Anmerkung: Richtig. art of rally ist kein Early Access-Spiel. Dennoch war das ein Spiel, welches ich im Grunde nur wegen des Soundtracks gekauft hatte.
Nachdem ich mich von GOG wieder mal erfolgreich genötigt gesehen habe Geld liegen zu lassen, muss ich zum Ausgleich Euch mit meinem Sermon belästigen.

Nachdem dieser Titel in nicht wenigen Artikeln der etablierten Spielepresse lobhudelnd erwähnt wurde, auf Steam das begehrte Kundenfeedback-Label „Overwhelmingly Positive“ bekommen hatte, mir nach einem netten Aufbau-Titel zu Mute war und mal wieder ein Sale ist … warum nicht?
Doch leider will dieses durchaus putzige Biber-Gewusel nicht genug zünden. Dass noch gehörig Animationen fehlen, es der Optik noch Pfiff und Schliff mangelt und das UI bestenfalls zweckmäßig genannt werden kann … geschenkt. Das Spiel ist ja noch nicht fertig, die Entwickler basteln klugerweise erst an Gameplay-Mechaniken statt an Eyecandy herum.
Doch genau hier mein Hase im Pfeffer verborgen. Alles dauert lange. Seeeeeeeehr lange. Ich verbringe mehr Zeit auf höchster Spielgeschwindigkeit beim Warten auf das Sammeln/Heranwachsen von genug Ressourcen, als dass ich aktiv ins Spiel eingreife. Zudem die faszinierende Terrainveränderungs/Wasserfluss-Mechanik eine ganze Weile auf sich warten lässt, bis man genug Forschungspunkte sammeln konnte, um diese Technologien freischalten zu können. Was schade ist, denn Dämme bauen, neue Wasserläufe erzeugen und der vertikale Gebäudebau machen schon Spaß. Doch alles ist (zumindest für mich) so dermaßen zääääääääääääh! *yuck*
Schade! Ob’s ein Refund wird oder nicht, weiß ich noch nicht, da muss ich noch ein paar Tage drüber schlafen.
- art of rally

Wie bereits gesagt, das ist ein fertiges Voll-Release, kein Projekt in der Entwicklung. Ich hatte es schon seit längerem ins Auge gefasst, war mir aber nicht sicher, ob ich mit der Matchbox-Perspektive des Spieles zurechtkommen würde. Bei Rally-Sims bevorzuge ich entweder die unmittelbare Heckansicht oder (wenn ich firm genug in der Gameplay-Mechanik bin plus ein gescheites Lenkrad habe) die klassische Cockpitansicht. Bei art of rally hängt man aber gefühlt kilometerweit als Drohnenpilot über dem Fahrzeug. Selbst die tiefste Kameraperspektive befindet sich meterweit über dem Wagen in der Luft.

Doch schnell habe ich mich daran nicht nur gewöhnt, sondern lerne diese Perspektive zu schätzen, sobald ich mit dem gewählten Fahrzeugtyp vertraut geworden bin. Denn dann achte ich nicht mehr auf mein Fahrzeug, sondern schaue voraus auf den Kurs, bereite geistig Bremsmanöver und Lenkeinschläge vor. Denn hier gibt es keinen Kurvenindikator, keine Strecken-Minimap, keinen Beifahrer mit Gebetsbuch. Das minimalistische UI beschränkt sich auf Tempoanzeige, Drehzahl und Anzeige der Schaltung. Der Rest ist beinhartes Brettern durch beeindruckende Bildlandschaften.
Sind die ersten Rennen der Karriere noch gut schaffbar, verfluche ich bereits im dritten Spieljahr meine Entscheidung gegen „normale“ AI-Gegner anzutreten. Übung macht ganz klar den Meister. Wer auf Achievement-Jagd gehen will, sollte daher in freien Rennen üben, denn im Karriere-Modus gibt es eine begrenzte Anzahl von Neustart pro Spieljahr und Rennen, welche das Freischalten von z.B. Spezial-Lackierungen und die Achievement-Vergabe beeinflusst.
Dabei hilft es übrigens nichts, wenn man glaubt nur Strecken auswendig lernen zu müssen. Jede Karriere, jedes Spieljahr hat leicht andere Strecken und Örtlichkeiten. Ich bin gerade (1969) in Japan, wo ich durch ein Meer aus Kirchblüten heize. Bei einem Karriereneustart könnte ich 1969 in Finnland starten. Und wenn doch wieder in Japan, dann mit leicht anderen Strecken und neuen Herausforderungen. In art of rally muss ich also lernen das Fahrzeug (!) zu beherrschen, um damit jede neue, unbekannte Kurve möglichst schnell bewältigen zu können. Ich bleibe daher vorerst bei meinem Ford Escort-Äquivalent, der für die aktuelle Gruppe hoffentlich ausreichen sollte.
Nein, Motor-Tuning gibt es nicht, aber man kann ein wenig das Fahrverhalten einstellen. art of rally ist vom rein vom Fahrerischen zwar eine anspruchsvolle Simulation, doch in Sachen Präsentation und Feature-Umfang eher ein Arcade-Racer.
Mods gibt es hier natürlich auch, meistens in Form von historisch korrekten Lackierungen, wie zum Beispiel der von Hannu Mikkolas Fahrzeug bei der Rally Sweden 1979:

