabei meine unfreiwilligen Gäste, Überlebende einer Apokalypse auf der heimischen Erde, nun gezwungen sich ins weite All aufzumachen, weil Erde voll arg kaputt! Weil alle Ressourcen aufgebraucht waren.
Hmmm …
Auf Youtube findet man nicht wenige Videos, in denen geübte und erfahrende Streamer geile Sternenflitzer bauen, mit einer immer zahlreicheren Besatzung füllen und a la FTL Abenteuer in den unendlichen Weiten der Galaxis erleben. Space Haven soll dabei aber nicht so stark zufallsbasiert und entsprechend nervenaufreibend wie FTL sein. Space Haven soll sich nach Aussagen von Leuten, die das Spiel näher kennen, wesentlich entspannter spielen lassen. Spielverständnis wird wohl mit Spielerfolg belohnt und wer nix blickt, wird auch nicht alle fünf Sekunden ins virtuelle Gras beissen müssen.
Ich habe nach wenigen Minuten aufgehört diese Videos anzuschauen, weil ich die Grundlagen selber herausfinden wollte. Wer aber Lösungsansätze für teilweise vertrackte Probleme sucht, der wird hier fündig.
Nicht nur, dass meine Crew individuelle Bedürfnisse und Fähigkeiten hat, nein, ich muss meine Energieversorgung meinem Schiffslayout anpassen, bzw, auch umgekehrt. Und ich muss auf genügend Wärme in den Korridoren und Räumen achten. Und auf genügend Atmosphärendruck und die richtige Atmosphärenzusammensetzung. Abgeschlossene, ruhig gelegene Schlafräume sollen sich wohl positiv auf die Erholungsraten meiner Crew auswirken, aber wenn ich vergesse eine Heizung einzubauen oder es keinen Luftschacht in der Nähe gibt … nun, allmähliches Erfrieren und Ersticken auf Grund steigendem CO2-Gehalts sollen sich wie Einschlafen anfühlen, aber ohne eine Crew kann ich nix bauen. Von daher … alles abreissen, neu aufbauen, diesmal Heizung und Sauerstoffversorgung beachten. Teilweise fühle ich mich wie in Sim City, wo ich verschiedene Infomations-Layer abfrage und meine Bauwerk auf unterversorgte, wenig optimierte Bereiche abklopfe. Genau diese Funktion ist äusserst hilfreich beim Erforschen der nicht unkomplexen Gameplay-Mechaniken und beim Lösen von in der Regel selbst erzeugten Problemen.
Ich merke, dass ich viel besser im Spiel werde, in dem ich möglichst viel falsch mache. Anstatt immer zu versuchen ums Verrecken alles auf auf Anhieb richtig zu machen, baue ich einfach willkürlich drauf los. Sicher, meine patentierte Schlaf/Ess/Dusch/Toiletten-Lebenserhaltungs-Aggregatkombination, jetzt im schicken Fragmentraumer-Look, findet nicht unbedingt großes Gefallen bei der Crew und hat sich noch keinen Meter durchs All bewegt, aber sie erfüllt den Überlebenszweck. Vorerst. Optimieren kommt später. Nein, zu Triebwerken bin ich immer noch nicht gekommen, ich vergnüge mich immer noch im Startsystem und baue Eis- und Erz-Asteroiden ab. Eis, weil ich das für Wasser und (viel wichtiger) Sauerstoff benötige, so wie Erz, weil der Ressourcenverbrauch steigt, je mehr Aggegate ich einbaue und betreibe. Meine Energie für alle Systeme beziehe ich aus einem Stoff namens Energium, von dem ich aber nichts vorfinde. Oder muss ich erst bessere Sensoren erforschen? Vielleicht sollte ich doch nicht zuuu lange in diesem System verbringen, bis mir diese Substanz und somit die Energie für ÜL-Triebwerke ausgeht.
