Wie gesagt, Zocken geht gerade nicht so wirklich. Nicht einmal Shooter. Versuche seit Tagen in Hedon Bloodrite reinzufinden, aber nach nur wenigen Minuten bin ich erschöpft. Was nicht am Spiel liegt. Hedon ist immer noch klasse, die Level gigantisch, das Art Design stimmig und die Atmosphäre ist mucho ambientig. Ich bin aber mucho fertig!
Aber hirnentleert abends vor Netflix und Co. sitzen, das geht zum Glück immer. Ein kläglicher Rest Bewusstsein schwirrt also noch durchs Rückenmark.

Anfänglich sind die Bezüge zu einer äußerst tödlichen Pandemie, welche die Welt mit dem „Great Crumble“, dem Großen Zusammenbruch in eine Art Post-Apokalypse verwandelt hat, zwar ein wenig bizarr und auch ungemütlich, aber das gibt sich schnell. Wir Menschen gewöhnen uns schnell an widrige Umstände. Seien es echte Pandemien oder Serien, die *doppelschwör* vor Covid-19 konzipiert wurden und auf Comics basieren, die noch früher erschienen sind.
In dieser Post-Apokalypse gibt es auch neugeborene Tiermenschen, von manchen als Auslöser der Pandemie, von anderen als Antwort des genetischen Pools der Menschen auf „The Sick“, wie die Krankheit nur noch genannt wird, interpretiert, denn diese Tier/Mensch-Hybriden sind immun. Deswegen werden sie auch gejagt, seziert und „gefarmt“, weil sie angeblich die Quelle eines Serums sein sollen, mit dem sich The Sick besiegen lässt.
In dieser Welt begleiten wir Gus, ein kleiner Hirsch-Hybridjunge, wie er das Reservat verlässt, in dem er nur in Gesellschaft seines Vaters aufwuchs, nachdem der Vater ebenfalls Opfer der Krankheit wurde.
Wer die Vorlage kennt, wird vielleicht annehmen, dass auch die Serie so zynisch und trostlos daherkommt wie der Comic. Doch an diesem Punkt weichen die Serien-Produzenten (unter anderem Robert Downey jr. und seine Gattin) fundamental vom Comic ab. Übrigens mit dem ausdrücklichen Segen des Autoren, Jeff Lemire, der seine Geschichte, würde er sie heute erneut beginnen, ähnlich aufziehen würde.
Denn Sweet Tooth, die Streaming-Serie ist trotz ihres fürchterlichen Settings und der wenig freundlichen Handlung … bisweilen zauberhaft wie eine fantastische Kinderserie, die sich auch Erwachsene antun können. Denn fast alles wird aus der Sicht von Gus geschildert, sein kindliches Staunen über all die Dinge hinter dem Reservatszaun, hinter den er nie gehen durfte. Auch sein Begreifen der grausamen Realität wird nicht aus der Sicht von Erwachsenen geschildert, sondern so wie Kinder das tun. Sie akzeptieren diese Grausamkeiten als Teil ihrer Realität und leben einfach weiter. Gus akzeptiert, dass Big Man, sein großer Freund, Menschen umbringt, um ihn zu beschützen und dennoch ist sein Stoffhund „Dog“ weiterhin ein wichtiger Teil seines Lebens
Genau dies ist auch der Grund, warum ich die Serie trotz ihres Settings und all der dort gezeigten Grausamkeiten und des Irrsinns, den Menschen sich gegenseitig antun können, nicht nur gerne angeschaut habe. Sondern auch gerne weiterschauen werde, denn Season 2 ist definitiv, doppelschwör, final gesichert. Was gut ist, denn Season 1 hat ein offenes Ende. Und meine Meinung zu Produzenten, die meinen es sei total cool ihre Serie mit einem offenen Ende abzuschließen, obwohl eine Fortsetzung noch nicht gesichert ist, die gebe ich hier lieber nicht zum Besten.
Doch alles in Ordnung bei Sweet Tooth.

Wer bei Dialogszenen von Actionfilmen einschläft, weil zu wenig Action im Film ist, dem würde ich raten lichtjahreweiten Abstand zu Tales of the Loop zu halten. Basierend auf den Zeichnungen von Simon Stålenhag, wurde die Rahmenhandlung des gleichnahmigen Bildbandes von Schweden in die USA übertragen. Eine Kleinstadt im Mittleren Westen der USA während der 1960er, die Sitz eines wissenschaftlichen Instituts ist, in dem die Grenzen unserer Wirklichkeit ausgetestet und überschritten werden. Geschildert werden keine apokalyptischen Invasionen aus fremden Dimensionen, sondern einfach nur die mehr oder minder normalen Schicksale von Menschen, die in dieser Stadt leben. Die Wissenschaftler, die Nicht-Wissenschaftler, ihre Familien.