Dazu noch der phantastische Elektro-Soundtrack und ich kann sehr leicht nachvollziehen, dass in manchen Reviews vom Zen of Rally gesprochen wird, in den man hier eintauchen kann.
Dieses Spiel gebe ich definitiv NICHT zurück.
Ach ja, noch eine Anmerkung zu den Zuschauern. Die sind nicht einfach statische Texturen am Streckenrand, sondern zwar blockige, aber bewegliche NPCs, die oft genug genau dort stehen, wo ich eigentlich hindriften möchte und wie Fischschwärme auseinanderspritzen, wenn ich mit leicht panischem Gesichtsausdruck die Kurve nehme. Manche stürmen auch direkt auf das Fahrzeug zu, um mich anzufeuern. Eben der bei Rallys lange Zeit übliche Irrsinn:

Ich mag diesen Blog!
Während das gesamte spielende Internet offensichtlich gerade einen kollektiven eldenringischen Dauerorgasmus zu haben scheint, liest man hier über Timberborn und art of rally (sic).
Das ist wahre Hipness!
Elden Ring? *schnarch*
Art of Rally ist in der Tat ein kleines, feines Juwel. Normalerweise spiele ich Racing-Sims (Assetto Corsa, Iracing, Automobilista 2 etc), aber dieses Spiel löst bei mir nostalgische Gefühle aus und lässt mich an seelige Amiga 500 Zeiten denken. Die Steuerung ist angenehm fordernd bis „Ich möchte jetzt den Controller zerhacken“. Gute Nachricht noch: es ist geplant neben Skin-Modding auch Strecken-Modding hinzuzufügen.
Ein weiteres Top-Down-Rennspiel mit nicht ganz so anspruchsvoller Steuerung, aber auch gut für zwischendurch: Circuit Superstars.
Danke für den Blick auf Timberborn; das hilft mir weiter! : D
Das mit den sich verändernden Rennstrecken find ich sehr interessant; toll für die Fans. Für mich als Rennsimualtions-Noob das Aus – die Strecke auswendigzulernen, war meine einzige Chance bei solchen Spielen. ^^“
Wenn dir Art of Rally zu leicht ist kann ich noch Absolute Drift empfehlen. Vom gleichen dev, cooler Artstyle aber noch viel mehr „in-die-Tischkante-beiß“ Potential 😉
Und wenn wir schon von Indy-Sucht Spielen reden. Lässt die Finger von Satisfactory (ist aus dem Ukraine-Bundle gefallen). Die Stunden/Tage/Wochen fließen einfach unkontrolliert zwischen den Händen dahin. Muss … weiter … optimieren …
Von Satisfactory halte ich mich in der Tat besser fern.
Es ist schon tragisch genug, dass ich letztlich in Factorio die Nützlichkeit von Blueprints entdeckt habe und so langsam das Eisenbahn-Signalnetz genug verstehe, um sinnvoll Züge einsetzen zu können. Das chaotische Rumgewurste der Anfangszeit weicht inzwischen schön strukturierten Industriekomplexen. Die zwar toll aussehen, aber nur drei Stunden Schlaf reichen trotzdem nicht aus 🙂
Sooo, Timberborn refunded. Vielleicht schaue ich nach dem offiziellen Release nochmal rein, aber derzeit ist mir das alles zu zäh.