Ein paar Stunden später werde ich genötigt endlich ins Bett zu gehen, aber ich merke schon alleine daran, dass Space Haven genau die richtige Ader trifft. Ich verstehe immer noch nicht viel, aber ich kann nicht aufhören. Und morgen, da fange ich einfach ein neues Schiff an, weil ich in meinem bisherigen Schrotthaufen ein wenig den Überblick verloren habe und meine Crew nicht mehr länger unnötig leiden soll. Und ich kann später sogar, bei entsprechend verfügbaren Ressourcen, zusätzliche Schiffe bauen und a la Battlestar Galactica nach und nach eine Flotte mit entsprechend spezialisiserten Aufgaben aufbauen. Jäger und Kreuzer wegen den voll arg bösen Raumpiraten, Manufaktur- oder Hydrokultur-Schiffe, usw. usf. Auf z.B. Reddit finde ich Schiffsbeispiele, die mich nur neidisch staunen lassen. Will auch!!
Nein, das hat was. Das hat wirklich was.

Ich merke vor allem nicht, dass das Spiel noch gar nicht fertig ist. Es gibt viel zu bauen, viel zu beachten. Sicher, wenn die eigentliche Reise losgeht und man anfängt System um System zu erkunden, soll noch einiges hinzugefügt werden, aber soweit bin ich noch gar nicht. Kämpfe mit Aliens oder wildgewordenen Schiffsrobotern oder durchdrehenden Crew-Mitgliedern stehen für mich auch noch aus, sind aber wohl teilweise schon implementiert. Alleine die Beschäftigung mit den Basics ist unterhaltsames Ratespielen genug und das Zusammenfrickeln des Schiffsinneren ist wie das Spielen mit Bauklötzen. Man überlegt nicht groß, fängt an und lässt sich überraschen, wohin die ganze Sache einen führt.
Die Entwickler updaten, so mein Eindruck, in kurzen, regelmäßigen Zyklen und kommunizieren eng mit den Backern über die diversen Social-Media-Plattformen hinweg. Kein depressives Vergraben in der Entwicklungshölle, sondern zielstrebiges Arbeiten an klar kommunizierten Zielen.
Die Optik ist knuffig, das UI nach einer gewissen Gewöhnung gut bedien- und lesbar. Technisch läuft das Spiel klaglos, zumindest bei mir keine Crashes & Lock-Ups. Sound-Effekte sind noch etwas spärlich und wenig prägnant, dafür überzeugt aber der Soundtrack auf voller Linie!
Ich denke, ich werde das noch Weile zocken und dann bis zum Release, bzw. dem offiziellen Ende der Early Access-Phase pausieren. Wann immer das auch sein wird, denn was die drei (!) Finnen von Bugbyte noch auf die Beine stellen werden, bzw. bereits geschafft haben, ist beeindruckend. Und das dauert eben seine Zeit!
Eine klare Empfehlung, sogar jetzt schon als Early Access-, bzw. In-Development-Titel!
Ich seh schon, du hast eine ähnliche Schwäche für solche Spiele wie ich.
Bin schon seit einer Weile mit Space Haven unterwegs. Bin normalerweise recht vorsichtig mit Early Access Titeln, da ist oft der Eindruck über die Entwickler oder ein Blick in die Community recht hilfreich. Und hier wurde ich von beiden nicht enttäuscht. BugByte kenn ich noch von vor Jahren über ein kleines Mobile Spiel: Battlevoid Hardbringer, was mit die Fahrt in die Arbeit und zurück deutlich (zumindest gefühlt) verkürzt hat. Furchtbare UI, aber unter der Haube gute Rogue-Like/Tower Defense Spielmechaniken.
Die UI von Space Haven ist aber dagegen echt gut gelungen. Es gibt zahlreiche Overlays für das Schiff um sich Sauerstoffverteilung, Energie, etc anzeigen zu lassen. Am Ende gehts bei Space Haven um geschickte Resourcenverwaltung und dem Bau der eigenen Flotte. Was hab ich, was brauch ich, was kann ich looten, tauschen oder selber herstellen. Das Erforschen von gestrandeten Schiffe macht Laune, hat einen gewissen Alien-wibe. Den Kampf selber finde ich ein wenig klobig, sowohl das mit der Mannschaft wie auch mit den Schiffen, aber ich denke da wird sich noch was tun. Aber das Schiff bauen/erweitern macht echt Spass, das ganze Management der Crew auch.