Ja, das ist auch genau so ruhig und gemächlich und vollkommen action-frei, wie es klingt. Integriert in die Handlung sind die Setpieces, die bizarren Maschinen und Maschinenreste, die als Folge fundamentaler und weitreichender Physikexperimente nun in der Landschaft verstreut sind. Maschinen, mit denen zwei Menschen das jeweilige Bewusstsein in den jeweils anderen Körper transferieren können. Rostige Maschinenreste, die über ein verzerrtes Echo die immer älter werdenden Stimmen des Rufers wiedergeben, so dass man die noch verbleibende Lebenszeit herausfinden kann. Eine Zeitkapsel, mit der ein Liebespaar genau diesen einen, einzigartigen Schmetterlingsmoment festhalten will, wenn man feststellt verliebt zu sein.
Solche Geschichten sind es, die man hier sehen kann. Ruhige Geschichten. Nicht Eureka (Streaming nur in den USA, ihr Schweine!), aber vor allem nicht Action-Black Mesa. Ruhiger, melancholischer. So wie Stålenhags Bilder, die nicht nur optisch, sondern auch emotional perfekt in der Serie eingefangen und in Erzählungen umgewandelt wurden. Und ja, abgeschlossen. Neue Geschichten wären zwar fein, aber macht auch nix, wenn es nicht mehr gibt.

Kate ist einer dieser Filme, die dem Genre nichts neues hinzufügen. Alles war irgendwo schon mal in der einen oder anderen Form da. Was man kritisieren könnte, wenn man es denn wollte.
In diesem Falle finde ich es in Ordnung, denn Kate will nichts Weltbewegendes sein. Kate will einfach nur ein unterhaltsamer Action-Film sein. Was den Produzenten und der Regie auch gelungen ist. Die Unterwelt Tokios wird äußerst stylisch inszeniert, pinkes Neon-Geflacker ist das bestimmende Art Design. Bei den Action-Sequenzen bemüht man sich um eine moderate, vergleichsweise niedrige Schnittfolge, so dass der Zuschauer stets weiß, wo wer warum ist und wieso jetzt was passiert. Nicht ganz Old Boy, aber weit, WEIT von dem hektischen Gezappel entfernt, mit man in Hollywood seit den Bourne-Filmen meint Action verunstalten zu müssen.
Und dass die mit Polonium vergiftete, an Strahlenschäden langsam krepierende Auftragskillerin, die in familiäre Auseinandersetzungen eines Yakuza-Klans hineingezogen wird, von Mary Elizabeth Winstead gespielt wird, die ich mir eigentlich nie in derartigen Rollen vorstellen konnte, gibt dem Ganzen genau den richtigen Reiz, den ein harmloser, aber unterhaltsamer Action-Flick haben muss. Ja, bassd alles!
Der perfekte Action-Flick für den verdienten Feierabend!
Star Trek – Lower Decks (Prime)

Animierte Abenteuer einer Gruppe von Star Fleet-Mitgliedern, die ganz ausdrücklich fern jeglicher Brückenbesatzungsdramen sind, weil sie als Lowest of the Low so spannende Aufgaben bekommen wie z.B. den Sondermüll aus den Kabinen der Brückenbesatzung zu entsorgen oder als Zweit-Kontakt-Spezialist dem neuen Förderationsmitglied bei der Auswahl der Universal Contact Number helfen, unter deren Adresse der Planet künftig im förderationsweiten Kommunikationsnetz erreichbar ist.
Sicher, ab und an bringen Gastauftritte etablierter Figuren wie Captain Riker oder Lt. Paris (samt dazugehöriger Schauspieler) ein wenig Glamour in die Serie, aber das dient nur zu einem Zweck: Zu zeigen, wie banal das Alltagsleben jenseits der Brücke nun mal ist. Yay, heute steht Sensorphalanx-Kalibrierung auf dem Dienstplan!!! Aber wehe, die niedrigen Dienstgrade können aus diesem oder jenem Grund nicht ihre Pflichten ausüben und die Sensorphalanx bleibt unkalibriert … nun, Raumschiffe sind unglaublich komplexe Systeme und wenn da ein Rädchen nicht mehr ins Getriebe passt … BLÄMMO! Rotalarm!
Das ist alles so sehr viel unterhaltsamer, als ich es mir je vorstellen konnte. Vollgestopft mit Easter Eggs, Anspielungen und Querverweisen auf über 50 Jahre Episodenhandlungen, ist das eine lästerliche, freche und liebevolle Hommage an alle Dinge, die da sind des Star Treks.
Auch wenn Episoden grob zusammenhängen, so muss man auch hier nicht die Panik schieben plötzlich im Trockenen liegen zu bleiben. Ich wünsche Fähnrich Boimler und seinen Kollegen zwar noch viele weitere Abenteuer auf dem Weg zum Kapitänsstuhl, aber wenn hier Schluss wäre, wäre das nur ein Drama, weil Lower Decks so spassig ist und nicht, weil man ums Verrecken wissen muss, wie Handlungsfaden X oder Y jetzt aufgelöst werden.
Noch zum Schluss eine persönliche Anmerkung: Auch wenn ich es hasse, also so wirklich HASSE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!, wenn eine Serie mit fortlaufender Handlung abgebrochen wird und ich vor ein paar Monaten kurz davor war Netflix für immer zu kündigen (The Irregulars, einfach so beendet, IHR SCHWEINE! HATE! HATE! HASSEN! BLUTROTES HASSEN!!!!!), ich will nicht, dass es als Antwort auf erzürnte Zuschauerreaktionen nur noch Serien mit abgeschlossenen Einzelepisoden gibt. Ich würde mir nur eines wünschen … keine Cliffhanger mehr, wenn keine Fortsetzung gesichert ist. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?
Sonst passiert vielleicht wirklich was. Und damit meine ich meine Kündigung. Was denn sonst, hmm?
„Kate“ habe ich gestern Abend geschaut und war sehr angetan. Ein weitgehend schnörkeloser Actionfilm mit Neon-Flair und passender Musik. Daumen hoch!
Bei den „Star Trek – Lower Decks“ war mein Eindruck allerdings weniger euphorisch. Bei mir hat dieses „Rick & Morty“ mit Star Trek nicht funktioniert. Zu wenig echte Satire und zu viel Zeitgeist.
Als Holmes-Fan habe ich mich übrigens auch mit „The Irregulars“ sehr, sehr schwer getan. Einziger Lichtblick war für mich Thaddea Graham, die man sicherlich in Zukunft noch öfter sehen wird. Tatsächlich war ich am Ende ganz froh, dass die Show nach Season 1 weg war. Irgendwie haben die Autoren keine ausgegorene Story hinbekommen, und das moderne „Bashing“ bekannter fiktionaler (männlicher) Protagonisten war schnell langweilig.
Just my 2 cents…
Wie hat Dir als Holmes-Fan eigentlich „Enola Holmes“ gefallen?
„Enola Holmes“ fand ich ganz OK. Als launiger Coming-of-Age-Film funktioniert er sehr ordentlich. Hier tragen natürlich auch Millie Bobby Brown und Henry Cavill mit ihrem Sympathie-Boni den Film. Mit dem misanthropischen Sherlock Holmes aus den (Grusel-)Kurzgeschichten hat das aber natürlich außer den Namen nicht mehr viel gemein — was aber für mich hier kein Problem darstellt.
Willkommen im Club und im neuen Normal, wo das einzig Stetige der Wandel ist *grins*.
Kannste froh sein, wenn am Ende des Projekts der Großkunde noch den selben Namen bzw. die selbe Rechnungsanschrift hat. Aber wir wissen ja als Naturgesetz, früher war ALLES besser!! –> checkst Du hier:
(Ich werde diesem Mann mit den Jahren stimmungstechnisch immer ähnlicher…und finde das nicht schlimm.
Ist das…schlimm?)
TT: Zu Lower Decks hatte ich ja schon mal was geschrieben, das bassd! Aber hach, Tales from the Loop! Ich frage mich bis heute, wer das durch die Pitchphase bei Amazon gebracht hat. Das ist so konträr zu jeder amerikanischen Montageanleitung, wie eine moderne Serie in der Minimalanforderung auszusehen hat.
Gott sei Dank! Die Stimmung! Das World Building! Die Ästhetik! Das Ensemble!
DAS ist exakt die Serie, die auch bei mir in solchen Projekt-Druckphasen die richtigen Saiten zum Schwingen bringt. Gerne mehr davon.
Spielen geht in solchen Situationen übrigens durchaus bei mir, aber eben nur bestimmte Sachen. Und zwar im weitesten Sinne Wandersimulatoren, sehr gern sogar mit viel Handlung und sehr gern auch melancholisch bis zum Abwinken. The Astronauts treffen da mit Ethan Carter und The Medium exakt meinen Sweet Spot.
In diesem Sinne, durchhalten! Habe es aus einer sehr ähnlichen Situation erfolgreich in den diese Woche gestarteten „Sommer“urlaub geschafft.
(P.S.: Da ich glaube, dass es kontraproduktiv ist, wenn ich Dir sage, dass ich diesen Beitrag hier gerade am Strand von Sardinien (Costa Rei, Blue Sky, 28 Luft/26 Wasser) verfasse, las ich das mal lieber weg! XD )
Gute Erholung 🙂
Daaaanke für die Empfehlung von Tales from the Loop! Die Serie (oder eher Reihe an Episoden) ist ja richtig, richtig gut 🙂
Grazie mille! 😉
Ich hatte vor über zwei Wochen ein paar Keys gespendet – diesmal an die korrekte Mail-Adresse. Die dürfen jetzt aber auch gerne unters Volk gebracht werden, bevor sie irgendwo verstauben …
Verzeih bitte, noch zwei Tage Hirnfick, dann mache ich das fertig.