Hab nach ~40 Stunden Eden immer noch nicht gefunden, hab aber einzwei Neustarts hingelegt. Schiff zu groß gebaut, Resourcen ausgegangen, Crew gefressen worden oder die Energie ist mir ausgegangen… Gut, passiert. Macht nix, better luck next time.
Es gibt bereits erste Mods und einen kleinen Mod Manager für das Spiel. Sowas ist immer ein gutes Zeichen, vor allem weil es ja doch ein kleines, eher unbekanntes Spiel ist.
In diesem Sinne bin ich weiterhin gespannt was die Finnen noch einbauen werden.
@ Lord: Danke, ich hatte garnicht kapiert, dass von denen auch Battlevoid ist, – damit hatte ich erstaunlich lange Spaß. : )
Und jetzt gefällt es Harz auch noch … muss kaufen … muss widerstehen bis fertig … muss … waaaah …
Müssen muss niemand, aber dürfen darf man gerne 🙂
Ich schiel da schon länger drauf, was mich aber jedesmal abschreckt sind Warnungen vor schlechten oder noch gar nicht verhandenen Tooltips und davor, dass das Spiel derzeit grundlegende Mechaniken erst gar nicht erklärt. Ich bin derzeit irgendwie ständig überarbeitet und müde, da brauch ich Sachen, die mir zumindest den Einstieg nicht allzu schwer machen. Ein wenig Schonkost, sozusagen.
Dann würde ich ersma abraten und den richtigen Moment abwarten, in dem man das Sitzfleisch dazu hat. Ich versuche diesen Zeitpunkt für „Crusader Kings“ & Konsorten zu finden. Das macht mich zwar an, aber die dafür nötige Muße hat jetzt „Space Haven“ bekommen.
Hmm, da geht es mir wie Alien. Und da jemand bei GoG schrieb:
Pros:
Decent tutorial
Tips that display and stay visible until you click them away
dachte ich, das wäre evtl. verbessert worden? o,0
und = aber ^^“
Als jemand, der in Sim City immer viel Freude beim Verlegen der Wasserrohre hatte, bin ich nun schwach geworden und habe es gekauft. ^^
Wird heute Abend mal getestet (oder morgen, weil ich evtl. vorher noch die Demo von Siege Survival – Gloria Victis zuende spiele. Das macht bisher Spaß und nervt mich gleichzeitig – faszinierend ^^).
Ich mag deine neue Serie, ich freue mich schon auf weitere Spielvorstellungen. Alle beide bisher hast du mir jedenfalls schon mal schmackhaft gemacht.
Mist. Ich muss dringend an meinen Problemlösungsstrategien arbeiten. Ich meine, manche davon funktionieren ja, auch wenn sie bescheuert sein mögen, aber andere sind vielleicht… überdenkenswert.
Dabei war ich so gelassen, was Spiele angeht in letzter Zeit und mach mir gerade so gar keinen Druck. Davon hab ich auf Arbeit derzeit genug und ich brauch derzeit in meiner knappen Freizeit echt was zum relaxten Runterkommen.
Ich such was Gechilltes, bei dem ich in meinem eigenen Rhythmus vor mich hinwerkeln kann. Im Sale mehr oder weniger blind ‚Hardspace: Shipbreaker‘ gekauft, hatte halt Raumschiffe und Weltraum und so, und Glück gehabt. Da baut man nämlich keine Raumschiffe, man ZERLEGT die Dinger auf einem Weltraumschrottplatz. Im Akkord. Normalerweise mit gnadenlos heruntertickendem Timer, was ich hasse, aber es gibt auch einen Modus ganz ohne Zeitlimit, hurra, und das macht richtig Laune.
Ich such was Vertrautes, in das ich leicht einsteigen und darin versinken kann? Ach was soll’s, ich hab ‚Control‘ zwar auf der PS4 tatsächlich zu 100% durchgespielt, aber 20 Euro für die PC-Version mit DLCs? Ist bekloppt, aber jetzt will ich auch alle Steam Ätschiefmänts. Und ja, das ist mir die 20 Euro wert, zumal das auch noch um einiges hübscher aussieht…
Ich suche schon ewig nach entsprechenden Spielen, die meine neu entdeckte Leidenschaft für Survivalcraft-Gedöhns und das virtuelle Häuslebauen befriedigen? Jetzt hab ich doch tatsächlich das verabscheute Fallout 4 wieder installiert, jede Menge ‚baue alles und überall‘ und ‚extra Hausbaukram‘ Mods draufgehauen, ignoriere den Rest des Spieles fast völlig und benutze Fallout 4 im Grunde wie Minecraft. Jetzt bau ich Möhren in der Postapokalypse an und dekoriere meine Festung, während um mich herum der Überlebenskampf tobt und amüsiere mich tatsächlich zum ersten Mal wirklich mit Fallout 4.
Und dann muss ich Volldepp auch noch ‚Children of a Dead Earth‘ kaufen. Weltraumkampfsimulator. Nett. Scheint in Sachen Einstieg auch gar nicht so schwierig zu sein. Nimmste halt auch noch mit, man gibt momentan ja ohnehin recht wenig Geld aus. Ja klar doch, der Einstieg ist tatsächlich nicht so schwer. Außer, dass man auf einmal eine halbe Nacht damit verbringt, Flugbahnen zu optimieren, an Reaktorleistungen zu feilen, über die Wärmeproduktion diverser Waffensysteme und die Kühlung von Raumschiffen zu grübeln, Abfangkurse für Drohnen zu umzuplanen…
Das Spiel ist ‚The Expanse‘ in Spielform und für Leute, die eigentlich schon immer viel lieber Weltraumingenieur sein wollten, aber keinen Bock auf das Studium hatten. Nix mehr mit zurückgelehnt und entspannt Stress abbauen, ich ertappe mich auf Arbeit dabei, Flugbahnen für Spritzen zu berechnen. Ganz sicher nicht jedermanns Sache, aber mich hat das Spiel in eine höchst unentspannte Spirale aus bauen, verlieren, optimieren, wieder verlieren, wieder umplanen, gewinnen und dann so lange tweaken, bis der Gegner nicht nur geschlagen, sondern vaporisiert ist, gezogen. Verdammich. 😀
„Hardspace: Shipbreaker“: Danke für den Tip 🙂
Nein, noch nicht gekauft. Aber gemerkt.
Kann mich dem Alien anschließen, Schiffe zerlegen ist was großartiges, vor allem im Open Shift mode ohne Zeitlimit und optional ausgeschaltetem Sauerstoffverbrauch.
Man kann so gut und gerne locker eine Stunde in eines der größeren Schiffe stecken, die kleineren sind so in 15 min gemüdlich zerlegbar.
Zen-Gaming pur
Wenn wir schon alle so offtopic unterwegs sind, hau ich mein persönliches zen-game auch noch dazu: beamng.drive, das hat zwar mit Weltraum nix zu tun, ist aber auch super entspannend, wenn man mal so eine oder zwei Stunden damit verbringt, die richtige Route einen Hügel rauf mit einem Rock Crawler zu finden.
Zu Space-Haven:
Bin noch im Tutorial und es macht bisher ziemlich Spaß. ^^
Gut, ich peil noch nicht, wie lange es aus dem verlassenen Schiff etwas zu holen gibt (wird das tatsächlich zerlegt?).
Und beim Erkunden habe ich dauernd aus Versehen geschoßen (ist die Munition eigentlich limitiert?).
Also obwohl ich mich so doof anstele, ist das Spiel bisher sehr nett zu mir (aber ich spiele ja auch auf „friedlich“ ^^“).